0601 - Druiden-Seelen
anspringen und als Geisel nehmen zu können, blieb unerfüllbar.
Argumenten war der Sauroide auch nicht zugänglich.
Jetzt wandte er sich Nicole zu. »Stimmt das, was Ihr Artgenosse aussagt? Oder haben Sie dem etwas hinzuzufügen? Oder zu korrigieren? Ich habe das Gefühl, daß bei ihm die Droge noch nicht richtig wirkt. Ihre körperliche Konstitution ist etwas schwächer, die Droge müßte besser ansprechen. Also, was ist nun mit der Verschwörung gegen uns? Wie konnte…?«
Er unterbrach sich.
Von einem Moment zum anderen wurde alles anders.
Das Licht verlosch. Tiefe Schwärze brach über Menschen und Sauroiden herein.
Für ein paar Sekunden glaubte Zamorra, sich neben der Zeit zu befinden. Er glaubte, von außen auf den Silbermond zu sehen, aus dem Weltraum heraus.
Dabei war das völlig unmöglich! Die neue Heimat der Sauroiden befand sich in Julians Traum, und dieser war räumlich nicht ausgedehnt genug, daß es einen ›Beobachtungsposten‹ aus dem Weltraum heraus hätte geben können.
Eine heftige Erschütterung durchlief den Organhaus-Komplex. Schreie waren zu hören. Jemand rief etwas von einem Beben.
Ein Körper fiel schwer über Zamorra.
Jetzt die Hände freihaben und zupacken können! Aber das war unmöglich.
Da schrie wieder jemand auf. Ein Sauroide, der voller Panik kreischte: »Die Traumsphäre zerbricht! Sie zerbricht! Der Traum wird zerstört! Der Traum wird zerstört! Der Traum wird zerstört…«
Und in die Schwärze mischte sich Angst.
Und ein neuer Traum.
Ein Traum von Tod, Vernichtung, Zerstörung, grenzenloser Aggression.
Weltuntergang.
»Wo sind wir hier?« stieß Lis Bernardin hervor. Sie riß sich von Onaro los und tastete wild um sich, bis ihre Hände eine Wand berührten. Sie trat dabei auch auf irgend etwas. Es zerbrach unter ihrem Fuß.
»Mach dich nicht selbst verrückt!« hörte sie Onaros Stimme aus der Dunkelheit.
»Gibt es hier kein Licht? Wohin hast du mich gebracht?«
»Dieses Haus ist tot«, sagte der Druide betroffen. »Ich verstehe das nicht.«
»Ich habe dich etwas gefragt!« schrie Lis.
»Werd nicht hysterisch«, sagte Onaro ruhig. »Es besteht kein Grund zur Panik.«
Er hob eine Hand, ballte sie zur Faust und öffnete sie wieder.
Ein schwacher Lichtschein floß aus der Handfläche und sorgte dafür, daß wenigstens vage Umrisse ihrer Umgebung erkennbar wurden.
Seine erste Annahme, das Organhaus sei leer, erwies sich als falsch. Er sah Einrichtungsgegenstände, die sicher von keinem Druiden stammten. Wohnte eines der Reptilienwesen hier?
Aber wie kam es dann herein und wieder hinaus?
Es gab keine Türöffnung, auch kein Fenster. Das Haus war rundum verschlossen.
Und tot. Onaro brauchte erst gar nicht zu versuchen, Kontakt aufzunehmen. Er spürte auch so, daß das Haus ihm nicht antworten würde.
Das war ungeheuerlich - ebenso ungeheuerlich, als würden die Lebensbäume der Druiden verdorren.
»Ich will hier ’raus!« schrie Lis. »Bring mich sofort hier ’raus! Hörst du?«
»Hier drinnen sind wir sicher. Niemand wird uns hier finden, wenn ich meine telepathische Suche beginne. Wer kann sich schon vorstellen, daß wir hier in diesem toten Haus stecken?«
»Das ist mir egal«, rief sie. »Es ist unheimlich hier. Ich kann hier nicht atmen. Es erdrückt mich. Und es riecht nach Tod.«
Diesen Geruch konnte Onaro nicht wahrnehmen. Er vermutete, daß Lis es im übertragenen Sinn meinte.
Woher sollte er auch ahnen, daß nur wenige Meter entfernt, nur durch die Außenwand des Hauses von ihnen getrennt, der Körper eines Mannes lag, dessen Gesicht einem Totenschädel glich, und der der rechtmäßige Bewohner dieses Hauses war?
Onaro ahnte ja auch nicht, daß er schon einmal in seinem zweiten Leben in diesem Haus gewesen war -und es als sein früheres eigenes erkannt hatte.
Diesmal erkannte er es nicht.
Weil es nicht mehr lebte, weil damit jegliche Kontaktmöglichkeit erloschen war.
Was er aber erkannte, war, daß er sich schwächer fühlte.
Irgendwie hatte er das Gefühl, daß ihn der zeitlose Sprung hierher mehr Kraft gekostet hatte, als es zu erwarten gewesen war.
»Nun gut«, sagte er wider besseres Wissen. »Probieren wir es noch einmal woanders. Gib mir deine Hand.«
Sie griff zu.
Onaro stellte sich ein anderes Organhaus vor, eines mit offenen Türen und Fenstern. Welches, das war ihm relativ egal - es mußte nur auch leer sein, was ja auch die Vorgabe gewesen war, als er sich und Lis in dieses Haus teleportierte.
Der Druide zog Lis mit
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