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0602 - Der Sprung nach Luna

Titel: 0602 - Der Sprung nach Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatten, da sie sich hier in der Abgeschiedenheit sicher fühlten. Selbst die Anwerber Rhodans, Rhodans des Zweiten, wohlgemerkt, hatten Schwierigkeiten, in Norcedaal Freiwillige für die Raumflotte zu finden.
    Wenn sie erschienen, waren fast nur Frauen und alte Männer in der Stadt. Die anderen, so hieß es dann, waren gerade „unterwegs" - auf der Jagd, auf Fischfang oder zu Besuch in irgendeinem Teil der Welt.
    Casanti lebte in Norcedaal, solange er sich erinnern konnte.
    Er hatte Medizin studiert und war einer der besten Ärzte ,der Ansiedlung. Ganz allein bewohnte er sein Haus an der Bucht des Sees, der künstlich erwärmt wurde und niemals gefror. Das immer warme Wasser sorgte dafür, daß an seinen Ufern auf dem herbeigeschafften Humusgrund die üppigste Vegetation wucherte, denn das Klima in der Antarktis war dank der weltweiten Wetterkontrolle verhältnismäßig mild, aber doch nicht so mild, daß das ewige Eis schmolz. Das tat es nur dort, wo Wärmespeicher für höhere Temperaturen sorgten. Außerdem paßten sich die Pflanzen den Verhältnissen sehr schnell an.
    Casanti war mit Recht erstaunt, als er eines Tages eine Videonachricht von seinem Freund Ben Fallha aus Afrika erhielt.
    Er hatte seit Jahren nichts mehr von ihm gehört, und der letzte Besuch lag mindestens ein Jahrzehnt zurück. Beide hatten sie die Hoffnung längst aufgegeben, die bestehenden Verhältnisse ändern zu können. Der Diktator Rhodan war zu mächtig und rücksichtslos.
    Ben Fallha teilte mit, daß Casanti sich auf einen Besuch vorbereiten solle, über den er nicht überrascht sein dürfe. Mehr sagte Fallha nicht, aber der Ton seiner Stimme und auch sein Gesicht auf dem Bildschirm verrieten mehr als die wenigen Worte.
    Casanti glaubte sofort zu wissen, um wen es sich bei diesem Besuch handelte. Um Leute, die so dachten wie er, Ben Fallha und viele Männer in Norcedaal.
    Er warf den leichten Pelzmantel über und begab sich zu seinem engsten Freund, dem Pfarrer Kaltenbrunner. Die Ausübung religiöser Tätigkeit war im Reich des negativen Rhodan verboten, aber auch hier bildete die Ansiedlung in der Antarktis eine Ausnahme. Die kleine Gemeinschaft wurde geduldet, weil sich Rhodan II sagte, daß ein Verbot ihm nur Schwierigkeiten bereiten konnte. Sollten sie doch zu ihrem alten Gott beten, wenn ihnen das guttat.
    Kaltenbrunner sah ihn forschend an, als Casanti berichtet hatte.
    „Ein Besuch, der vielleicht überraschen könnte?" sann er vor sich hin und schüttelte den Kopf. „Wer könnte das denn sein?"
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Vor zehn Jahren sah ich Fallha zum letztenmal, und damals beschlossen wir, nichts mehr zu unternehmen. Wenn er uns also Besuch schickt, kann es sich nur um Flüchtlinge handeln, denn das war das einzige, was wir noch tun wollten: Verfolgten zu helfen, sie zu verstecken, sie zu schützen."
    Kaltenbrunner wäre im „normalen Universum" wahrscheinlich ein Verbrecher gewesen. Hier war er Seelsorger und ein extrem guter Mensch.
    „Natürlich werden wir den Besuchern helfen, wenn sie sich vor dem Diktator verbergen müssen. Hoffentlich ist es keine Falle."
    „Nein, unmöglich. Ich kann mich auf Ben Fallha verlassen."
    „Man könnte ihn gezwungen haben."
    „Dann hätte sich seine Nachricht anders angehört. Einen Hinweis hätte niemand verhindern können. Und sicherlich hätte Fallha auch eine sicherere Art der Nachrichtenübermittlung gewählt, wenn die Sache nicht so eilig gewesen wäre. Die angekündigten Besucher können in diesen Tagen eintreffen."
    „Womit?"
    „Das weiß ich nicht, Kaltenbrunner. Ich habe keine Ahnung."
    „Willst du sie bei dir aufnehmen?"
    „Das wäre das Beste, nicht wahr? Ich wohne allein in dem Haus, wenn man von der Praxis absieht, die sich jedoch im Keller befindet. Die Besucher können im obersten Stockwerk Quartier beziehen, dann sehen wir weiter."
    „Du unterrichtest mich? Vielleicht bedürfen sie einer Zusprache."
    „Ich sage dir sofort Bescheid." Casanti erhob sich. „Und - vielen Dank, mein Freund."
    „Aber, das ist doch selbstverständlich, Doc."
    Casanti kehrte nach Hause zurück. Es war Sommer, und die Sonne ging auch in der Nacht nicht unter. Sie näherte sich zwar dem Horizont, aber dann stieg sie wieder an. So zog sie ihren Kreis um Norcedaal, bis der lange Winter wieder anbrach.
    Der Arzt schloß die Haustür auf und verriegelte sie dann von innen. Das war eine Vorsichtsmaßnahme von früher, die er sich nicht hatte abgewöhnen können. Sorgfältig

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