Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sollte.
    Zerquetscht durch die Hand!
    Der Mund des Priors zitterte, als er die Worte hastig hervorstieß.
    »Bitte… bitte … ich kann nicht …«
    »Keine Gnade, Malteser. Deine Vorfahren haben sie damals auch nicht gekannt.«
    Der Prior wußte Bescheid. Er duckte sich. Es sah so aus, als wollte er auf die Hand zuspringen.
    Er sprang auch, nur nicht direkt auf sein Ziel zu, sondern in die Richtung, wo der Schreibtisch stand und auch ein Stuhl. Es war lächerlich, er wollte es trotzdem versuchen, riß den Stuhl an sich, hob ihn hoch und schleuderte ihn schwungvoll herum, wobei er auf die hochaufgerichtete Steinklaue zielte.
    Der Prior traf, er konnte überhaupt nicht vorbeischlagen, hörte den Aufprall und sah mit Schrecken, daß der Stuhl an seinen Beinen einfach zersplitterte.
    Zwei Beine brachen in der Mitte durch. Wie in einer Zeitlupe sah der Prior das Holz zur Seite fliegen, holte abermals aus, schlug wieder zu, erlebte den gleichen Mißerfolg und bekam gleichzeitig mit, wie der Zeigefinger zur Seite schwenkte, sich krümmte und blitzschnell in seine Richtung stieß.
    Entwischen konnte der Prior nicht.
    Der Zeigefinger tippte ihn nur an, mehr war es für ihn nicht. Doch die Berührung traf ihn wie ein Keulenschlag. Die Luft war ihm geraubt worden. Wenn er atmete, war nur mehr ein Röcheln zu hören.
    Er sah die Hand wie einen Kreisel, so rasch bewegte sie sich vor ihm, dann spürte er den Schlag am Hinterkopf, als er gegen eine der Wände prallte.
    Es wunderte ihn, daß er sich noch auf den Beinen halten und nach vorn schauen konnte.
    Dort kam sie.
    Noch immer schleifte der Stumpf mit häßlich, kratzigen Geräuschen über den. Steinboden. Es hörte sich für ihn an wie eine schrille Todesmelodie, die ihn ins Jenseits begleiten sollte. Die Reste des Stuhl rutschten aus seiner Faust. Er bemerkte es kaum, denn seine Blicke waren einzig und allein auf die Klaue gerichtet.
    Sie war fast da!
    Er verdrehte die Augen. Hoch überragte sie ihn, schon zur Hälfte gekrümmt und bereit, auf ihn niederzufallen und brutal zuzugreifen. Seine Arme drückte der Prior hoch. Er wollte in seiner Verzweiflung ein Gebet sprechen, ihm fiel kein Text ein.
    Dann war die Klaue direkt über ihm und fiel herab wie ein schweres Dach. Er konnte das Grauen noch um wenige Sekunden verzögern, indem er auf die Knie fiel, aber er schaffte es nicht mehr, davonzukriechen.
    Da war sie schneller.
    Der Druck nahm zu, und er hörte gleichzeitig die Stimme. »Das ist die Rache der Templer, Prior. Das ist sie, und du wirst keine Chance haben, ihr zu entgehen.«
    Nach diesen Worten schloß sie die Gigantenklaue zur Faust und drückte zu.
    Der Schrei des Priors erstickte in einem Gurgeln. Die fürchterlichen Schmerzen bekam er glücklicherweise nicht mit, da war die gnädige Ohnmacht schneller…
    ***
    Sonne, Hitze, Trubel, Menschen, zahlreiche Stimmen, dazwischen das Hupen der Autofahrer, Geschäfte, Schaufenster mit exquisiten Waren, Lokale, Cafés, die ihre Stühle und Tische auf die Kärntner Straße gestellt hatten, um die zahlreichen Gäste schlucken zu können, all das lag hinter uns, als wäre es nicht wahr gewesen, denn wir standen dicht hinter der Eingangstür der Malteser-Kirche.
    Kommissar Walter hatte sie hinter uns geschlossen und damit für eine Oase der Ruhe gesorgt.
    Keiner von uns sprach. Wir waren zunächst beeindruckt von der Stille, die im krassen Gegensatz zum Trubel auch innerhalb des Stephansdoms stand und einem Gläubigen leider kaum die Chance ließ, ein Gebet zu sprechen.
    Nichts war davon zu spüren in einer Kirche, die zentral liegt und trotzdem vergessen worden war.
    Sie war auch nicht sehr groß. Der übliche Mittelgang teilte die beiden Bankreihen, durch die Fenster hinter dem breiten Altar sickerte Licht, das nicht den gesamten Kirchenraum ausfüllte.
    Ich ließ meinen Blick kreisen. Rechts von mir an der Wand entdeckte ich die Statue des heiligen Johannes, denn ihn sahen die Malteser als ihren Ordensgründer an.
    Natürlich war auch überall das Malteser-Kreuz vertreten, das sich aus vier Dreiecken zusammensetzte, die mit ihren spitzen Seiten aufeinander zuliefen.
    Blumen schmückten den Altar. Kerzen gaben ein geheimnisvolles Licht ab, das auch bis hoch gegen die Decke fiel und die dort befindlichen Gemälde beleuchtete.
    Langsam ging ich vor und blieb im Gang stehen. Hinter mir hörte ich, wie sich Kommissar Walter räusperte. Dann kam er zu mir. Seine Schritte hinterließen leise Echos.
    »Na, Sinclair, was sagen

Weitere Kostenlose Bücher