0602 - Der Sprung nach Luna
bemerkbar, wenn oben jemand nach uns sucht?"
„Sie finden uns auch so", vermutete Hickbell und wickelte sich in seinen Schlafsack. „Macht, was ihr wollt, ich werde jetzt schlafen."
Kurz danach folgten auch die anderem seinem Beispiel.
*
Zehn Tage nach dem Unglück waren Ras, Kosum und Kuruzin aufgebrochen. Wenn die Vermißten noch lebten, hatten sie Glück gehabt. Obwohl in dieser Hinsicht Eile geboten war, befolgten sie den Rat des Pfarrers, der zugleich ein ausgezeichneter Psychologe sein mußte. Die sieben Männer würden eine Rettung mit normalen Mitteln vorziehen und tödlich beleidigt sein, holte man sie mit einem Gleiter oder gar mit Hilfe einer Teleportation.
Ihr Stolz würde arg verletzt werden.
Vor zehn Tagen hatte es noch geschneit, aber seither schien ununterbrochen die Sonne, und es war windstill. Die Spuren der beiden Schlitten führten genau nach Westen und sahen frisch aus. Man konnte sie unmöglich aus den Augen verlieren. Die Hunde folgten ihr automatisch und ohne Anweisung.
In dicke Pelze eingehüllt, saßen die drei Männer auf Seilrollen und anderen Ausrüstungsstücken. Die Temperatur sank nur selten unter zehn Grad Celsius, aber der Fahrtwind biß in die Haut. Ras hatte besonders darunter zu leiden, aber er verzog ebensowenig eine Miene wie Kuruzin, dem das Abenteuer sichtlich Spaß machte. Es sah fast so aus, als hätten sie vergessen, daß sie eine Rettungsexpedition veranstalteten, um vielleicht sieben Männer vor dem sicheren Ende zu bewahren.
In der Ferne, mehr im Süden, waren weiße Berge zu sehen.
Weit dahinter lag der Pol, heute eine riesige Stadt unter dem ewigen Eis. Sie galt als ein begehrtes Reiseziel, aber in dieser Spiegelwelt wurde sie in erster Linie nur von Funktionären und treu ergebenen Dienern des Diktators besucht.
Nach vier Stunden tauchten die ersten Spalten auf. Kuruzin, der vorn saß und die Hunde führte, soweit das notwendig wurde, verlangsamte das Tempo. Zum Glück zogen sich die Spalten meist von Osten nach Westen, so daß keine größeren Umwege nötig waren. Außerdem zeigten ihnen die Spuren den richtigen Weg.
Kosum, der unablässig in alle Richtungen spähte, schien die besseren Augen zu haben. Er tippte Kuruzin auf die Schultern.
„Da vorn, Menesh ... die Spuren hören plötzlich auf!"
Kuruzin zog sofort an den Zügeln. Die Hunde verlangsamten unwillig das Tempo, gehorchten aber dann. Der Schlitten stand.
Jetzt sahen es auch die anderen.
Die Spuren gingen noch etwa hundert Meter geradeaus und endeten dann in einem ausgezackten Eisloch.
Die Ränder waren abgebrochen, das war deutlich zu erkennen.
Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was geschehen war, „Die Reise ist zu Ende", sagte Kosum und kletterte vom Schlitten. „Seilt mich an, ich gehe vor und sehe nach. Wir sind am Rand einer Spalte, die von Eis und Schnee bedeckt ist.
Also Vorsicht!"
Sie hatten genügend Seil mitgenommen, aber außer Stahlhaken auf andere Hilfsmittel verzichtet. Auf keinen Fall wollten sie die sieben in Not geratenen Männer beleidigen.
Kosum ging vorsichtig weiter, aber da er leichter als ein vollbeladener Schlitten war, brach er nicht ein. Als er endlich an der Einbruchstelle stand und den flachen Hang fünfzehn Meter unter sich sah, als er die Spuren der aufgeschlagenen Schlitten und die Schleifrinnen bemerkte, atmete er erleichtert auf. Die Männer konnten den Sturz überlebt haben.
Er winkte zurück. Ras kam zu ihm.
„Soll ich nicht doch lieber hinabteleportieren und mich davon überzeugen, ob sie noch leben?"
„Auf keinen Fall!" Kosum schüttelte energisch den Kopf. „Wir halten uns an die Ratschläge von Kaltenbrunner. Wir dürfen die Spielregeln nicht verletzen, und außerdem wüßten die Verunglückten sofort, wer du bist. Das sollten wir in ihrem eigenen Interesse vermeiden."
„Du willst also hinabklettern?"
„Sicher. Wenn ihr das Seil haltet und langsam nachlaßt, kann überhaupt nichts passieren. Ich gebe euch durch ein Zeichen bekannt, ob ich sie gefunden habe. Dann zieht uns einzeln wieder hoch."
Ohne eine Antwort abzuwarten, legte sich Kosum die Schlinge um den Leib, ließ sie bis zur Achsel hochrutschen und befestigte sie dann. Kuruzin hatte den Schlitten etwas näher herangefahren und hielt das Seil zusammen mit Ras fest. Kosum glitt langsam in die Tiefe.
*
„Wir müssen endlich etwas unternehmen", stellte Berger ermattet fest, als sie zehn Tage lang vergeblich gewartet hatten. „Der Pfarrer
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