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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hellwach geworden. Auch ich merkte diesen Zustand der Erwartung. Ich befand mich in einer ungewöhnlichen Lage, als würde ich auf einem Hochseil tanzen, das leicht vibrierte und seine Schwingungen an mich weitergab.
    Wir fuhren an der Themse entlang, die sich als dunkler Strom links von uns in Richtung Meer wälzte. Schon bald sahen wir die mächtigen, düsteren Mauern, die selbst bei herrlichem Sonnenlicht manchen Menschen Angst einflößten, besonders dann, wenn sie daran dachten, was hinter den Mauern schon Grausames geschehen war.
    Daß irgendwelche Menschen damals Mateo, einen Voodoo-Medizinmann im Tower eingesperrt hatten, gehörte nicht zum offiziellen Programmheft. Es waren die Dinge, über die man lieber nicht sprach, falls überhaupt noch jemand davon wußte.
    Selbst Cyril Meat war überrascht worden, wie Sir James mir erklärt hatte.
    »Wo steht denn der gute Schlüsselmeister?« fragte Suko.
    »Das ist er nicht.«
    »Wieso?«
    »Den gab’s in Ghostbusters.«
    Suko lachte. »Stimmt. Übrigens, wir wollten uns noch den zweiten Teil anschauen.«
    »Klar, morgen.«
    »Oder auch nicht.«
    »Da ist er.« Ich hatte die Gestalt gesehen, die im Scheinwerferlicht erschien. Der Mann mußte auch uns heranfahren gesehen haben, er stand im hellen Fernlicht und winkte mit beiden Armen. Wir hielten dicht vor ihm. Sogar die Mauern des Tower wurden schon angestrahlt und auch das Tor.
    Cyril Meat war ein Mensch um die Fünfzig. Hochgewachsen, irgendwo auch steif, mit geschwungenen dunklen Augenbrauen und einer langen, leicht gekrümmten Nase, die über seinen schmalen Lippen endete. Das Haar trug er korrekt gescheitelt. Sogar um diese Zeit roch er nach Rasierwasser. Ein Mensch, der Traditionen liebte, sich immer in der Gewalt hatte, aber jetzt Unsicherheit zeigte.
    »Sie sehen mich überrascht und bestürzt, Gentlemen«, verkündete er uns. »Mit solchen Vorfällen habe ich niemals gerechnet. Es ist mir auch jetzt unbegreiflich, daß sich so ein… ein …«, er rang nach Worten, bis er die richtigen fand. »Ein Wesen bei uns versteckt hält. Das will nicht in meinen Kopf.«
    »Auch wenn eine Welt für Sie zusammenbricht, Mr. Meat«, sagte Suko. »Es ist aber so.«
    »Ja, Sir James sagte es mir.«
    »Haben Sie die Schlüssel?« erkundigte ich mich.
    Cyril Meat schaute mich vorwurfsvoll an. »Wo denken Sie hin, Mr. Sinclair. Selbstverständlich habe ich sie mitgebracht.«
    »Richtig.« Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Kommen Sie, Mr. Meat, bringen wir es hinter uns.«
    »Ich kann es trotzdem nicht begreifen.«
    »Sie werden sich daran gewöhnen.«
    »Nie!« rief Meat fast theatralisch. »Das kommt bei mir nicht vor. Ich bewache den Tower…«
    »Nicht gut genug«, sagte ich grinsend, »sonst wäre es keinem Zombie gelungen, sich einzuschleichen.«
    »Nun ja, wir können nicht überall sein. Außerdem habe ich ihn noch nicht gesehen.«
    »Das werden Sie schon früh genug. Andererseits wünsche ich Ihnen nicht, ihm gegenüberzustehen.«
    Wir waren am Middle Tower stehengeblieben. Zwei mächtige Rundtürme rahmten das große Tor ein. Mr. Meat klimperte mit den Schlüsseln. Hier wurde wirklich noch geschlossen, für Einbrecher waren die Schlösser kein Hindernis, allerdings an die Kronjuwelen kamen sie nicht heran. Die waren gesichert wie selten etwas auf der Welt.
    Cyril Meat brauchte nicht das große Tor aufzuschließen, eines der Schlupflöcher reichte aus, durch das wir uns drängten, um dann im Außenhof zu stehen, auf einem höher gelegenen Weg, der abermals zu einem Doppelturm führte. Er bildete das südliche Ende einer sehr langen und mächtigen Wehrmauer.
    Die eigentlichen Bauten lagen hinter der Mauer, im mächtigen Hof, dessen Mittelpunkt der White Tower bildete, ein kantiges, viereckiges Bauwerk mit vier Türmen an den Seiten, deren Dächer aussahen wie Zwiebeln.
    Angestrahlt wurde er um diese Zeit nicht. Das wenige Licht verteilte sich auf bestimmten Stellen, und durch ein weiteres Schlupfloch gerieten wir in den inneren Kreis.
    Hier blieb Cyril Meat stehen, den Blick ehrfurchtsvoll gegen den White Tower gerichtet, in dem sich auch die Kronjuwelen befanden.
    »Sie wollen doch nicht etwa dort hinein?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Wohin dann, Mr. Sinclair?«
    Eine gute Frage, und ich überlegte angestrengt. »Wo könnte sich jemand Jahre über verborgen gehalten haben, auch verborgen vor Ihnen.«
    Meat verzog das Gesicht. Da hatte ich bei ihm wohl einen wunden Punkt erwischt. »So genau kann ich Ihnen das

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