0601 - Aibons Monster-Troll
Die stoben aus den Mäulern der Tiere wie eine höllische Glut.
Die Hufe trommelten ihr wildes Stakkato. Grassoden wirbelten in die Höhe, begleitet von feuchter Erde, Matsch und Dreck. Und die beiden Gefangenen näherten sich immer mehr dem breiten Maul dieser quallenartigen Bestie.
Obwohl alles rasend schnell ablief, kam es mir zeitverzögert vor.
Vielleicht weil wir es so intensiv erlebten, wobei ich dem Hook den Sieg gönnte.
Da schleuderte ein Reiter seine Waffe. Wie ein abgeschossener Pfeil durchschnitt die Klinge die Luft. Ob Zufall oder nicht, möglicherweise war sie auch nur hervorragend gezielt, jedenfalls verschwand die Klinge nicht im Maul der Bestie.
Sie knickte kurz vor Erreichen des Ziels noch nach oben weg, so daß sie schräg in die Oberlippentasche des Hook eindringen konnte.
Dies geschah, bevor der Monster-Troll die zwei anderen Reiter verschlingen konnte.
Er zuckte zusammen. Seine Hände bewegten sich zwar, aber sie zerrten die Gefangenen nicht mehr näher. Dafür wirbelten sie auf und nieder wie Trommelstöcke.
Die Zeit reichte den Horror-Reitern.
Der letzte Bewaffnete sprang mitsamt seinem Pferd über einen Arm des Hook hinweg, katapultierte sich aus dem Sattel und rammte im Flug seine Klinge dorthin, wo die beiden kleinen Augen des Trolls leuchteten. Die schuppige Haut hielt diesem Stich nicht stand.
Die Klinge spaltete sie auf, ein Auge zerfloß dabei, und aus der Wunde quoll dunkles Aibon-Blut hervor. Ich kannte es. Eine dunkelgrüne Masse rann träge am breiten Gesicht des Trolls herab.
Ich hatte mein Gesicht verzogen, der Monster-Troll heulte plötzlich auf. Er gab ein Geräusch ab, das sich wie ein »Blopp« anhörte, danach veränderte sich sein Körper wieder. Er zog sich zurück, gleichzeitig klappte das Maul schief zusammen, und der Horror-Reiter nutzte seine Chance erneut, denn er rammte die Klinge wieder vor.
Schräg diesmal, noch wuchtiger, und deshalb glitt sie viel tiefer hinein.
Ich drückte dem Hook trotzdem die Daumen, daß er den Kampf gewinnen würde. Noch besaß er die beiden anderen Reiter als Pfand, aber seine Griffe waren längst nicht mehr so hart.
Das merkten die Gefangenen natürlich. Nun bewiesen auch sie, daß sie mit außergewöhnlichen Kräften ausgestattet worden waren.
Sie sprengten gemeinsam den Griff der Pranken.
Einer zog sein Schwert, hob es hoch und hackte den Arm des Mörder-Trolls ab.
Der Hook zog sich zurück.
Er war angeschlagen, schwer verletzt. Er rutschte mehr über den Boden, glitt auf seiner eigenen Spur aus Schleim und Blut dahin, als hätte er einen Stoß bekommen.
Die beiden Gefangenen waren noch ziemlich benommen, aber sie wollten ebenfalls weitermachen.
»Das sieht nicht gut aus«, sagte Suko.
Er sprach ins Leere, denn ich war schon losgelaufen, um mich um die Frau zu kümmern. Als ich sie anhob und über die Schulter wuchtete, schrie sie vor Schmerzen, darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. So rasch wie möglich rannte ich auf die Deckung am Rand der Lichtung zu, wo der rote Ryan wartete und sie in seine Obhut nahm.
»Er wird nicht gewinnen«, sagte er.
»Das sehe ich auch. Und dann?«
»Ich weiß es nicht.« Während der Antwort hatte er zum Himmel geschaut. Aus irgendeinem Grund war er düster geworden. Nicht durch Schatten oder Staub, sondern durch die gewaltige Armee von Riesenvögel, die sich über der Lichtung zusammenballte.
Ich sah Suko rennen und hörte den roten Ryan schreien. »Das sind Guywanos Totenvögel, John.«
»Wieso?«
Suko hetzte herbei. »Wir müssen weg, die Vögel…«
»Ich weiß.«
Wir rannten nicht weg, wir suchten nur Deckung und sahen, wie sie sich aus dem Himmel nach unten stürzten. Sie kamen wie Düsenjäger im freien Flug, sie waren schwarz, lang, versehen mit mordgierigen, spitzen Schnäbeln, und sie warfen sich für den Hook in den Kampf, denn auch jemand wie Guywano konnte nicht zulassen, daß sich die Machtverhältnisse am Rande seines Reiches veränderten, denn als nächstes würden sie bestimmt versuchen, sein Gebiet zu annektieren.
Würden sich durch sein Eingreifen unsere Probleme praktisch von selbst lösen?
Es sah fast danach aus, denn auch mächtige Dämonen wie die Horror-Reiter konnten einer derartigen Übermacht nicht standhalten. Sie hatten es noch geschafft, sich wieder voll zu bewaffnen, kämpften mit Lanzen und ihren Schwertern.
Die Vögel erinnerten mich in diesem Fall an Kamikaze-Kämpfer.
Viele von ihnen stürzten in den Tod.
Am besten waren die Reiter
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