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0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich ja.« Er schaute auf Isabels Rücken, die vornübergebeugt an der Bar saß und ihre Stirn gegen den Handrücken gepreßt hielt, wobei sie leise, für uns unverständliche Worte murmelte. »So genau kann ich Ihnen das nicht sagen, da müßte ich mich erst erkundigen.«
    »Dauert das lange?« fragte Suko.
    »Bestimmt nicht, das könnte ich jetzt in Angriff nehmen.«
    »Dann tun Sie es bitte.«
    Der Kommissar rutschte vom Hocker und ging ans Ende der Bar, wo er ungestört telefonieren konnte.
    »Templer in Wien«, murmelte Suko. »Möglich wäre das schon.«
    »Klar«, stimmte ich ihm zu. »Besonders in einer Stadt wie dieser.«
    »Warum?« fragte Isabel.
    »Denken Sie an die Geschichte Wiens. Sie war schon immer sehr wechselvoll. Manche sagen noch heute, daß hinter Wien der Balkan beginnt. Hier hat sich immer viel versammelt. Schließlich war Österreich einmal ein Vielvölkerstaat.«
    »Und als tolerant angesehen«, murmelte Isabel, drückte ihren Oberkörper und verschränkte beide Hände hinter den Nacken. »Wie habe ich mich auf Wien gefreut, und jetzt muß ich dieses Grauen erleben. Ich kann es nicht fassen.«
    »Und ich möchte wissen«, sagte Suko, »wo sich die verdammte Hand versteckt hält.«
    »Vielleicht bei den Templern.«
    »Du gehst also davon aus, daß sie hier in der Stadt existieren, Baphomets Diener.«
    »Ich rechne zumindest sehr stark damit.«
    »Da bin ich mal gespannt.«
    Mein Blick glitt zum Ende der Bar hinüber, wo der Kommissar noch immer telefonierte. Seinem Gesicht war nicht abzulesen, welche Nachrichten er bekommen hatte. Es blieb glatt und ausdruckslos. Vier Männer betraten die Bar, zwei davon waren Araber. Sie nahmen an einem der runden Tische Platz, wo sofort eine angeregte Unterhaltung begann.
    Endlich legte Walter auf. Gespannt schauten wir ihm entgegen, als er sich zwischen uns stellte, die Schultern hob und dann sagte: »Es sieht nicht gut aus.«
    »Wie schlecht denn?«
    »Ich habe meine Beziehungen spielen lassen, zwei Bekannte angerufen, die sich in der Historie auskennen. Sie wußten von den Templern, aber sie glauben nicht daran, daß sich hier in Wien wieder welche zusammengefunden haben. Und den Orden gibt es noch heute?«
    »Ja.«
    »Dann käme eventuell nur eine Möglichkeit in Betracht. Wie Sie wissen, ist Wien reich an Kirchen jeglicher Art, und wußten Sie, daß es in der Kärntner Straße eine Kirche gibt, die eingeklemmt zwischen Hausfassaden steht?«
    »Nein – welche?«
    »Nahe der Johannesgasse. Auf der Kärntner Straße gibt es noch die Malteser Kirche. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, obwohl selbst ich weiß, daß Malteser und Templer zwei verschiedene Paar Schuhe sind.«
    Suko und ich schauten uns an. Mein Freund hob die Schultern und erwiderte zu Walter gewandt. »So verschieden sind die Schuhe nicht, mein Lieber. Auf der Insel Malta hat es auch die Templer gegeben. Dort vermischen sich beide Kulturen. Malteser und Templer. Also wäre die Kirche möglicherweise eine Spur.«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.«
    »Es kommt auf einen Versuch an«, sagte ich.
    »Versuch oder Besuch?«
    »Beides.«
    Walter lachte. »Wir brauchen nur einige Schritte zu gehen, dann sind wir am Ziel.«
    Isabel de Dijon rutschte von ihrem Hocker. »Kann ich mitgehen?« fragte sie mit etwas schwerer Stimme. Auch hatte sie leichte Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht.
    Ich war dagegen. »Nein. Sie sind hier im Hotel besser aufgehoben.«
    Laut lachte sie mich aus. »Besser aufgehoben oder sicherer, meinen Sie? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Nein, das glaube ich einfach nicht. Keine Mauer hat mich hier vor der verdammten Hand geschützt. Ich glaube es einfach nicht.«
    »Sie haben getrunken!« hielt ich ihr entgegen.
    »Na und?«
    Ich blieb hart. »Wir kommen zurück, Isabel. Legen Sie sich solange nieder.«
    Sie schmollte zwar, das interessierte mich nicht. Wir hatten unseren Job zu tun, alles andere störte nur.
    Ich zahlte die Getränke und bekam mit, daß sich Isabel noch ein Glas bestellte. Diesmal war es frisch gepreßter Tomatensaft…
    ***
    In den Augen des Mannes standen Tränen. Er war nicht mehr in der Lage, sie zurückzuhalten. Das Wasser bekam immer mehr Nachschub und strömte in langen Bahnen an seinen bleichen Wangen entlang, denn der Prior mußte mit ansehen, wie das Grauen bei ihm eingekehrt war und brutal zugeschlagen hatte.
    Der Raum lag an der Rückseite der Kirche. Hier zog man sich um, hier trafen sich auch die

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