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0603 - Nächte des Schreckens

0603 - Nächte des Schreckens

Titel: 0603 - Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
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der das Amulett hing, über den Kopf.
    Als er sich noch einmal in der Diele umgesehen und sich vergewissert hatte, daß im Moment wirklich niemand in der Nähe war, nahm er Merlins Stern in beide Hände und versetzte sich mittels eines Schaltwortes in die Halbtrance, die nötig war, um die Zeitschau zu aktivieren.
    Dann verwandelte sich der stilisierte fünfstrahlige Drudenfuß, der im Zentrum der handtellergroßen, mit sonderbaren Hieroglyphen und den Zodiaksymbolen verzierten Silberscheibe lag, vor den Augen des Parapsychologen in eine Art Mini-Bildschirm, auf dem Zamorra verfolgen konnte, was in der Diele und in seiner unmittelbaren Umgebung in den letzten Stunden geschehen war.
    Zamorra betätigte mental den Rücklauf der Zeitschau und spulte den Film bis etwa gegen Mitternacht zurück; ungefähr zu diesem Zeitpunkt mußte Collins verschwunden sein. Dann stoppte er das rückwärtsspulende Bild und ließ die Zeit wieder vorwärts laufen.
    Die Diele des Marsten-Hauses. Nacht. Die Computer, über deren Monitore Kurven und Datenkolonnen flimmerten. Collins, der vor den Geräten saß und gelangweilt in einem Männermagazin blätterte, eine Zigarette im Mund. Im Hintergrund auf einem der Bildschirme die Zeit - 00:31 Uhr.
    Zamorra ließ die Zeit etwas schneller verstreichen, wie im Suchlauf.
    Plötzlich legte Collins das Heft auf den Schreibtisch und sah sich in der Diele um. Es war, als hätte er irgendein Geräusch gehört.
    Der Dämonenjäger ließ das Geschehen in normalem Tempo weiterlaufen. Jetzt schienen die Dinge interessant zu werden.
    Jack Collins, der sich nervös umblickte. Von seinem Stuhl aufstand. Mit jemandem sprach, obwohl sich niemand bei ihm äufhielt. Auf unhörbare Worte lauschte, bis sich seine Augen mit einem Mal weiteten und sich Entsetzen in seinem Gesicht ausbreitete.
    Unbändiges Entsetzen.
    Collins, der verzweifelt auf seinen unsichtbaren Gesprächspartner einredete. Wild gestikulierte. Dann wieder zuhörte. Und mit jeder Sekunde nervöser wurde. Unruhig von einem Fuß auf den anderen trat.
    Erneut sprach Collins. Hielt plötzlich abrupt inne, als er scheinbar unterbrochen wurde.
    Das Entsetzen in seinen Zügen wurde zu Panik. Mit abwehrend erhobenen Händen wich er zurück, argumentierte verzweifelt. Stolperte über seine eigenen Füße. Fiel zu Boden und rappelte sich wieder auf, sein Gesicht eine Maske der Furcht. Speichel glänzte auf seinen Lippen.
    Während der Irrsinn in seinen Augen immer stärker wurde, drückte sich Collins mit dem Rücken gegen die Wand. Versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Duckte sich vor Schlägen, die es nicht gab. Tränen rannen über sein Gesicht. Er brabbelte panisch vor sich hin. Drehte den Kopf heftig hin und her. Heulte wie ein Baby. Gebärdete sich wie ein Irrer.
    Dann änderte sich sein Verhalten unvermittelt. Das wilde Flackern in seinen Augen verschwand. Sein Redefluß versiegte.
    Eine unheilvolle Ruhe bemächtigte sich des jungen Mannes.
    Wie eine Puppe nickte er auf eine unhörbare Frage. Mit seltsam marionettenhaften Bewegungen durchquerte er die Diele. Wandte sich der Treppe zu. Sah sich noch einmal um, sagte allerdings nichts. Schließlich ging er die Treppe hinauf, verschwand aus dem Blickfeld…
    Zamorra wartete, ob Collins wieder nach unten kommen würde, doch der Student ließ sich nicht blicken.
    Da spulte der Dämonenjäger die Zeitschau vor, ließ das Geschehen im Suchlauf vorlaufen, bis Cindy Warner die Treppe herunterkam, in Nachthemd und Morgenmantel, um festzustellen, daß Jack Collins nicht mehr auf seinem Posten war.
    Irritiert ging die junge Frau in den ersten Stock des Hauses zurück, um Professor Derleth über das Verschwinden des Studenten zu informieren.
    Der Dämonenjäger löste die Trance, kehrte wieder in die Realität zurück - keine Sekunde zu spät, denn kaum hatte er Merlins Stern wieder unter dem Hemd verstaut, tauchte Professor Derleth aus Richtung der Wohnräume im Erdgeschoß auf.
    »Und?« fragte Zamorra.
    »Noch immer keine Spur von Collins. Er ist und bleibt verschwunden.«
    Zamorra seufzte. »Tragisch.«
    »Das können Sie laut sagen…«
    Zamorra warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    Es war kurz vor fünf. Nach wie vor mitten in der Nacht.
    »Ich weiß ja nicht, wie es mit Ihnen ist«, sagte Zamorra zu Derleth. »Aber ich für meinen Teil könnte gut noch eine kleine Mütze Schlaf vertragen. Schließlich kann man in diesem Haus nicht sicher sein, wann man das nächste Mal dazu kommt, sich für eine

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