0601 - Die falschen Mutanten
ausgeführte Teleportationen rund um das Waffenlager hatten Ras Tschubais schlimmste Befürchtungen bestätigt. Das Wach- und Sicherheitssystem von Imperium-Alpha II war wesentlich komplizierter und dichter als das Original in Tschubais Heimatkontinuum. Noch schlimmer war die Tatsache, daß niemand, auch die Mutanten nicht, ohne besonderen Grund und ohne besondere Genehmigung diese Räume betreten konnte. Es gab sogar einen Schutzschirm, der eine Teleportation in das Waffenlager unmöglich machte.
Nach dem siebten Erkundungssprung kehrte Ras enttäuscht in seine Unterkunft zurück. Sein Plan war gefährdet. Nur im Waffenlager hätte er sich so ausrüsten können, wie es zu einer gründlichen Zerstörung der MARCO POLO II angebracht erschien.
Tschubai warf sich auf das Bett und starrte gegen die Decke.
Er hatte jetzt nur noch die Möglichkeit der Improvisation. Irgendwo mußten sich doch ein paar Mikrobomben auftreiben lassen. Er wußte, daß er nur mit äußerster Vorsicht operieren durfte, wenn er nicht vorzeitig Verdacht erwecken wollte.
Die Reparatur der MARCO POLO war fast beendet, er mußte sich also beeilen.
Glücklicherweise hatte man ihn während der letzten Tage in Ruhe gelassen. Von der echten MARCO POLO trafen die Nachrichten nur spärlich ein. Ras Tschubai hörte etwas von einem Zwischenfall im Wega-Sektor, aber das Schiff schien auch diesmal wieder entkommen zu sein.
Rhodan II schien noch zu zögern, alle Mutanten auf die Jagd nach dem Fremden zu schicken.
Das würde sich wahrscheinlich ändern, wenn die MARCO POLO II startbereit war.
Obwohl er unter Zeitdruck stand, mußte Ras behutsam vorgehen. Er überlegte, wo in Imperium-Alpha (von den unzugänglichen Waffenlagern einmal abgesehen) er am ehesten an Mikrobomben herankommen konnte. Im Originalkontinuum behielten die SolAb-Agenten ihre Ausrüstung auch dann, wenn sie Imperium-Alpha betraten. Vielleicht war das hier auch so. Auf jeden Fall mußte Ras es versuchen.
Er erhob sich und ging zur Tür.
Glücklicherweise nahm niemand daran Anstoß, wenn er sich außerhalb der Mutantenunterkunft bewegte. Sollte man ihn fragen, wozu er unterwegs war, konnte er sich immer noch eine Ausrede einfallen lassen. Es gab zu seiner Erleichterung nicht viele Menschen in Imperium-Alpha, die es gewagt hätten, einen Mutanten vom Range Ras Tschubais nach seinem Ziel zu fragen.
Er drückte die Tür hinter sich zu „Hallo, Ras!"
Sein Herz machte einen Sprung, aber er zwang sich, den Kopf langsam zu drehen. Hier konnte ihm schließlich nichts passieren.
Fellmer Lloyd kam auf ihn zu.
„Ich bin unterwegs zu Baiton und dem Lord. Wir machen unser übliches Spielchen. Wollen Sie sich nicht daran beteiligen?"
Tschubai zögerte. Er hatte nicht mehr viel Zeit, andererseits wollte er keinen Verdacht erwecken.
So sagte er schulterzuckend: „Eigentlich wollte ich mir einen Film ansehen. Aber gegen ein Spiel habe ich nichts einzuwenden."
Er folgte Lloyd durch den langen Korridor.
„Diesmal sind es zwei!" sagte der Telepath.
Diese Bemerkung war nichtssagend für Tschubai, aber er vermutete, daß sie mit dem Spiel zusammenhing. Im Originalkontinuum hatten die Mutanten oft miteinander Karten oder Schach gespielt - warum sollte es hier anders sein?
Lloyd öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum. Baiton Wyt und Lord Zwiebus waren bereits eingetroffen. Sie standen an einem Tisch, der offenbar erst aufgestellt worden war, denn bei seinem ersten Besuch im Aufenthaltsraum hatte Ras ihn nicht gesehen.
Über den Tisch war ein zwanzig Zentimeter hoher Glasdeckel gestülpt worden. Als Ras näher trat, sah er den Grund dafür. Unter dem Glas rannten zweiundzwanzig Siganesen in Sportkleidung über die künstlichen Grasmatten, die auf dem Tisch lagen. Weiße Linien markierten ein Mini-Fußballfeld..
„Es hat gerade begonnen", erklärte Baiton Wyt. „Wir müssen ihnen tüchtig einheizen.
Zu seinem Entsetzen sah Tschubai, daß winzige Schockpeitschen in den Glasdeckel eingelassen waren. Sie konnten von außen bedient werden. Wer von den Gefangenen nicht so spielte, wie die Zuschauer es erwarteten, wurde mit einer Schockpeitsche gegeißelt.
Ras mußte sich abwenden.
„Was ist los mit Ihnen?" erkundigte sich Lloyd ärgerlich. „Ich hatte vor, mit Ihnen zusammen die rote Partei gegen die beiden anderen zu spielen."
Die Übelkeit, die in ihm hochstieg, ließ Ras nach Luft ringen. Er hatte das Gefühl, als müsse er sich jeden Augenblick übergeben.
Zwiebus und Wyt standen mit
Weitere Kostenlose Bücher