0602 - Der Sprung nach Luna
Berges, der kaum Deckung bot. Er mußte das Risiko eingehen, denn sein Schutzanzug mit dem Flugaggregat und Deflektorschirm lag wohlverwahrt in der Mulde bei Kosum und Kuruzin. Also legte er sich flach auf den Boden, schob sich bis zum Rand des Gipfels und sah in die Ebene hinab.
Der Urwald endete noch vor dem Werk. Betonierte Flächen verhinderten das Übergreifen der Vegetation und dienten zugleich als Landehäfen. Trotz der relativ großen Entfernung zum Explosionsherd waren die Verwaltungsgebäude arg in Mitleidenschaft gezogen worden.
Gucky empfing nur wenige Gedankenimpulse, die aus unmittelbarer Nähe stammten. Er konnte auch einige Gleiter und schnelle Jets bemerken, die auf ihren Einsatzbefehl warteten.
Die Piloten wußten nicht so recht, was gespielt wurde, aber sie dachten voller Hoffnung an die Mutanten, die den Verbrecher jagten.
„Hier kann ich drei Wochen liegen, ohne etwas herauszufinden", murmelte Gucky zu sich selbst. „Wenn doch Ras ein Zeichen gäbe...!"
Aber Ras verhielt sich so, wie es im Grunde richtig war. Er würde die Meute auf dem Hals haben, würde er auch nur für einen Augenblick seinen Abschirmblock zusammenbrechen lassen. Kein Gedankenimpuls verließ sein Gehirn. Er war spurlos verschwunden.
In diesem Fall mußten auch die modernste Nachforschungsmittel versagen. Wahrscheinlich wäre das benachbarte Urwaldgebiet systematisch durchkämmt worden, hätte es sich bei Ras Tschubai nicht um einen Teleporter gehandelt. Die Abwehr wußte, daß er sofort verschwinden konnte, wenn sich ihm die geringste Gefahr näherte. Niemand würde ihn darin hindern können, auch nicht die anderen Teleporter.
Somit war auch die Arbeit der Polizei zum Scheitern verurteilt, noch ehe sie richtig begann. Nur ein Zufall konnte ihr noch helfen, die Spur des Flüchtigen zu entdecken und ihn in eine Falle zu locken, aus der es auch für einen Teleporter kein Entkommen mehr gab.
In eine Parafalle.
Die technische Entwicklung solcher Fallen war vorangeschritten, und man war bereits in der Lage, absolut undurchdringbare Energieschirme über weiten Gebieten zu errichten. Aber sie benötigten einen unvorstellbaren Energieaufwand und konnten immer nur ein ganz bestimmtes Feld abgrenzen. Es gab zwar ein Mittel, die Flucht von Ras Tschubai aus dem, Sonnensystem hinaus zu verhindern, und zwar durch den Solaren Paratronschirm, der das gesamte System in sich einbezog, aber solange man sicher sein konnte, daß Ras sich noch auf der Erde aufhielt und kein Raumschiff unerlaubt startete, war der technische Aufwand dafür zu gewaltig.
Das alles wußte Gucky, und er war sicher, daß Ras es auch wußte. Aber Ras mußte dann auch wissen, daß er nicht mit eigener Hilfe entkommen konnte, denn jeder Diebstahl eines Raumschiffs würde sofort bekannt werden, was die Aktivierung des Paratronschirms zur Folge haben mußte.
Und Ras kannte die geheime Hangaranlage Rhodans auf der Rückseite des Mondes nicht, also konnte es ihm auch nicht weiterhelfen, wenn er etappenweise dorthin springen würde. Der Mond bot ihm keine Sicherheit, ganz im Gegenteil. Dort würde man ihn schneller entdecken und isolieren können.
Die Sonne stieg höher. Gucky begann zu schwitzen und verfluchte die terranische Wetterkontrolle, die keinen Regen kommen ließ. Die Erfrischung hätte ihm jetzt gut getan.
Sein Telekom summte.
Hastig schaltete er den Empfang ein und meldete sich.
Es war Mentro Kosum.
„Wo steckst du?"
Gucky fauchte: „Bist du verrückt? Wenn man dich anpeilt..."
„Rede nicht so viel! Was ist?"
„Nichts! Keine Spur."
„Komm zurück!"
„Warum?"
„Wir haben etwas, darum!"
Kosum hatte abgeschaltet.
Gucky legte sich auf den Rücken. Natürlich würde man das Gespräch irgendwo abgehört haben, aber zum Glück waren keine Namen genannt worden. Auch war es zu kurz gewesen, um eingepeilt werden zu können. Es bedeutete also kein allzugroßes Risiko. Außerdem hätte Kosum nicht gefunkt, wenn nicht etwas Entscheidendes eingetreten wäre.
Er konzentrierte sich auf die Felsmulde im Urwald, zweihundert Kilometer entfernt, und teleportierte.
*
Gegen Mittag entschloß sich Ras dazu, das Wagnis einzugehen.
Wenn man sein Funksignal empfing und den Sender anpeilte, würde es noch immer mindestens eine Stunde dauern, bis sie hier waren. Zeit genug, ein anderes Versteck zu suchen, höchstens fünfzig Kilometer entfernt, wo man ihn nicht vermuten würde.
Er stellte die Geheimfrequenz der Solaren Abwehr auf Hyperwelle ein,
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