0601 - Die falschen Mutanten
Grund nahm Tschubai an, daß sein psychologischer Kniff Erfolg haben würde.
Er machte sich auf die Suche nach Mikrobomben. Wenn er alle Bomben, die hier im Waffenlager aufbewahrt wurden, gleichzeitig gezündet hätte, wäre die MARCO POLO explodiert. Doch dabei hätte Tschubai die Besatzung umgebracht. Es ging ihm nur darum, die MARCO POLO fluguntauglich zu machen.
Er nahm drei Bomben und sprang in den Ringwulst des Schiffes. Der Hangar, in dem er herauskam, war von mehreren Technikern besetzt, doch das konnte Ras nicht mehr stören, denn er hatte sich in der Waffenkammer mit einem Mikrodeflektor ausgerüstet. Das Gerät machte ihn unsichtbar.
Ungehindert gelangte er in den äußeren Ringwulst. In der Nähe eines Impulstriebwerks legte er die Bomben ab und stellte die Zündung ein. Die Explosion würde ein Triebwerk zerstören und ein gewaltiges Loch in den Ringwulst reißen.
Tschubai konnte zufrieden sein.
Jetzt kam es nur noch darauf an, unbemerkt nach Imperium-Alpha zurückzukehren ...
*
Eine halbe Stunde später erreichte Ras Tschubai seine Unterkunft in Imperium-Alpha.
Niemand hatte ihn gesehen oder etwas von seinem Ausflug bemerkt. Ras begab sich in die Toilette und warf den Mikrodeflektor in den Zerstrahlungsschacht, denn er wollte vermeiden, daß man bei einer eventuellen Untersuchung das Gerät bei ihm fand. Danach begab er sich in den Aufenthaltsraum.
Nur Irmina Kotschistowa war anwesend.
„Ras!" begrüßte sie ihn. „Ich bin froh, daß jemand kommt. Überlegen Sie, was wir tun können."
Tschubai hütete sich, einen Vorschlag zu machen. Der kalte Ausdruck in den Augen der Mutantin erschreckte ihn. Er konnte sich jedoch jetzt nicht zurückziehen, denn jeden Augenblick mußten die Bomben an Bord der MARCO POLO II explodieren. Ras nahm an, daß Rhodan II sofort alle Mutanten und verantwortlichen Offiziere alarmieren würde.
„Hoffentlich kommen wir bald wieder hier heraus!" sagte Irmina. „Für mich gibt es nichts Schlimmeres als diese verdammte Untätigkeit. Lloyd und Gucky haben Glück. Sie nehmen jetzt an einem Gefangenenverhör teil."
Tschubai wagte nicht daran zu denken, wie es bei diesem Verhör zugehen mochte.
Er lächelte der Mutantin zu.
„Die Jagd wird bald beginnen." Sie wollte antworten, doch aus den Lautsprechern des Interkoms kam ein Alarmsignal.
„Alle Mutanten in den Hauptbesprechungsraum! Auf die MARCO POLO wurde ein Anschlag verübt."
Tschubai und Irmina wechselten einen Blick.
„Endlich passiert etwas!" triumphierte die Mutantin. „Kommen Sie, Ras. Ich bin gespannt, ob man die Saboteure schon geschnappt hat."
Was würde sie sagen, wenn sie erfuhr, daß sie mit dem Saboteur zusammen war? Vermutlich hätte sie ihn sofort angegriffen, wenn sie die Wahrheit gewußt hätte.
Sie rannten zum nächsten Transmitteranschluß und begaben sich in den Konferenzraum. Die meisten Mutanten waren bereits eingetroffen. Ebenso Bull, Danton und Tifflor. Reginald Bull lief wie ein gereizter Stier im Raum auf und ab und stieß Drohungen gegen die unbekannten Täter aus.
Rhodan II war noch nicht da.
Ras suchte sich einen Platz abseits von den anderen, denn er wollte auf keinen Fall in eine Diskussion verwickelt werden.
„Das wirft uns tagelang zurück!" sagte Tifflor verdrossen. „Ich werde den Verdacht nicht los, daß sich ein paar Fremde noch immer auf der Erde herumtreiben und auch für diesen Sabotageakt verantwortlich sind."
„Glauben Sie nicht, daß die Extremisten das getan haben?" fragte Galbraith Deighton.
„Ruhe!" schrie Bull.
Atlan kam zusammen mit zwei hohen Offizieren der USO herein. Er sah sich um und grinste spöttisch.
„Alles sehr erregt!" stellte er fest. „Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Er ist außer sich, aber das werden Sie alle selbst gleich feststellen können."
Verlegene Stille trat ein. Alle schienen sich unter dem bevorstehenden Auftritt Rhodans zu ducken. Tschubai blickte zum Eingang.
Doch als sich die Tür abermals öffnete, kam nicht Rhodan herein, sondern ein paar Soldaten stießen fünf gefesselte Offiziere in den Raum. Zwei dieser Männer waren Tschubai bekannt. Es waren Wachoffiziere vom Raumhafen.
„Die Sicherheitsoffiziere", stellte Atlan fest. „Sie waren für die Bewachung der MARCO POLO verantwortlich."
Die Gesichter der fünf Gefesselten waren vor Furcht gezeichnet. Ras konnte es verstehen.
Atlan trat vor die fünf Männer.
„Ja, Freunde", sagte er leise. „Da habt ihr wohl nicht richtig aufgepaßt."
„Es
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