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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Unruhe drängte zu stark in ihr Gefühlsleben. Immer wieder sah sie den Mönch vor sich und natürlich auch die drei Blutflecken auf dem Boden.
    Wieso?
    Glenda schreckte hoch, als jemand hart die Tür aufriß. Ein Schaffner stand dort. Ein älterer Mann, klein, dickleibig und gemütlich aussehend.
    Er entschuldigte sich sofort für die Störung, bat dann um die Fahrkarte.
    »Uno momento.« Glenda wühlte in der Tasche herum, fand ihre Geldbörse in der auch der Fahrausweis steckte. Der Beamte schaute ihn sich an und fragte, ob sonst alles in Ordnung sei.
    »Si, eigentlich schon. Aber eine Frage hätte ich: Haben Sie den Pater gesehen, den Mönch?«
    »Wie bitte?«
    »Einen Mönch«, sie nickte dabei. »Hier im Zug.«
    »No, Signorina, den habe ich nicht gesehen. Vermissen Sie ihn?«
    Als er keine Antwort bekam, wiederholte er die Frage, doch Glenda winkte ab.
    »Schon gut, gracias.«
    Der Beamte hob die Schultern, ging und wünschte Glenda noch eine gute Reise.
    »Kein Mönch«, murmelte sie, als der Mann die Abteiltür wieder zuschlug. »Komisch.«
    Sie versuchte, den frommen Bruder zu vergessen. Es gelang ihr nicht. Immer wieder schob er sich in ihr Gedächtnis hinein, und auch die Blutflecken kamen ihr komisch vor.
    Der Zug rollte durch die Landschaft der Toscana. Obwohl Glenda am Fenster saß, schaute sie kaum hinaus. Das monotone Geräusch der über die Schienen rollenden Räder machte sie schläfrig, denn die hektischen Stunden des Vormittags steckten noch in ihren Knochen.
    Beinahe wie von selbst fielen ihr die Augen zu.
    Der Schlaf war nicht tief. Sie glitt gewissermaßen dicht unter der Oberfläche des Wachseins dahin.
    Dennoch träumte sie.
    Es waren verzerrte Bilder, die durch ihr Gedächtnis zuckten, als wären sie von einem surrealistischen Maler auf die Leinwand gebracht worden. Traumsequenzen, grell und farbig, und dahinter sah sie stets ein zerfurchtes Gesicht.
    Der Mönch schaute sie an.
    Wieder öffnete jemand die Abteiltür. Diesmal nicht so hart und fordernd, eher weich.
    Dennoch schreckte Glenda auf. Sie schaute nach rechts, war aus ihren Träumen gerissen worden – und hatte den Eindruck, sofort wieder in sie hineinzutauchen.
    Aber es war Realität.
    Schon im Abteil und hinter der offenen Tür stand groß und wuchtig der Mönch!
    ***
    Er hatte Glendas Veränderung mitbekommen und gesehen, wie ihr Gesicht an Farbe verlor. Sie hatte die Hand gehoben und die Fläche dorthin gepreßt, wo das Herz schlug.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Wenn ich Sie erschreckt haben sollte, Signorina.«
    Glendas Hand sank nach unten. »Schon gut, Sie können ja nichts dafür.«
    Er hob etwas verlegen die Schultern, während er sich umschaute.
    »Kann ich mich zu Ihnen setzen?«
    »Bitte, es sind noch fünf Plätze frei.«
    »Danke sehr.« Der Mönch setzte sich in Bewegung. Glenda schaute unwillkürlich zu Boden, wo ein schon abgewetzter und abgetretener Teppichboden lag. Der Mönch ließ sich in das grüne Polster seines Sitzes sinken. Er hatte Glenda beobachtet und auch ihren Blick bemerkt. »Haben Sie etwas?«
    Sie fühlte sich ertappt und bekam einen roten Kopf. Tatsächlich hatte sie zu Boden geblickt, um Ausschau nach Blutstropfen zu halten. »Wie meinen Sie das?«
    »Schon gut, wir sind wohl beide etwas überfordert. Es war auch unnatürlich heiß.«
    »Zum Glück ist es hier kühler.«
    »Da haben Sie recht.«
    Der Mönch saß ihr nicht direkt gegenüber, so daß beide die Beine ausstrecken konnten. Er wischte durch sein Gesicht, obwohl kein Schweißtropfen auf der Haut schimmerte.
    »Bekommt man hier auch etwas zu trinken?« fragte Glenda, die großen Durst verspürte.
    »Bestimmt geht jemand durch.«
    »Ich werde uns etwas holen. Nehmen Sie…«
    »Nichts meine Liebe. Ich heiße übrigens Georgis. Pater Georgis. Wenn wir uns schon ein Abteil teilen, sollten wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Ich bin Glenda Perkins.«
    »Ah ja.« Er sagte es so ungewöhnlich, daß Glenda mißtrauisch wurde und sehr rasch das Abteil verließ. Der wird mich doch nicht kennen, dachte sie.
    Einige Wagen weiter fand sie ein Büfett. Zwei Kellner in weißen Jacken starrten sie grinsend an, als sie ein Wasser bestellte, zahlte und es mitnahm. Was die Typen hinter ihr herriefen, konnte sie nicht verstehen.
    Wieder im Abteil saß der Mönch noch immer auf seinem Platz. Die steife Haltung erinnerte Glenda an die eines Toten. Sie erschrak, schaute wieder zu Boden, wo sie keine dunklen Flecken sah. Trotzdem klirrten Glas und

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