0603 - Die Pestklaue von Wien
damals waren eben andere Zeiten, obwohl ich dafür kein Verständnis aufbringen kann.«
»All right und weiter?«
»Ich fand den Namen dieses Mannes heraus, aber zunächst suchte ich nach dem Grund für die Tat, und da las ich in alten Akten, daß es hier in Wien auch Templer gegeben hat, die man verfolgte, weil andere Orden sie haßten. Sie kennen die Templer?«
»Und wie«, sagte Suko.
»So, ja?« Er hob die Schultern. »Dann brauche ich darüber nicht weiter zu reden. Dieser Mann muß zu einem der Anführer gehört haben. Wahrscheinlich war er sogar der Templer von Wien. Nun ja, man hackte ihm die rechte Hand ab, dann ereilte ihn das Schicksal.«
»Wie kam die Hand unter die Decke?« fragte Suko. »Und weshalb versteinerte sie.«
»Da kann ich Ihnen nichts zu sagen«, erwiderte der Kommissar.
»Das ist nicht festgehalten worden. Sie sind doch magisch ausgebildet. Ja, das muß durch Magie geschehen sein, meine ich.«
»Die Hand versteinerte und lebt«, sagte ich. »Wobei wir davon ausgehen müssen, daß vom Körper des Templers wohl nichts mehr außer bleichen Gebeinen zurückgeblieben ist.«
»Stimmt.« Kommissar Walter nickte, bevor er grinste. »Aber ich habe noch mehr gelesen. Dieser Templer muß Schlimmes getan haben. Er hat Menschen gesegnet.«
Da lachte Isabel auf. »Was ist daran schlimm?«
Walter bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick. »Das kann ich Ihnen sagen. Er segnete sie nämlich im Namen des Teufels oder Baphomets. Ist der Name richtig ausgesprochen?«
»Korrekt!« flüsterte ich.
»Das war zuviel, deshalb bestrafte man ihn.« Der Kommissar trank ein Glas leer und schüttelte sich, als das Wasser in seine Kehle perlte.
Suko stellte eine sehr entscheidende Frage. »Sagen Sie. Kommissar, hatte dieser Templer auch einen Namen?«
Werner Walter nickte heftig. »Fast hätte ich es vergessen. Und ob der einen Namen hatte.« Bevor er ihn bekanntgab, schaute er Isabel fest in die Augen. »Er hieß Hercule de Dijon…«
***
Wir saßen da und rührten uns nicht, aber Isabel sah jetzt drei Augenpaare auf sich gerichtet, und ihr Gesicht verlor intervallweise an Farbe, bis es totenbleich war.
»Was sagen Sie da, Kommissar?«
»Hercule de Dijon.«
Sie schloß für einen Moment die Augen, bewegte die Lippen, ohne daß sie sprach, schüttelte den Kopf, wischte über ihre Stirn, bewegte die Augenlider und griff mit fahrigen Bewegungen zu einer neuen Zigarette, wobei ihr der Keeper Feuer gab. Hastig stieß sie Rauchwolken aus, schaute ihnen nach und fragte mit leiser Stimme: »Sie haben sich nicht verhört, Kommissar?«
»Nein.«
Sie nickte, dann drehte sie sich, um uns ansehen zu können. »Der Name«, sagte sie leise. »Ich… ich weiß jetzt Bescheid. Ich bin eine de Dijon. Dann muß dieser Hercule ein Ahnherr von mir gewesen sein, wenn mich nicht alles täuscht.«
»Das denken wir auch«, sagte ich.
»Und jetzt will er mich oder vielmehr will seine verfluchte Steinklaue mich töten. Warum?« hauchte sie, um dann lauter zu sprechen. »Warum denn, verflucht noch mal? Weshalb soll ich getötet werden? Ich begreife das alles nicht. Ich bin… ich bin … sagen Sie mir doch etwas. Sie sind Polizisten, zum Henker.«
»Leider nicht allwissend«, bemerkte Suko.
Isabel schluchzte auf und löschte die Glut ihrer Zigarette im Aschenbecher. »Ja, das weiß ich. Sie sind nicht allwissend, das ist keiner von uns. Aber wir können nachdenken. Wir können genau nachdenken und werden es herausfinden, nehme ich an.«
»Kann sein.«
Ich hatte die Antwort nicht gegeben, der Kommissar wollte ihr den Mut nicht nehmen. Meine Gedanken drehten sich um den Namen de Dijon und natürlich um die Templer. Hercule war ein Templer gewesen, aber einer, der auf Baphomets Seite gestanden und die entsprechenden Rituale durchgeführt hatte. Dabei war er aufgefallen, man hatte ihn schrecklich bestraft, jetzt wollte er sich rächen.
Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als Isabel de Dijon nach Wien gekommen war. Sie, ihr Ahnherr und die Templer bildeten das Dreieck, für das wir noch die Seiten finden mußten, um es zusammensetzen zu können.
Und noch ein Punkt kam hinzu. Jemand hatte Isabel mit Telefonanrufen traktiert. Einer, der mit der Hand unter einer Decke steckte, der sie möglicherweise führte?
Meine Überlegungen blieben immer an den Templern hängen, und ich wandte mich an den Kommissar. »Sagen Sie, Herr Walter, gibt es hier in der Stadt Templer?«
»Na, Sie können fragen.«
»Nicht grundlos.«
»Das weiß
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