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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Comte St. Bertin. Aber der Comte ist gestorben und hat ihm
Geld hinterlassen.«
    »Und darauf bist du hereingefallen«,
höhnte Joseph. »Wann hätte je ein Kammerdiener mit Geld so eine wie dich
geheiratet?«
    »Er heiratet mich«, schrie Lizzie.
»Und ich gehe weg, und ich beteilige mich nicht an dem Gasthaus. So, jetzt wißt
ihr es!«
    »Und ich beteilige mich auch nicht
an dem Gasthaus«, rief Joseph wütend. »Ich werde erster Lakai bei Charteris.
Und alles wegen dir, Lizzie. Ich habe gewusst, dass du mich betrügst.«
    »Du machst dir doch kein bisschen
was aus mir«, sagte Lizzie. »Nicht ein kleines bisschen! Das einzige, was dich
interessiert, bist du selbst, du eingebildeter Fatzke.«
    Außer sich vor Wut schlug Joseph
Lizzie ins Gesicht. Unter heftigem Kriegsgeschrei stürzte sich der Koch auf
Joseph, und die beiden rollten über den Fußboden. Angus schlug mit den Fäusten
auf Joseph ein, und Joseph schrie und bearbeitete Angus mit Fußtritten.
    Die Tür öffnete sich, und Rainbird
kam, gefolgt von Dave, herein. Er sprang auf die Kampfhähne zu und versuchte,
sie auseinander zu zerren, wobei er Fergus um Hilfe bat. Schließlich waren
Joseph und Angus getrennt.
    »Was geht hier vor?« wollte Rainbird
wissen, nahm ein Handtuch vom Haken und trocknete sein regennasses Gesicht.
Erbostes Stimmengewirr antwortete ihm.
    »Einer nach dem anderen«, sagte der
Butler und setzte sich. Er ließ seine Augen über ihre Gesichter streifen.
»Fangen Sie an, Mrs. Middleton!«
    »Ich heirate Angus
MacGregor, Mr. Rainbird«, sagte Mrs. Middleton.
    Josephs Augen blickten den Butler
voll boshafter Begierde an, weil er darauf wartete, dass sich sein Gesicht vor
Wut verzerrte, aber zu seiner Überraschung wirkte Rainbird ungeheuer erleichtert.
Der Butler stand auf, führte Mrs. Middletons Hand an die Lippen und küsste sie.
    »Alles erdenkliche Gute für euch beide«,
sagte er. »Das ist aber doch ein Anlass zum Feiern, nicht zum Raufen. Womit hat
denn der Streit begonnen? Lizzie?«
    Lizzie, in Tränen aufgelöst und
trotzig, erzählte die Geschichte ihrer Verlobung.
    »Nun, unter der Voraussetzung, dass
es ein ehrenwertes Angebot ist, freue ich mich für dich«, sagte Rainbird
leise. »Aber warum hat mich dieser Gendreau nicht aufgesucht?«
    »Wegen dem Gasthaus«, sagte Lizzie
unglücklich. »Ich habe mich nicht getraut zu sagen, dass ich nicht mit Ihnen
gehen werde.«
    »Dann musst du ihm sagen, dass er
mich morgen — vielmehr heute«, verbesserte sich Rainbird mit einem Blick auf
die Uhr, »aufsuchen soll. Du hast keine Familie außer uns, Lizzie, und du
brauchst jemanden, der diesen Herrn für dich ausfragt.«
    »Sie war mir versprochen«, sagte
Joseph. »Das wissen Sie.« »Es verstand sich von selbst, ja«, sagte Rainbird.
»Aber ich war nie der Meinung, dass ihr gut zusammenpasst.«
    »Was!« kreischte Joseph erbost wie
ein Papagei, dem man seine Schwanzfedern ausreißt.
    »Und Joseph kommt auch nicht mit
uns«, sagte Mrs. Middleton. »Er soll erster Lakai bei Lord Charteris werden.«
    »Blenkinsop hat dich also
rumgekriegt, nicht wahr?« fragte Rainbird. »Wie kannst du nur Diener bleiben
wollen, wenn die Freiheit mit Händen zu greifen ist, Joseph?«
    Jedermann hatte vergessen, dass der
begierig lauschende Fergus nichts über ihre Zukunft wissen sollte.
    »Nur, weil Lizzie mir untreu war«,
schmollte Joseph.
    »Die ganze Wahrheit, Joseph«, sagte
Rainbird scharf.
    »So wahr mir Gott helfe...«
    »Joseph!»
    »Gut, ich wollte nicht aufs Land
gehen«, murmelte Joseph. »Da gibt es nichts für einen wie mich zu tun. Lauter
Pferde und Schafe und Kühe und solche stinkenden Tiere. In gewöhnlicher
Kleidung Gäste bedienen. Keine Livree.«
    »Aber unsere Livree ist doch gerade
das Zeichen unserer Knechtschaft!«
    »Sie können über Ihre Livree denken,
wie Sie wollen«, sagte Joseph aufgebracht, »aber ich sehe in meiner sehr schön
aus... das heißt, wenn sie gebürstet und gebügelt ist und nicht von einem
schottischen Wilden ramponiert.«
    »Genug, Joseph«, wies ihn Rainbird
zurecht, der sah, dass der Koch gute Lust hatte weiterzukämpfen. »Nun, es steht
also so, dass weder Lizzie noch Joseph mitmachen wollen... oder...?«
    Er hielt den Kopf schräg und schaute
Alice, die Hand in Hand mit Fergus dasaß, durchdringend an.
    »Ich muss erst mit meinem Herrn
reden«, sagte Fergus. »Aber ich habe Alice gefragt, ob sie mich haben will, und
sie hat ja gesagt. Ich kann nicht ohne die Einwilligung Seiner Gnaden heiraten,
aber

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