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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eisscholle in sich hochsteigen.
    Sie beugte sich vor, der Nacken war gespannt, sie hörte sich selbst überlaut atmen. Es stand ihr der Sinn danach, den Mönch noch einmal anzusprechen. Gleichzeitig wußte sie, daß er ihr keine Antwort geben konnte.
    Die dunkelhaarige Frau erhob sich. Der Zug fuhr in eine weite Kurve. Berge huschten vorbei, ein kleines Dorf wirkte spielzeughaft innerhalb einer staubigen Talschüssel. Von außen her drangen keine Geräusche an ihre Ohren, die Abteiltür schloß dicht.
    Etwas mühsam näherte sie sich der starren Gestalt. Sie mußte sich davon überzeugen, ob…
    Die Kurve verengte sich. Fliehkräfte traten auf, erreichten auch den starren Körper und kippten ihn zur Seite.
    Glenda hielt sich fest. Sie starrte auf den Körper, sah jetzt die andere Gesichtshälfte und das verbrannte, rohe, braunrote Fleisch, aus dem dünner Rauch quoll, der nach Schwefeldampf roch.
    Der Teufel hatte tatsächlich zugeschlagen…
    ***
    Man hatte sie wenigstens duschen lassen, das empfand sie als Vorteil. Mehr positive Anzeichen gab es auch nicht, denn Glenda steckte in einer widerlich kleinen Zelle, in der es stank. Ein Fenster nur, dazu noch vergittert, beschmierte und beklebte Wände, eine Kloschüssel, Bett, Stuhl, kein Tisch, zwei Haken an den Wänden, wo sie ihre Kleider aufhängen konnte.
    Und das in einem gottverlassenen Nest irgendwo zwischen Parma und Florenz.
    Der Mönch war tot gewesen. Sie hatte Bescheid gesagt. An der nächsten Station waren die Polizisten gekommen und hatten sie mitgenommen. Die Fragen prasselten wie Regentropfen auf sie herein, sie wußte keine Antworten, dann hatte man sie in diese verdammte Zelle gesteckt, wobei es geheißen hatte, daß sie im Vergleich zu den anderen Zellen noch sehr komfortabel war, denn hier waren nur Untersuchungshäftlinge untergebracht.
    Nicht einmal telefonieren hatte man sie gelassen. Ein Gespräch nur nach London, sie hätte es doch bezahlt und…
    Aber womit?
    Man hatte ihr alles abgenommen und sie in dieses Loch gesteckt.
    Wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte und schräg durch das Gittermuster nach draußen schaute, sah sie einen weißen Kirchturm.
    Einige Male hatte sie von ihm den Glockenklang gehört, der hatte sie auch am Morgen geweckt, denn Glenda saß bereits eine Nacht in der Zelle.
    Man hatte ihr Spülwasser und ein trockenes Brötchen gebracht.
    Das Spülwasser hatte Kaffee sein sollen, von Glenda war er als Zumutung empfunden worden.
    Nur wunderte sie sich darüber, daß seit dem Frühstück einige Stunden vergangen waren, in denen sich rein gar nichts getan hatte.
    Sie kam sich vor, als hätte man sie vergessen.
    Hin und wieder hatte sie Stimmen gehört, Männerstimmen, denn Frauen arbeiteten nicht in dieser Polizeistation. Es gab auch keine Zellen für Frauen. Zwei Verliese weiter hatte ein Betrunkener gehaust und in den Morgenstunden furchtbar gebrochen. Anschließend war er eingeschlafen und hatte später italienische Arien gesungen, mit einer fürchterlichen Blechstimme. Er war den Carabinieri dabei so auf die Nerven gegangen, daß sie ihn geholt und wahrscheinlich nach Hause geschickt hatten.
    »Ich will auch hier raus!« keuchte Glenda. »Ich will aus diesem verdammten Loch verschwinden!« Sie dachte an London und daran, daß sie dort erwartet wurde.
    Natürlich würde man beim Yard mißtrauisch werden, wenn sie nicht erschien. Sir James, ihr direkter Vorgesetzter, würde alle Hebel in Bewegung setzen, um sie zu finden.
    Das konnte dauern, und Glenda richtete sich darauf ein, mindestens noch eine Nacht in der verfluchten Zelle verbringen zu müssen, wenn nicht noch länger, denn sie befand sich in Beweisnot. Der Mönch war vor ihren Augen und in ihrem Abteil auf schreckliche und unheimliche Art und Weise gestorben. Erklärungen konnte sie nicht abgeben, sie hatte nur das Wichtigste gesagt, von dem ein Protokoll angefertigt worden war. Die Dinge, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Teufel standen, hatte sie wohlweislich verschwiegen und die Nachricht in einem unbewachten Moment verschwinden lassen.
    Die Sonne wanderte weiter, Zeit verging. Zwei dicke Schmeißfliegen umsummten die Toilettenschüssel wie Monde einen Planeten.
    Glenda empfand alles als widerlich und ekelhaft.
    Dann hörte sie Schritte. Sofort schoß sie von ihrem Sitzplatz, der Bettkante, in die Höhe, aber der Mann ging vorbei.
    Unter seinen Stiefelabsätzen trug er Nägel, die ein hartes Geräusch verursachten.
    Wieder nichts…
    Glenda schüttelte

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