0601 - Die falschen Mutanten
wissen, welches die Originalerde war? Vielleicht gab es außer Terra II noch mehr Parallelwelten. Theoretisch war eine undenkbare Zahl solcher Welten vorstellbar.
Tschubai zwang sich, an etwas anderes zu denken. Grübeleien über die mögliche Anzahl von Paralleluniversen halfen ihm nicht weiter. Er war durch den Unfall, den die MARCO POLO erlitten hatte, in diese Welt versetzt worden. Vielleicht konnten seine Freunde und er nie wieder in ihr Universum zurückkehren. Deshalb mußten sie lernen, in dieser Umgebung zu leben.
„Da bist du ja!"
Tschubai fuhr herum und sah Gucky II neben dem Eingang des Bürotrakts stehen. Der Ilt hatte gewartet.
„He! Warum so nervös? War es sehr schlimm?"
Der Mausbiber wartete gierig darauf, daß Tschubai ihm berichtete, was bei seiner Zusammenkunft mit Rhodan geschehen war. Vielleicht fand Gucky eine perverse Freude daran, wenn er erfuhr, wie der Großadministrator Mitarbeiter bestrafte, mit denen er unzufrieden war.
„Ich möchte nicht darüber sprechen", versetzte Ras. „Außerdem bin ich müde. Ich begebe mich jetzt in unser Quartier und ruhe mich aus."
Er ließ den Ilt stehen und ging weiter. Die Blicke des Mausbibers verfolgten ihn.
„Etwas stimmt mit ihm nicht!" sagte Gucky II leise. „Ich werde ihn ein wenig beobachten."
*
Nach und nach erfuhr Ras Tschubai weitere Einzelheiten.
Der MARCO POLO war die Flucht von Terra II gelungen. Im Verlauf der Kämpfe war die MARCO POLO II beschädigt worden. An ihrer Wiederherstellung wurde fieberhaft gearbeitet. Überall in der Galaxis wurde nach der MARCO POLO gesucht.
Rhodan II hielt sich auf der Erde auf. Von hier aus wollte er die Jagd nach seinem Doppelgänger steuern.
Zu seinem Erstaunen erfuhr Ras Tschubai, daß sich die Theorie von den Parallelwelten auf Terra II nur langsam durchzusetzen begann. Viele Verantwortliche glaubten, daß sich irgendein Gegner des Systems raffinierter Täuschungspraktiken bediente, um den Großadministrator zu stürzen. Tschubai konnte nicht in Erfahrung bringen, ob das auch die Ansicht des Diktators war, aber viele Mutanten lehnten es ab, an die Existenz einer Parallelwelt zu glauben.
Obwohl er sich körperlich schnell erholt hatte, brachte Tschubai es nicht fertig, sich an die Mentalität der Terraner zu gewöhnen. Fast überall stieß er auf Bösartigkeit und Aggressivität.
Erstaunlich war nur, daß sich die Menschen nicht schon längst selbst umgebracht hatten.
Hilfsbereitschaft und Freundschaft waren so gut wie unbekannt, die wenigen Anständigen, die Tschubai kennenlernte, wurden von den anderen verspottet und lächerlich gemacht.
Rhodan II schien das Zentrum aller Bosheit zu sein. Es war, als würde er eine negative Strahlung aussenden, deren Einfluß sich niemand entziehen konnte. Wenn die Menschen von ihm sprachen, hüteten sie sich vor Bemerkungen, die mißdeutet werden konnten. Trotzdem erfuhr Tschubai schon nach kurzer Zeit, daß es selbst in Imperium-Alpha regelmäßig zu Verhaftungen kam. Alle, die nicht vollkommen vertrauenswürdig erschienen, wurden verhaftet und abgeurteilt. Das Denunziantentum stand in voller Blüte.
Tschubais anfängliche Abscheu verwandelte sich allmählich in Mitleid..
Die Menschen, die auf Terra II lebten, waren zu bedauern.
Seit seiner Ankunft auf der Parallelwelt hatte der Teleporter noch keinen glücklichen Menschen kennengelernt. Befreiendes, fröhliches Gelächter klang in den Räumen von Imperium-Alpha nur selten auf.
Auch die Mutanten waren bösartig und moralisch verkommen. Sie kämpften gegeneinander um eine gewisse Vormachtstellung und begegneten einander mit Mißtrauen, das manchmal sogar in Haß umschlug. Am schlimmsten von allen jedoch war Gucky.
Er war eine Bestie mit allen nur denkbaren negativen Eigenschaften. Im Ausdenken von immer neuen Quälereien war er unerschöpflich. Wer es wagte, ihn wegen seines Aussehens zu verlachen, war verloren.
In den ersten drei Tagen nach Tschubais Ankunft beging der Ilt zwei Morde, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Hinzu kam noch, daß er zahlreiche Menschen und Fremdintelligenzen absichtlich verletzte.
Obwohl Fellmer Lloyd auch auf der Parallelerde als offizieller Anführer des Mutantenkorps galt, war Gucky der ungekrönte Herrscher. Er allein bestimmte, was zu geschehen hatte. Dabei tyrannisierte er Lloyd und alle anderen, denn er wußte genau, daß er von Perry Rhodan unterstützt wurde.
Tschubai war sich darüber im klaren, daß er den ungeheuren psychischen
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