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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alles erfaßte, mit sich riß und in menschliche Seelen eindrang.
    Macumba und Voodoo siegten!
    Daran dachte Nunoz, als er sich dicht an den Hauswänden vorbeibewegte. In dieser Straße wurde es nie ruhig. Auch jetzt vernahm er Stimmen, Geräusche, sah hinter manchen Fenstern den Schein von Kerzen, hörte ein Flüstern oder Lachen.
    Er selbst wohnte nicht nach vorn raus. Um seine Behausung zu erreichen, mußte er durch eine Einfahrt in einen Hinterhof, wo die Mauern der Häuser aus Backsteinen bestanden und teilweise bemalt worden waren. Im Sommer dampfte der Hinterhof, da konnten sich die Menschen vorkommen wie in der Karibik, jetzt war es kühler geworden. Die Schatten lagen sehr dicht, dennoch konnte er gewisse Dinge erkennen, und auch als Blinder hätte er sich zurechtgefunden.
    Er lebte im Souterrain oder Keller. Eine Außentreppe führte zu der Wohnung. Sie lag sogar regengeschützt, weil sich über ihr ein vorstehender Anbau befand.
    Nunoz schritt die ausgetretenen Steinstufen hinab. Wind hatte Papier auf die Treppe geweht; er ließ es liegen. Es brachte nichts, wenn man es wegräumte, der Wind schleuderte immer wieder Nachschub auf die Stufen.
    Hinter den kleinen Fenstern brannte Licht. Die Tür schabte, als sie aufgezogen wurde.
    »Conchita?«
    »Ja.«
    »Warum hast du gewartet?«
    »Weshalb haben es die anderen getan, Großvater? Vielleicht spürten auch sie das Grauen, die Botschaft, die man uns geschickt hat. Ich jedenfalls habe es bemerkt.«
    Er betrat die Wohnung. »Sonst wärst du nicht meine Enkelin, Conchita. Ich habe dir schon immer gesagt, daß du etwas Besonderes bist.«
    Sie wich zurück. »Hör auf, Großvater, das stimmt doch nicht. Nein, ich bin nichts Besonderes.«
    »Du bist eine Nunoz«, erklärte er mit allem Ernst.
    »Ja, ja, schon gut.« Sie nahm ihm die Trommel ab und zog ihn in den Raum, wo Bastmatten auf dem Boden lagen. Die Einrichtung war einfach, aber sauber.
    Conchita war allein. Die Eltern arbeiteten in der Nacht. Die Mutter als Putzfrau bei einer Fluggesellschaft, der Vater in einem 24-Stunden-Kino als Kartenabreißer. Durch diese Arbeit hatten sie es geschafft, sich eine etwas größere Wohnung leisten zu können, denn sie besaßen sogar so etwas wie ein Bad und einen Schlafraum, wo allerdings alle vier Personen schliefen. Das Leben spielte sich meist in der großen Küche ab, wo auch der Fernseher stand.
    Nunoz setzte sich an den Tisch. Conchita, die dunkle Jeans zum weißen Pullover trug, brachte ihm das Essen. Kalte Fladen bedeckt mit Fleischstücken und einer scharfen Soße. Dazu trank er Bier aus der Dose.
    »Ich hoffe, es schmeckt dir, Großvater.«
    Er aß schnell, dabei schaute er seine Enkelin an und stellte fest, daß sie tatsächlich die gleichen Augen besaß wie er. Conchita war achtzehn Jahre alt. Sie hatte die Schule gut geschafft, im Gegensatz zu vielen anderen ihrer Altersklasse. Jetzt ging sie auf eine weiterführende Schule und lernte dort Hauswirtschaft und Sprachen. Ansonsten half sie im Hause.
    Ihr schwarzes Haar war buschig. Sie bändigte es mit Gummibändern und regte sich stets über das ihrer Meinung nach viel zu runde Gesicht auf.
    »Du hast Sorgen, Großvater.«
    Er aß weiter. »Wieso?« fragte er kauend.
    »Das sehe ich dir an.«
    »Ja, es stimmt.« Wenn er mit seiner Enkelin zusammen war, sprach er immer Spanisch. »Ich habe große Sorgen, und ich weiß, daß sie berechtigt sind.«
    »Du bist gegangen und hast deine Trommel mitgenommen. Die alte Voodoo-Trommel. Ich bin jung, sehr jung, wie du oft sagst, aber ich bin nicht naiv, Großvater. Ich weiß genau, daß es zu einer tödlichen Bedrohung kommen kann, wenn du so reagierst.«
    Er nahm Weißbrot, brach es entzwei und reinigte damit seinen Teller. Die letzten Reste der Soße blieben an den Scheiben kleben, bevor sie in seinem Mund verschwanden. »Es kann nicht nur zu einer tödlichen Bedrohung kommen, Conchita, es ist schon soweit.«
    Das Mädchen besaß die gleichen großen, dunklen Augen wie ihr Großvater. »Hast du… hast du ihn schon erlebt?«
    »Gespürt, meine Liebe, gespürt.« Er schluckte den Rest und leerte auch die Büchse. »Ich habe ihn gespürt. Ich merkte, daß er schon unterwegs war, um zu töten.«
    »Hat er denn getötet?«
    »Nein, noch nicht, glaube ich.« Er berichtigte sich im nächsten Moment selbst. »Ich hoffe, daß er noch nicht getötet hat, mein Kind. Aber ich weiß, daß er frei ist.«
    »Und jetzt?«
    Der alte Mann lehnte sich zurück. Er hatte nicht einmal seinen

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