Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
über den Strand auf eine andere Gruppe zu. Die leuchtenden Gase tauchten diese Gruppe in ein orangefarbenes Licht.
    »Das muss ein Mühlstein sein«, murmelte ich.
    Niemand beachtete mich. Ich schien völlig unsichtbar zu sein. Ich gehörte nicht zu dem Kreis der Besessenen.
    Der Mann schlurfte zwei Meter an mir vorbei, ohne mich wahrzunehmen. Ich folgte ihm zunächst mit dem Blick, dann löste ich mich langsam von meinem Standort und ging ihm, mich dicht an die Felswand drückend, nach. Er steuerte auf das seltsame Gebilde, das wie eine altertümliche Mühle aussah, zu.
    Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es zwei Arten von Kristallen gab: leuchtende und stumpfe.
    Der Besessene blieb stehen und wartete, bis eine Deichsel an ihm vorbeischwenkte. Die Deichsel wurde von sieben Menschen bewegt und drehte einen Mühlstein, der in der Mitte einen trichterförmigen Einschnitt hatte. Der Mann ging weiter, während ich mit einem Satz zurück zwischen die Felsen sprang. Er leerte den Korb in den Trichter des Mühlsteins. Augenblicklich waren wieder die scharrenden, kratzenden Geräusche zu hören. Die Kristalle wurden zermahlen, aber nur die stumpfen, die ihren Glanz an die Augen der Opfer abgegeben hatten.
    Als die sieben Besessenen, von denen der Mühlstein langsam gedreht wurde, die Deichsel wieder herumschwangen, zuckte ich zusammen.
    »Angela!«, stöhnte ich auf.
    Die Sardin sah wie in einem Horrorfilm aus. Ihre Kleidung war dekorativ zerrissen und bedeckte ihren Körper nur höchst unzureichend. Sie klammerte sich mit beiden Händen an das äußerste Ende der Deichsel und schob zusammen mit den sechs anderen – zwei Frauen und vier Männern – immer wieder den Knüppel im Kreis herum.
    Ich wusste wieder einmal nicht, was ich tun sollte. Was machte Angela hier? Ihre Jeans waren zerrissen. Ich sah blutige Kratzer an ihren Waden und Schenkeln. Die Bluse war aufgerissen, der Pullover bestand nur noch aus einem gröberen Netz, und das wunderschöne lange Haar war nass, verklebt und strähnig. Sie sah mich nicht. Ihre Augen leuchteten wie die der anderen Besessenen. Sie träumte mit weit geöffneten blinden Augen. Ihr Gesicht strahlte eine fast unbeschreibliche Ruhe aus, als würde sie große Zärtlichkeit erleben und genießen.
    Ich sprang vor, rannte die wenigen Schritte bis zum Ende der Deichsel, ergriff Angela am Handgelenk und am Oberarm und flüsterte eindringlich: »Ich bin es, Arnoldo. Komm mit mir, Angela!«
    Sie ließ augenblicklich die Deichsel los. Alle waren hier blind. Angela von Natur aus, die anderen sahen mich nicht, weil sie sich in einer Welt befanden, die mir verborgen blieb.
    Ich zog Angela mit mir von dem Haufen weg, der aus sandgroßen Körnern zermahlener Kristalle bestand. Die anderen schoben ununterbrochen weiter und ließen sich nicht im Mindesten stören. Wir rannten auf die Höhlenwand zu. Ich zog Angela an mich. Sie wirkte völlig ruhig und gelöst. Ihr Körper war schwer und träge, als ob sie schlafen würde.
    »Angela, ich bin froh, dass ich dich gefunden habe! Wie kommst du hierher?«, stieß ich bebend hervor.
    Sie lächelte mich an, fast sinnlich. Ihr Körper strömte einen unbeschreiblichen Geruch aus. Ich konnte ihn nicht definieren.
    Dann hörte ich Angela sagen: »Du gehörst jetzt zu uns, Arnoldo.«
    »Ich gehöre …« Plötzlich verstand ich. Allein meine Anwesenheit genügte, um sie glauben zu lassen, dass ich zum Kreis der Auserwählten gehörte.
    »Komm, lass uns gehen«, murmelte ich.
    Sie schüttelte den Kopf und deutete mit dem Arm nach hinten. »Aber Arnoldo – wir sind hier im Paradies! Sieh doch! Die Farben! All diese schönen Sachen. Diesen Palazzo der Schönheit!«
    Ich brauchte mich nicht umzusehen, trotzdem irrten meine Blicke immer wieder von ihrem verzückten Gesicht weg und suchten unter den Männern mit den leuchtenden Augen nach Dorian Hunter.
    »Wir sollten gehen«, drängte ich sie wieder. »Denk daran, dass du mich vor diesem Palast gewarnt hast, Angela! Deine Eltern machen sich Sorgen.«
    Sie strahlte mich an und sagte ohne Schuldgefühle: »Ach, ich war so dumm – damals – in deinem Haus. Hier fühle ich mich wohl. Endlich kann ich sehen. Ich sehe alles. Ich weiß plötzlich, dass die Welt nicht kalt und grau ist. Sie hat Millionen Farben.«
    Sie glaubte, sie wäre im Garten Eden. Die Kristalle gaukelten ihr eine andere Wirklichkeit vor, sie nahmen den Besessenen den Willen. Alle, die hier unten schufteten, waren verloren, waren Sklaven der

Weitere Kostenlose Bücher