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0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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grausam die Pesthand sein konnte. Dieser uns unbekannte Mensch mußte einen furchtbaren Tod hinter sich haben, ein langes Leiden.
    Ich ging trotzdem näher heran und fand noch ein Kreuz, das seltsamerweise nicht beschädigt war, als hätte sich die Hand nicht getraut, es zu zerdrücken.
    »Wer war es?« fragte ich.
    »Keine Ahnung.«
    Ich dachte nach. »Die Malteser haben als Gemeindevorsitzenden einen Prior. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Toten um den Gemeindevorsteher. Wer weiß…«
    Als wir uns umdrehten, standen Polizisten im Türeingang. Sie stierten auf den Toten, dann drehten sie sich um und verschwanden mit hastigen Schritten.
    Dieser Anblick war nichts für schwache Nerven.
    Auch wir verließen die Sakristei, blieben in der Kirche stehen, schauten uns an und stellten fast gleichzeitig dieselbe Frage:
    »Warum ist das passiert?«
    »Sie muß den Prior gehaßt haben«, sagte Suko.
    »Kann eine Hand hassen?«
    »Nein, aber die Kraft, die hinter ihr oder in ihr steckt.«
    »Und wie paßt Isabel de Dijon in den Rahmen? Kann sie etwas über die Malteser wissen?«
    »Frag sie.«
    »Später.«
    Suko räusperte sich. »Vergiß nicht die Hand. Vielleicht holt sie sich das Mädchen als nächstes Opfer. Inzwischen glaube ich alles oder gar nichts mehr.«
    »Willst du zum Hotel?«
    »Wäre besser, John. Und du?«
    »Ich möchte gern herausfinden, weshalb man den armen Kerl getötet hat. Es wird sich ja irgend jemand von der Gemeinde finden lassen. Oder meinst du nicht?«
    »Ja, kann sein. Jedenfalls wird sich der Mord schnell herumsprechen. Sehen wir uns im Bristol?«
    »Klar.«
    Vor der Kirche trennten wir uns. Der Krankenwagen rollte herbei, und ich winkte einem Uniformierten, um ihn zu fragen, ob die Mordkommission schon alarmiert sei?
    »Ja, das ist alles klar.«
    Soeben wurde Kommissar Walter abtransportiert. Er lag auf der Trage, winkte mir zu, versuchte ein Lächeln, was ihm allerdings mißlang. Es wurde nur ein kärgliches Grinsen.
    »Wir packen es«, versprach ich ihm. »Wir holen uns die verfluchte Klaue, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Aber schnell.«
    »Sicher.«
    Die Polizei war flott. Sie hatte die Gaffer zurückgedrängt, und die Beamten stellten schon die ersten Fragen an die Zeugen.
    Übereinstimmend wurde ausgesagt, daß eine türhohe Hand das Portal durchbrochen hätte, um dann in die Höhe zu steigen, wo sie schließlich verschwunden war.
    Auf den Gesichtern der Beamten breitete sich Skepsis aus. Dann fuhr ein Wagen herbei, dem ein älterer Kollege entstieg. Der Knabe hatte bestimmt etwas zu sagen.
    Ich ging zu ihm, bekam einen Blick aus seinen scharfen Augen mit, dann ein Nicken und wurde mit der Bemerkung begrüßt, daß ich wohl der Beamte aus London sein müßte.
    »Das stimmt, Herr…«
    »Rinaczek. Oberkommissar Rinaczek.« Er fuhr mit dem Zeigefinger über seinen dichten Oberlippenbart. »Was ich über Funk hörte, klang unglaublich. Ist es das?«
    »Nein, es entspricht den Tatsachen.«
    »Scheiße!« dehnte er in seinem breiten Dialekt. »Das hat uns noch gefehlt.«
    »Wir können daran nichts ändern.«
    »Was war mit der Hand?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    »Nein.« Rinaczek schüttelte den Kopf. »Ich weiß überhaupt nichts. Kollege Walter übernahm den Fall.«
    Ich weihte ihn ein, er stöhnte auf, schlug gegen seine Stirn und trat hart auf. »Ärger, nichts als Ärger. Sie und Ihr Kollege sind nicht zum erstenmal in Wien…«
    »Stimmt.«
    »Ich hörte von Ihnen. Aber wenn Sie den Fall aufklären wollen, wo setzen Sie dann den Hebel an?«
    Ich deutete über meine Schulter hinweg. »Dort, bei den Maltesern. Ich muß mit den Leuten reden. Ihren Prior hat die Steinklaue grausam getötet. Anhand eines nicht beschädigten Kreuzes habe ich das herausfinden können.«
    »Kann ich die Leiche sehen?«
    »Sicher, aber machen Sie sich auf etwas gefaßt, Kollege.«
    »Keine Sorge.«
    Wenige Minuten später war er wieder da. Diesmal sprach er mich mit gepreßt klingender Stimme an. »Verdammt, Sinclair, Sie hätten mich warnen müssen.«
    »Das habe ich.«
    »Nicht genug, Mann, nicht genug. So etwas… das … das habe ich noch nie erlebt.«
    Auch ich stand noch immer unter dem Eindruck dieser grausamen Tat. Zu ändern war daran nichts mehr. Ich konnte nur zusehen, daß es nicht noch zu weiteren Taten kam…
    ***
    Nachrichten sprechen sich oft in Windeseile herum. Die schlechten noch schneller als die guten. Es dauerte nicht lange. Da wußte man auch im Hotel Bristol, was auf der

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