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0605 - Der Horror-Engel

0605 - Der Horror-Engel

Titel: 0605 - Der Horror-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sortieren.«
    Derweil hatten sie die Brettertür der ›Bar‹ erreicht.
    Khan, oder wie auch immer der Aborigine heißen mochte, stieß die Tür nach innen auf und winkte den beiden, ihm zu folgen.
    Hier drinnen war die Musik, die auch draußen zu vernehmen war, noch eine Spur lauter - zu laut! -, und die Luft war zum Schneiden dick und grau von Tabakschwaden.
    Zamorra begriff, weshalb sich dieses Etablissement eines so erstaunlichen Zuspruchs erfreute - an vier von fünf Tischen wurde gezockt. Eine Menge Männer vom Crocodile-Dundee-Typ hockten zusammen, Karten, Münzstapel und Bündel von Dollarscheinen vor sich. An einem anderen Tisch fand ein Glücksspiel statt, das Zamorra nicht kannte und das eine regionale Spezialität zu sein schien.
    Hinter einem breiten Tresen stand ein verschwitzter, hosenträgerbewehrter Wirt mit Oberarmen, die mit Muskeln bepackt waren wie bei anderen Männern die Oberschenkel. Er war mit Bierzapfen beschäftigt.
    Auf einem Tisch tanzte ein nacktes Mädchen zu der lauten Musik, und zwischen den Tischen servierte und kassierte ein weiteres Mädchen, das lediglich mit einer Corsage, hochhackigem Schuhwerk und Netzstrümpfen bekleidet war.
    Es mußte sich zotige Bemerkungen und ständiges Betatschen gefallen lassen. Mit eingefrorenem Synthetiklächeln quittierte sie dafür das beachtliche Trinkgeld, das in Form zahlreicher großer Geldscheine hinter ihre Strumpfbänder gesteckt wurde.
    Die Eintretenden zogen sofort die Aufmerksamkeit etlicher Gäste auf sich. Nicole in ihrem kurzen, wie eine zweite Haut am Körper klebenden Kleid wurde mit begeisterten Pfiffen begrüßt.
    Der Aborigine bahnte sich einen Pfad in Richtung Theke.
    »Was will denn das Wüstenbrikett hier?« motzte ein stoppelhaariger Idiot im Unterhemd. Mit der rechten Hand stopfte er gerade einen Zehndollarschein hinter das Strumpfband der Bedienung, während die linke ihren blanken Po begrapschte.
    Ein anderer aus der Spieler-Runde versuchte ihn zu dämpfen.
    »He, das ist der Mongolenfürst! Der ist immer für ein Spielchen gut, laß ihn in Ruhe!«
    Aber der muskulöse Kleingeist im gerippten Unterhemd fühlte sich so richtig stark. »He, Knittergesicht, leck mir den Dreck vom Stiefel oder mach, daß du rauskommst! Diese Bar ist nur für Weiße, und du…«
    In diesem Moment trat ihm der Aborigine den Stuhl unterm Hintern weg.
    Während Mr. Erbsenhirn wenig machohaft zu Boden polterte, griff Khan nach seinem frisch servierten Bierglas, nahm einen kräftigen Schluck und spie dann hinein.
    Derweil brachte sich das Serviergirl hurtig in relative Sicherheit.
    Der Aborigine wandte sich unter dem Gelächter der anderen ab und strebte weiter der Theke zu.
    Hinter ihm raffte sich der Stoppelhaarige im Unterhemd auf, starrte sekundenlang sein geschändetes Bier an - und schnappte das Glas dann, um es hinterrücks auf Khans Schädel zu schmettern.
    Zamorra hinderte ihn daran, nahm ihm das Glas einfach aus der Hand. »Wird noch gebraucht«, sagte er gelassen. »Mach’s wie die Glühbirne: Trag’s mit Fassung, mein Bester.«
    Dabei versuchte er, den Mann auf den Stuhl zurückzubugsieren, den ein anderer eben wieder aufgestellt hatte.
    Ebensogut hätte Zamorra allerdings versuchen können, einen Vulkan durch Zureden am Ausbrechen zu hindern.
    Ohne Warnung schlug der Stoppelhaarige zu.
    Zamorra mußte den Hieb voll nehmen, strauchelte gegen einen anderen Tisch.
    Noch während sich Zamorra wieder aufrichtete, hielt Mr. Kleingeist plötzlich ein Springmesser in der Hand, mit dem er sofort nachsetzte.
    Zamorra hatte schon immer eine ausgeprägte Abneigung gegen unlizensierte chirurgische Eingriffe an seinem Corpus gehabt. Mit einem Griff sorgte er dafür, daß das Messer den Besitzer wechselte, mit dem zweiten dafür, daß der Messerheld durch den halben Raum segelte und einen der Spieltische umriß.
    Die Jungs dort fackelten nicht lange, sondern langten erstmal richtig hin.
    Während sich hinten eine filmreife Kneipenzertrümmerungsshow anbahnte, glaubte derweil ein weiterer Held, mit seinen Fingerchen unter Nicoles dünnes Kleid marschieren zu dürfen, weil sie gerade griffbereit in seiner Nähe stand. Worauf Nicole ihm unter dem schadenfrohen Gelächter seiner Sauf- und Zock-Kumpane ihre Finger ins Gesicht pflanzte und für starke Rötung und deutliche Fingernagelspuren sorgte.
    Das mochte sich der Macho nun doch nicht bieten lassen, sprang auf und warf sich auf Nicole.
    Stoff riß, und im nächsten Moment krümmte der einsame Rächer

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