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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch. Los, steig ein, Geisterjäger…«
    ***
    Um ein Taxi zu nehmen, fehlte Nunoz das Geld. Auch die U-Bahn konnte er nicht bezahlen. Er nahm sie trotzdem, denn er hatte sich daran gewöhnt, schwarz zu fahren. Wenn sie ihn erwischten, okay, er hatte kein Geld, die Strafe würden sie nie bekommen.
    Die Station war um diese Zeit ziemlich leer. Einige Jugendliche standen herum und warteten auf den nächsten Zug. In ihren Augen lag ein bestimmter Glanz, und Nunoz wußte auch, was sie vorhatten. Sie würden ebenfalls mit der Bahn fahren, doch auf eine Art und Weise, für die Nunoz kein Verständnis aufbrachte.
    Es war in Mode gekommen, sich außen an die Wagen zu hängen und einige Stationen durchzufahren. »In« aber gefährlich. Tote hatte es bereits gegeben. Doch durch diese Todesmeldungen ließen sich einige Jugendliche nicht vom U-Bahn-Surfen abhalten.
    Auch Farbige befanden sich in der Gruppe. Sie starrten Nunoz an.
    »Na, Alter, fühlst du dich hier wohl?«
    »Nein.«
    »Dann geh doch wieder zurück. Meine Großeltern sind auch zurück nach Puerto Rico gegangen. Sie haben lange genug in dieser Scheißstadt gelebt. Jetzt haben sie nur die Sonne.«
    »Hast du gehört, ob es ihnen gutgeht?«
    »Nein, aber besser als hier.«
    Nunoz nickte. »Vielleicht werde ich das auch machen. Aber ich möchte dir noch einen Rat geben, Junge. Fahr nicht außen am Wagen, das ist zu gefährlich.«
    Der Junge grinste. »Wir sind schon Spezialisten.« Die nächsten Worte verschluckte er, denn die Bahn rollte ein, was wiederum Lärm mitbrachte.
    »Viel Glück, Junge«, murmelte Nunoz, packte seine Trommel fester und stieg ein. Er setzte sich dort hin, wo nicht so viel Abfall am Boden lag, hielt die Beine ausgestreckt und schaute aus dem Fenster, wo die Jugendlichen standen, auf der Stelle hüpften und es kaum erwarten konnten, daß die Bahn startete.
    Als sie anfuhr, sprangen auch sie.
    Nunoz sah auch seinen Schützling, der es besonders gut machen wollte, aber irgendwie abrutschte, vom anfahrenden Wagen einen heftigen Stoß bekam, der ihn zurück auf die Fliesen schmetterte, wo er sich überschlug und liegenblieb.
    Das sah Nunoz nicht mehr. Der Zug war bereits in der Röhre verschwunden. »Ich habe es dir gesagt«, murmelte der Alte und streichelte die Haut der Trommel. »Ich habe es dir gesagt. Warum machst du auch solche Dinge?«
    Seine großen Augen starrten ins Leere. Er sah aus, als würde er an nichts denken, doch seine Gedanken beschäftigten sich mit dem, was hinter ihm lag.
    Das war schlimm genug. Er hatte es gewußt, nicht als einziger, aber er hatte gehandelt. Das alte Erbe konnte nicht aus der Welt geschafft werden, es blieb, und es war nicht so ohne weiteres zu zerstören. Lange hatte er überlegt und sich dann entschlossen, es zu tun. Er hatte warnen müssen, denn seine Augen wollten nicht noch mehr Leid sehen. Es reichte ihm allmählich.
    Die meisten Menschen lachten über Voodoo und auch über den Zombie-Glauben. Sie kannten die Insel nicht, sie wußten nicht, was heute noch auf Haiti ablief. Wenn sie davon gehört hatten, dann hielten sie es für Hirngespinste einer angeblich geistig zurückgebliebenen Bevölkerung.
    Aber die Bedrohung nahm zu. Der Zombie-Glaube war auf der Insel längst gesellschaftsfähig geworden und eingedrungen selbst in die höchsten Kreise, wo man sich mehr um Politik und Geld kümmerte. Sogar die Geheimdienste interessierten sich mittlerweile dafür.
    Die Dunkelheit des Tunnels verschwand. Schemenhaft drang die Helligkeit in die Wagen, bis der Zug schließlich in der taghellen Station anhielt, die jungen Burschen außen von den Wagen sprangen und wegrannten, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Wurden sie erwischt, mußten sie mit empfindlichen Strafen rechnen.
    Nunoz fuhr noch weiter. Er hatte im Laufe der Zeit seine Erfahrungen sammeln können. Kontrolleure, die in die Bahn stiegen, entdeckte er sofort, ohne sie persönlich zu kennen.
    An dieser Station sah er keinen, auch nicht an der nächsten und übernächsten.
    Noch zwei weitere Stationen fuhr er, bevor er den Zug verließ. Als einziger schritt er die schmale Treppe hoch. Als er dabei den Blick hob, sah er auf vier breitbeinig gestellte Beine. Die Typen lauerten auf Menschen, die ahnungslos in dieses Gebiet kamen.
    »Geht«, sagte Nunoz, »haut ab!«
    »Was willst du, Alter?«
    »Geht in eure Löcher und betet. Einen anderen Rat kann ich euch nicht geben.«
    Der zweite fing an zu lachen. »Hör mal, bist du jetzt Pfarrer

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