0600 - Die Fee und die Horror-Reiter
wollen. Tut mir leid.«
»Hast du sie denn nach Einzelheiten gefragt?«
»Sie gaben kaum Antwort. Es war für sie eine sehr schlimme Zeit. Man hat sie gebrochen, hat ihnen das Rückgrat genommen. Sie kommen mir vor, als wollen sie nicht mehr.«
»Hat man dir nicht gesagt, wo die Reiter zu finden sind? Bei mir drängt die Zeit, der Druck steigt…«
»Sie sind da, John. Einfach da. Man muß auf sie warten, sie werden kommen, sie kommen immer. Sie haben versucht, das Paradies zur Hölle zu machen. Das ist ihnen an vielen Stellen schon gelungen, auch wenn nicht alles unter ihrer Kontrolle steht. Aber sie sind dabei, Aibon umzukrempeln. Davon müssen wir ausgehen.«
Ich hatte die Stirn in Falten gelegt und strich nachdenklich über mein Gesicht. Wer steckte hinter AEBA? Wer sorgte für diesen furchtbaren Antrieb, das war die Frage.
Waren es die Erzdämonen, denen sie ganz früher einmal gedient hatten? Später hatten sie sich dann auf die Seite des Schwarzen Todes geschlagen, und wieder einige Jahre danach kämpften sie für Baphomet, gegen die aufrechten Templer. Jetzt wollten sie Aibon unter ihre Kontrolle bekommen. Was folgte als nächstes?
Perlhaut hatte meine Gedanken fast gelesen. Sie »redete« mich wieder an. »Ich weiß, John, daß es schlimm für dich ist. Es ist für alle von uns schlimm, aber wir müssen durch. Wir können nicht anders, glaub es mir.«
»Nein, nicht durch. Wenn ich sie nicht stoppe, ist das Leben meines Freundes Suko keinen Pfifferling mehr wert. Darum geht es mir und um nichts anderes.«
»Willst du dich ihnen stellen?«
»Das hatte ich vor, aber ich hoffte auch, daß ich Unterstützung bei den Trooping Fairies bekomme.« Wieder schaute ich sie an und fügte mit leiser Stimme einen Satz hinzu. »Das scheint nun leider endgültig vorbei zu sein.«
Der Feengeist widersprach nicht, während ich darüber nachdachte, wer mir in Aibon noch Unterstützung würde geben können. Da war der rote Ryan, von dem ich nichts gehört hatte, Miriam di Carlo möglicherweise, da waren die Trolle, die Elfen, die Feen, die Tiere, die Pflanzen, sie alle besaßen Leben, atmeten, standen auf meiner Seite. Sie lebten in dem grünen Teil des Landes und nicht auf der furchtbaren Seite, wo der mächtige Druide Guywano regierte.
Wie stand er zu den Reitern?
Mir schoß ein wahnsinniger Gedanke durch den Kopf, der im ersten Augenblick verrückt klang, doch bei einem späteren Nachdenken nicht mehr so unwahrscheinlich wirkte.
Konnte ich den unheimlichen Druidenfürsten Guywano auf meine Seite ziehen?
Eines jedenfalls stand fest. Guywano beherrschte das nicht paradiesische Aibon. Natürlich hatte er oft genug seine Hand ausgestreckt, um das gesamte Land unter Kontrolle zu bekommen. Es war ihm nicht gelungen. Daß andere eingebrochen waren, konnte ihm demnach nicht gefallen. Derart fette Brocken schnappte man ihm nicht vor der Nase weg. Da würde er auf die Palme gehen.
Ich wurde abgelenkt, als der Feengeist vor mir erschien. Das feinstoffliche Gesicht zeigte, soweit man davon sprechen konnte, einen ernsten Ausdruck. »Deine Gedanken, John, drehen sich um sehr gefährliche Dinge. Du willst Feuer mit Feuer löschen. Das kann nicht gutgehen, Aibon würde darunter leiden und wahrscheinlich restlos zerstört werden. Ich befürchte das.«
»Dann nenne mir eine andere Lösung. Wir stehen allein, Die Horror-Reiter sind eine Macht.«
»Stimmt. Ich muß daran denken, daß die Männer in Grau gerade dich als Schutz oder Retter ausgesucht haben. Sag mir eines, John, und gib eine ehrliche Antwort. Hast du Angst?«
Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Sie überraschte mich, dennoch erfolgte meine Erwiderung relativ spontan. »Ja, Perlhaut, ich habe Angst. Ich bin ein Mensch mit allen Fehlern und Schwächen, und ich habe Furcht davor, zwischen den Mühlsteinen des Grauens zermalmt zu werden. So ehrlich bin ich.«
Plötzlich lächelte Perlhaut. »Ich freue mich, daß ich so etwas von dir gehört habe, denn die meisten Menschen überschätzen sich einfach. Sie wollen die Wahrheit nur selten zugeben, so ist das nun einmal. Sie sind sehr unehrlich.«
Hätte ich es gekonnt, ich hätte Perlhaut in den Arm genommen, an mich gedrückt oder zumindest gestreichelt. Selbst das schaffte ich nicht, zudem zog sich der Geist zurück. Es war bei ihm nicht möglich, eine Gänsehaut zu bekommen, nur wirkte die feinstoffliche Gestalt auf einmal gespannt und aufgeregt.
Nicht nur sie. Auch in die Reihe der Trooping Fairies war
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