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Starr", sagte ich, „aber das ist das netteste Angebot, das ich in dieser Woche bekommen habe."
„Mist!" Er schnippte mit den Fingern. „Dann hatte mein Horoskop heute Morgen unrecht."
„Bleiben Sie lieber bei den Comics", riet ich ihm und nahm meine Sonnenbrille ab. Die grellen Neonlichter ließen mich erst blinzeln, dann aber hielt ich seinem Blick stand und sagte: „Ich habe spezielle Privilegien, T. Starr."
„Jawohl."
„Ich kann kommen und gehen, egal, wie spät es ist." „Jawohl, das können Sie."
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„Das werden Sie der Oberschwester sagen." „Ich bin die Oberschwester."
„Nun, dann sagen Sie es allen weiter, T. Starr. Betsy Taylor. Unbegrenzte Besuchserlaubnis."
„Jawohl, Sie können kommen und gehen, wann immer Sie wollen. Das werden alle wissen."
„Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend."
„Keine Telefonnummer?", fragte er traurig und ich kicherte. Selbst tief in Vampirhypnose dachte er noch daran, bei mir zu landen. T. Starr würde es weit bringen.
Ich stieß die Tür zu Jessicas Zimmer auf, achtete nicht auf das leise Seufzen der hydraulischen Scharniere (oder was immer dafür sorgte, dass große Türen so keuchten) und kam gerade rechtzeitig, um ein aufgeblasenes Arschloch sagen zu hören: „. . eine sehr seltene Form von Blutkrebs. Eine faszinierende Fallstudie, wirklich."
„Nein, danke", sagte Jessica. Hauchte sie, traf es wohl besser, weil von ihrer ehemals schrillen Stimme nur noch fünfzehn Prozent zu hören war.
„Aber wenn meine Kollegen von Ihrem Fall in J. A. M. A. läsen, dann wären Sie vielleicht in der Lage, anderen zu helfen, die dieselbe Krankheit haben."
Aus meiner zweijährigen Tätigkeit als Arzthelferin wusste ich, dass J. A.M.A.
das Journal of the American Médical Association war. Alle Ärzte waren scharf darauf, im J. A. M. A. - und im Lancet - Ungewöhnliches und Merkwürdiges zu publizieren.
„Nein, danke."
„Wirklich, Miss Watkins, finden Sie nicht, dass Sie ein bisschen selbstsüchtig sind?"
Ein Arzt durfte nicht über einen Patienten schreiben ohne dessen Erlaubnis.
„Miss Watkins, finden Sie nicht?"
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Aber eigentlich sollten sie um Erlaubnis bitten. Nicht quengeln. Oder Schuldgefühle einreden.
Ich öffnete den Mund, um Jessica zu Hilfe zu eilen, als die Badezimmertür aufflog und Detective Nick knurrte: „Sie hat Nein gesagt, Arschloch. Mach dich vom Acker."
Ich war froh, ihn zu sehen, fragte mich aber dennoch, ob er denn nie schlief.
Oder arbeitete? Und wenn wir schon mal dabei waren, wie schaffte er es immer wieder, sich hier Zugang zu verschaffen?
„Detective Berry, es wäre schade, wenn wir Sie des Zimmers verweisen müssten. Ihre Besuche scheinen einen positiven Einfluss auf meine Patientin zu haben."
„Nein .. " Jessicas Stimme war nur sehr leise zu hören. Ich spürte, dass das Sprechen ihr Schmerzen bereitete. „Tun Sie das nicht . . Vielleicht könnte ich ja bei diesem .. diesem Dingsda mitmachen . ."
„Vergiss es, Baby", sagte Nick.
„Genau", sagte ich. Ich versuchte die Tür hinter mir zuzuschlagen, aber das verdammte Ding glitt auf seinen keuchenden Scharnieren nur langsam zu.
„Vergiss es, Baby."
Als der Mann erschrocken zusammenzuckte (offensichtlich hatte Jessica dazu nicht mehr die Kraft), begriff ich, dass sie meine Anwesenheit nicht bemerkt hatten.
Und das Arschgesicht, das meine beste Freundin schikaniert hatte, sah wahrscheinlich ganz normal aus, wenn er nicht puterrot anlief. Wie zum Beispiel jetzt. Strubbeliges braunes, kurz geschnittenes Haar. Ungefähr meine Größe. Mit blau-grünen Augen und einer echt großen Nase. Hängende Schultern und zu dünn für seine Größe. Knochige Handgelenke, die aus den Ärmeln seines Kittels ragten. Ein echter, ausgewachsener Strebertyp. Und nicht zu vergessen, diese aufsehenerregende Gesichtsröte! Ich wusste nicht, ob er verlegen oder wütend war.
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„He, du Penner, schon mal davon gehört, dass Nein auch Nein bedeutet?"
„Was tun Sie alle außerhalb der Besuchszeiten hier?", stotterte B. McGill, M.D., Onkologie.
„Dir in den Hintern treten." Ich stürzte durch den Raum -Nick hatte seine Waffe gezogen, wahrscheinlich hatte ich auch ihn aufgeschreckt - und packte B. McGill. An der Kehle. Und ehrlich gesagt, es fühlte sich guuut an.
„Lass. Meine. Freundin. In. Ruhe!" Jedes Wort unterstrich ich, indem ich ihn schüttelte, dass ihm die Zähne klapperten. B. McGill begann die Augen zu verdrehen.
„Lass ihn los, Betsy. Er gehört mir."
„Halt
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