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0603 - Nächte des Schreckens

0603 - Nächte des Schreckens

Titel: 0603 - Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
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Weile aufs Ohr zu hauen, nicht wahr?«
    ***
    Zamorra erreichte den Treppenabsatz im ersten Stock und sah sich um. Unten in der Diele unterhielt sich Derleth mit einem der Studenten.
    Der Dämonenjäger nutzte die Gunst des Augenblicks und huschte die Treppe in den nächsten Stock hoch, ohne das es jemand bemerkte. Er schlich bis zur Dachgeschoßtür im dritten Stock, öffnete sie und stieg die Stufen hinauf.
    Irgend etwas sagte ihm, daß es möglicherweise wichtig sein könnte, sich noch einmal in aller Ruhe den Dachboden anzusehen. Die Sache mit dem Phantom des Gehängten hatte ihm gezeigt, daß in diesem Haus Dinge vorgingen, die über das Verständnis von Professor Derleth weit hinausgingen.
    Dinge, die mit Sicherheit nicht ungefährlich waren.
    Deshalb hatte Zamorra beschlossen, seine Nachforschungen so weit wie möglich allein durchzuführen, um niemanden zu gefährden. Er selbst war im Gegensatz zu dem Theoretiker Derleth und seinen Studenten in der Lage, auf sich aufzupassen. Selbst wenn es hart auf hart kam.
    Er betrat den Dachboden und sah sich um. Durch die Fenster fielen die ersten schwachen Strahlen Morgenlicht, grau und kraftlos.
    Mit einem irgendwie unguten Gefühl in der Magengrube blickte Zamorra hinüber zu der Stelle, wo er vorhin das Phantom gesehen hatte, doch von dem Gehängten war nichts zu sehen. Zudem lag Merlins Stern kalt und reglos auf Zamorras Brust, so daß er zumindest für den Moment sicher sein konnte, daß hier keine schwarzmagischen Kräfte aktiv waren.
    Er ging hinüber zu den Fenstern, sah durch das staubige Glas nach draußen, zum Horizont, der sich langsam orange zu färben begann. In spätestens einer Stunde würde die Sonne aufgehen.
    Während er noch aus dem Fenster sah, hörte er auf einmal ein Geräusch. Ein leises, ängstliches Wimmern, wie von einem geprügelten Hund.
    Verwirrt schaute sich Zamorra um.
    Auf den ersten Blick konnte er nichts erkennen…
    Doch dann machte er in den dunklen Schatten in der Ecke links von sich eine Bewegung aus. Gleichzeitig war das verhaltene Rascheln von Stoff zu hören.
    Zamorra war alarmiert. »Wer ist da?«
    Keine Antwort.
    Bloß dieses gequälte, resignierte Schluchzen.
    Da sich das Amulett nicht erwärmte, ging Zamorra davon aus, daß keine Gefahr drohte. Trotzdem näherte er sich der Quelle des Geräuschs mit vorsichtigen Schritten, während er versuchte, das zwielichtige Halbdunkel mit den Blicken zu durchdringen.
    Schließlich erkannte er, was das Wimmern verursachte.
    Zamorras Augen weiteten sich vor Überraschung.
    »Verdammt, Collins!« stieß er hervor. »Wo, um alles in der Welt, haben Sie gesteckt, Mann?«
    Der Student antwortete nicht. Mit eingezogenen Kopf, die Hände in einer abwehrenden Geste vor das Gesicht gehalten, als wollte er unsichtbare Schläge abwehren, kauerte Jack Collins in der Ecke des Dachbodens. Er wimmerte -ängstlich, als würde er sich entsetzlich vor Zamorra fürchten, er schien aber seine Umwelt überhaupt nicht richtig wahrzunehmen.
    Der Dämonenjäger begriff, mit Collins war etwas nicht in Ordnung.
    Besorgt ging er neben dem Studenten in die Knie und musterte ihn aus der Nähe.
    Was auch immer Jack Collins zugestoßen war, es hatte ihn über Nacht in einen alten Mann verwandelt!
    Sein braunes Haar war weiß wie frisch gefallener Schnee. Das Gesicht wirkte eingefallen, blaß und krank.
    Speichel glänzte auf den Lippen des Studenten. In seinen Augen, deren flackernder, wilder Blick unruhig hin und her huschte, lag ein Ausdruck von panischer, namenloser Angst.
    »Großer Gott, Collins«, murmelte Zamorra benommen. »Was ist mit Ihnen passiert?«
    »Sadie«, stammelte Collins mit klappernden Zähnen. »Sadie. Mein Baby. Sadie…«
    Zamorra versuchte es erneut.
    »Collins«, sagte er sanft. »Ich bin's. Professor Zamorra. Können Sie mich verstehen? Hören Sie, was ich sage?«
    »Sadie«, stotterte der Student atemlos. »Mein Baby. Sadie. Mein Baby…« Er war völlig weggetreten, brabbelte immer und immer wieder dasselbe, wiederholte es wie eine kaputte Schallplatte.
    Zamorra seufzte resigniert.
    Ihm war klar, daß Collins nicht mehr bei Sinnen war. Er hatte den Verstand verloren. Sein Geist befand sich in einer Einbahnstraße, die sich als Sackgasse entpuppen würde.
    Für Jack Collins gab es kein Zurück mehr.
    Kein Zurück in die wirkliche Welt.
    Wie es aussah, hatte das Haus ein neues Opfer gefunden!
    ***
    Zwanzig Minuten später rollte der himmelblaue alte Ford Escort die kiesbestreute Auffahrt des

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