0602 - Der Sprung nach Luna
Motorschlittens stiegen. Der Propeller begann zu surren, drehte sich immer schneller, und dann setzte sich das Gefährt langsam in Bewegung, wurde schneller und schneller, bis es mit rasender Geschwindigkeit über die Schneefläche dahinglitt.
Hickbell mit seinem Hundeschlitten verschwand unter dem Horizont. Er konnte vor vier oder fünf Stunden nicht in Norcedaal sein, und er war dann auch der einzige, der das Abenteuer bis zum Schluß nach den Regeln durchspielte.
Die anderen erreichten die Stadt eine Stunde nach dem Aufbruch.
*
„Nun, was ist?" fragte Kosum, kaum daß sie in Casantis Haus waren und Gucky vor den Funkgeräten sitzen sahen. „Gefahr?"
„Wie man's nimmt, Kosum. Ich habe das Gefühl, sie haben eine Spur gefunden. Den Funknachrichten zufolge gab es Nachforschungen intensiver Art in Afrika, und nun beginnen sie die Antarktis einzukreisen."
„Ben Fallha?"
„Es könnte sein, leider. Schließlich haben die beiden Kaufleute nicht die Möglichkeit, ihre Gedanken abzuschirmen, und leider ist auch mein Spiegel-Kollege ein guter Telepath. Er hat sie aufgestöbert und alles erfahren. Wir sind hier nicht mehr lange sicher."
„Also - der Mond!"
„Richtig, der Mond!"
„Und was wird aus Casanti und Kaltenbrunner?" Ras machte ein besorgtes Gesicht. „Sie sind in Gefahr, denn sie haben uns geholfen. Man wird ihre Gedanken lesen."
„Keine Sorge, auch wenn man es tut, so werden sie nicht viel herausfinden. Keiner der beiden weiß, wohin wir gehen. Und ich habe ihnen eingetrichtert, bei einem Verhör immer daran zu denken, daß wir sie zur Hilfeleistung gezwungen haben. Und dann sollen sie immer an Südamerika denken. Immer nur an Südamerika, an den Amazonas."
„Ob sie das können?"
„Sie können, wir haben Zeit gehabt, das zu üben. Ich glaube, sie werden damit durchkommen. Wenn wir sie gezwungen haben, kann ihnen nichts passieren. Außerdem wird Casanti, sobald wir uns verabschiedet haben, einen Funkspruch loslassen, in dem er uns verrät."
„Ah, ich verstehe ..."
„Eben! Damit beweist er seine Linientreue Rhodan II gegenüber."
Sie packten in aller Ruhe ihre Sachen zusammen und legten die Raumanzüge an. Doc Casanti und Kaltenbrunner halfen ihnen. Gucky überprüfte sie noch einmal, indem er einen Test vornahm, der zu seiner vollsten Zufriedenheit verlief. Die beiden Männer wußten, worauf es jetzt ankam und welcher Gefahr sie sich aussetzten, wenn sie sich nicht diszipliniert verhielten. Sie waren wahrhaftig in der Lage, ihre Gedanken ausgezeichnet zu beherrschen. So schnell würden sie sich nicht verraten.
Der Abschied fiel den beiden Männern sichtlich schwer.
Sicher, sie hatten bisher in relativer Freiheit gelebt, unbehelligt von der diktatorischen Regierung und fern der Zivilisation, aber die Anwesenheit der vier Personen aus dem „anderen Universum" hatte sie ahnen lassen, was wirkliche Freiheit bedeutete.
Das waren Wesen, die sich nicht vor einem despotischen Herrscher ducken mußten und die keine Angst um ihr Leben zu haben brauchten, auch wenn sie mal einen Fehler begingen. ,Mit ihnen schwand auch die letzte Hoffnung, jemals in dieser wirklichen Freiheit leben zu können.
Gucky gab den anderen einen Wink.
„Der letzte Akt beginnt, sie sind schon ganz nahe. Wir müssen uns beeilen. Nochmals vielen Dank, Doc, Kal-tenbrunner. Und denken Sie stets an meine Worte und halten Sie sich an meine Ratschläge, dann kann Ihnen nicht viel passieren. Funkt sofort die Nachricht, daß wir hier waren und geflohen sind. Nach Südamerika. Lebt wohl, Freunde..."
Er schloß den Helm seines Kampfanzuges und schaltete das eigene Funkgerät ein. Die anderen folgten seinem Beispiel, nachdem auch sie sich von den beiden aufrechten Männern verabschiedet hatten.
Ras ergriff Kosums Hand und sagte über Funk zu Gucky: „Sollten wir uns verlieren, ist der Treffpunkt ja bekannt.
Es ist besser wir teleportieren getrennt."
„Ja, wir fallen weniger auf, falls man doch eine Spur registriert.
Also - bis dann ..."
Er nahm Kuruzins Hand.
Doc Casanti und Pfarrer Kalten-brunner zogen sich zur anderen Seite des Wohnraums zurück und warteten. Obwohl sie wußten, was nun geschehen würde, war der Anblick faszinierend für sie.
Um die vier Personen entstand ein kaum sichtbares Flimmern, als sie entmaterialisierten und nach dem Bruchteil einer Sekunde endgültig verschwanden.
Dann waren sie wieder allein.
Während Casanti sofort zu seinem Funkgerät ging und es einschaltete, um Guckys
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