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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geworden?«
    »Nein, aber weise.« Er ließ sie stehen und ging davon.
    »Dem sollte man die Trommel über seinen grauen Schädelschlagen«, hörte er.
    »Tu das nicht. Nunoz ist in der Gegend bekannt. Den kennt man. Bei ihm sucht man Rat.«
    »Doch nur Idioten, Baby.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Nunoz ging durch die engen Straßen und auf den schmalen Gehsteig, wo genügend Unrat herumlag, der nicht mehr in die Mülltonnen hineinpaßte. Manchmal wurde das Zeug wochenlang nicht abgeholt. Hier herrschten schon fast Verhältnisse wie in gewissen Teilen von Manhattan.
    Obwohl es ruhig im Viertel war, schlief dieser Block nicht. Die Menschen brauchten kaum Schlaf, die meisten arbeiteten nicht. Viele zogen sich in der Nacht nur in ihre Höhlen und Löcher zurück, denn als etwas anderes konnten die Wohnungen beim besten Willen nicht bezeichnet werden.
    Auch Nunoz spürte, daß das Viertel nicht schlief. Es herrschten gewisse Vibrationen vor, für die er als Einheimischer besonders empfänglich war.
    War es Angst oder Furcht?
    Nein, das nicht. Er hatte nur den Eindruck, als wäre es ein lauerndes Abwarten. Bis ein bestimmtes Ereignis eintreten würde, das alles andere hinwegfegte.
    Es gab nicht viele Fenster, die noch in Ordnung waren. In Kopfhöhe öffnete sich eines. Ein Gesicht erschien. Von der Last des Lebens gezeichnet. »Hallo, Nunoz.«
    »Ach du, Luella.«
    Die Alte lachte zahnlos. »Tu nicht so, als ob du mich nicht erkannt hättest, mein Bester.«
    »Ich war in Gedanken.«
    Luella beugte sich weiter nach draußen und bekam große Augen.
    »Du warst da? Du warst bei ihm?«
    Er nickte.
    »Hast du ihn gesehen? Hast du endlich Erfolg gehabt?«
    »Wie man es nimmt. Ich weiß aber, daß er nicht mehr gefangen ist, Luella.«
    Die vierundsiebzigjährige Frau bekreuzigte sich hastig. »Und jetzt? Was geschieht jetzt?«
    »Wir müssen abwarten. Aber wahrscheinlich werden wir Besuch bekommen. Zwei Weiße.«
    »Polizisten?«
    »Ja, sie sprachen mit mir.«
    »Haben Sie dir denn auch geglaubt?«
    »Die schon, Luella, die schon. Es sind besondere Männer, das spürte ich genau.«
    Luella nickte, als hätte sie alles begriffen. »Was sollen wir denn machen?« fragte sie.
    »Abwarten.«
    »Und wenn er kommt?«
    Da drückte der Mann sein Gesicht noch näher heran. »Dann, Luella«, hauchte er, »falte deine Hände und bete, denn der Teufel ist unterwegs.« Nunoz lachte, als er sah, wie hastig die Frau zurückzuckte.
    Er winkte ihr zu, raffte den Mantel und wollte weitergehen, aber ihre Stimme hielt ihn zurück. »Stimmt das wirklich, was du mir da gesagt hast?«
    »Ich lüge nicht.« Er schaute gegen den dunklen Himmel, als könnte er dort etwas entdecken. »Der Geist des Bösen ist gekommen. Ich habe das Richtige getan. Ich trommelte, ich mußte es einfach tun. Es war wie ein Zwang, und jetzt habe ich sie aufgeschreckt.«
    Luella beugte sich wieder vor und schaute nach rechts. »Wen hast du aufgeschreckt?«
    »Gewisse Menschen.«
    »Ah, und was werden die tun?«
    »Du wirst es sehen, Luella, du wirst es sehen.« Er blickte die Straße entlang. Auf den Gehsteigen brannten nur wenige Laternen. Viele Glaskuppeln waren zerschlagen worden. Jugendliche hatten Zielwerfen gemacht. Wenn Fahrzeuge parkten, sahen sie aus wie Rostlauben. Einige von Ihnen waren aus Teilen vom Schrottplatz zusammengebaut worden.
    »Noch in dieser Wacht, Nunoz? Noch in dieser Nacht?«
    Er schlug leicht auf die Bespannung der Trommel. »Ja, bestimmt, es kann sein, oder nicht?« Er lachte, weil er einer konkreten Artwort ausgewichen war. »Sei nur wachsam, Luella. Mehr brauchst du nicht zu tun. Wachsam sein.«
    »Dann sollte ich mich nicht hinlegen und schlafen, wie? Es wäre besser, wenn ich auf den Beinen bleibe.«
    »Ja, das stimmt.« Nunoz hatte sich bewußt an Luella gewandt, denn sie gehörte zu den Klatschbasen des Viertels. Was sie wußte, das erfuhren sehr rasch auch die übrigen Bewohner des Viertels. Es würde sich auch am späten Abend noch herumsprechen und die Menschen auf den Beinen halten. Sie alle hier wußten, daß es den Voodoo-Zauber gab. Sie stammten aus der Karibik, sie kannten die alten Regeln, die Magie, sie wußten über Macumba Bescheid, diese geheimnisvolle Kraft, die wie ein Schatten über dem gesamten südamerikanischen und mittelamerikanischen Kontinent lag. Und sie wußten auch, daß Macumba oder die Macht des Voodoo nicht territorial begrenzt war.
    Sie konnten Ländergrenzen und Erdteile überwinden, sie waren wie ein Rausch, die

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