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essen, Sex zu haben, meine Hochzeit zu planen, mit meinen Freunden in der Küche Barkeeper zu spielen und gelegentlich das Böse zu bekämpfen . . und auch das wieder nur mit Hilfe.
Der Anrufbeantworter in der Küche blinkte. Stirnrunzelnd drückte ich auf Play.
„Hi, Betsy, hier ist Michael Wyndham. Wir haben nichts herausgefunden. Die Spur ist total kalt. Die hiesigen Rudelmitglieder haben keinen von beiden gesehen. Wir suchen weiter. Ruf mich an, wenn du etwas herausfindest."
„Hi, Süße. Ich bin's, Mom. Dem Baby geht es gut. Ich dachte, das würdest du gerne wissen. Laura ist hier, wenn du einen von uns brauchst. Also . . ruf doch mal zurück."
Schau an, schau an, die beiden hielten ja zusammen wie Pech und Schwefel.
„Hi, Betsy, ich bin's, Marc. Mann, hoffentlich hörst du das hier. Ruf mich sofort an!" Er nannte eine Telefonnummer - nicht seine Handynummer - mit einer unbekannten Vorwahl.
„Hallo, Jessica. Don hier. Hör mal, ich habe diese neue Steuer 78
oase aufgetan. Du musst nur noch einige Papiere unterschreiben. Ich kann bei dir vorbeikommen, wann immer es dir passt. Wir können da eine siebenstellige Summe vor dem Finanzamt in Sicherheit bringen und du sagst doch immer, du würdest das Geld lieber spenden, als es dem Staat geben.
Dein Wunsch ist deinem Steuerberater Befehl. Ruf mich an."
Aha, Don Freeman, der Buchhalter mit dem größten Sexappeal der Welt. Als er uns das erste Mal besuchte (er brachte Jessica immer Papiere zur Unterschrift und niemand würde einer Multimillionärin zumuten, zu ihm zu kommen), hielt ich ihn für einen professionellen Footballspieler, so breit waren seine Schultern.
„Betsy, warum zum Teufel hast du mich nicht zurückgerufen? Hier ist noch mal Marc. Hör zu, ruf mich an. Ich mache mir langsam Sorgen."
Er machte sich Sorgen? Es hörte sich an, als ginge es ihm gut und als wäre er gar nicht tot. Und es hörte sich auch nicht so an, als würde er unter Zwang handeln. Ich stürzte mich auf das Telefon und spulte noch einmal zu seiner ersten Nachricht zurück. Dann wählte ich die Nummer.
„Pirates Cove Resort, Little Cayman."
„Äh, ja .. ich suche einen Dr. Marc Spangler. Er hat mir diese Nummer hinterlassen."
„Ich glaube, er ist noch beim Scuba Diving." Scuba Diving?
„Möchten Sie dranbleiben, während ich mich vergewissere?"
„Lassen Sie sich Zeit", stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Dann folgte ein dumpfes Geräusch, als der Hörer abgelegt wurde.
Er machte Urlaub! Oh, ich würde ihn umbringen. Ich würde ihn bei lebendigem Leib fressen und ihn in tausend Stücke 79
hacken und dann jedes einzelne Stück in Brand stecken. Dann würde ich seine Asche zwingen, die Wiederholungen der vierten Staffel von Survivor anzusehen. Dann würde ich ..
„Hallo?", sagte Marc außer Atem. „Betsy? Bist du das?"
„Tut mir leid, dass ich dich beim Scuba Diving gestört habe", sagte ich kalt.
„Oh, das war schon heute Morgen. Jetzt habe ich an der Bar abgehangen und darauf gewartet, dass du zurückrufst. Ich habe tagelang versucht, dich zu erreichen."
„Ja, das weiß ich! Was geht denn hier vor? Bist du wirklich auf den Bahamas?"
„Den Caymans", korrigierte er mich. „Glaub mir, das hier ist wirklich der perfekte Erholungsort. Handys funktionieren nur ab und zu, genauso wie die Internetverbindung. Gerade erst ist hier ein furchtbarer Sturm durchgezogen und das hat alles nur noch schlimmer gemacht. Seitdem kannst du das Scuba Diving vergessen."
„Aber was machst du dort?"
„Ich bumse mich dumm und dusselig", sagte er und hörte sich dabei viel zu gut gelaunt an. „Du kennst doch David Ketterling? Den süßen neuen Kinderarzt?"
Dunkel erinnerte ich mich, dass Marc von einem neuen Kollegen im Krankenhaus erzählt hatte. Damals aber hatte ich dem keine Aufmerksamkeit geschenkt, weil Marc, wie wir alle wussten, keine Interessen - außer uns -
hatte.
„Nun", sprudelte er weiter, „wir hatten beide gleichzeitig ein paar Tage frei und seiner Großmutter gehört dieses Hotel, also haben wir uns ganz spontan entschlossen .. "
„Du hast das Land mit einem völlig Fremden verlassen."
„Irgendwie klang es vorher romantischer", gab er zu.
„Marc, ich bin fast gestorben vor Angst!"
„Tut mir leid, Betsy. Ich habe dir ja gesagt, es war eine spon 80
tane Entscheidung. Und sofort nachdem wir ankamen, habe ich versucht, dich anzurufen. David hat schließlich vorgeschlagen, es über das Festnetz zu versuchen. Unglaublich, dass
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