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0605 - Der Horror-Engel

0605 - Der Horror-Engel

Titel: 0605 - Der Horror-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gehört wie heute!«
    Er wandte sich Zamorra zu.
    »Hören Sie, Mann. Wenn wir Sie wieder mal im Sperrgebiet aufgreifen sollten, dann erzählen Sie gleich die Wahrheit. Sie hätten sich und Ihrer Frau ’ne Menge Ärger ersparen können. Raus jetzt!«
    Zamorra begriff zwar nicht, worum es ging. Doch er hütete sich, jetzt zu widersprechen. Auch wenn er den anderen Aborigine nicht kannte, der Bursche holte ihn und Nicole immerhin aus der Zelle ’raus! Und nur das zählte in diesem Moment.
    Er sah sich zu Nicole um.
    Sie hatte die Augen geschlossen und rührte sich nicht.
    Zamorra trat zu ihr, berührte ihre Schulter.
    Sie schien eingeschlafen zu sein und ließ sich auch durch Rütteln nicht wecken.
    »Ja, gibt’s denn das?« stieß Zamorra überrascht hervor. Er erinnerte sich daran, daß sie vorhin noch darüber geklagt hatte, in dieser Hitze nicht schlafen zu können.
    Zamorra winkte den Aborigine zu sich. Wenn der schon so nett war, sie beide hier herauszuholen, konnte er auch noch einen Handschlag mehr tun.
    »Helfen Sie mir bitte, meine Begleiterin nach draußen zu bringen?«
    »Die hat doch wohl keinen Hitzschlag erlitten?« mutmaßte Yello. »He, alles in Ordnung?«
    Zamorra nickte. Sowohl er als auch Nicole vertrugen derartige Strapazen, ohne gleich umzufallen. Er wußte, daß sich ein Hitzekollaps vorher für ihn erkennbar abgezeichnet hätte. Mit Nicole mußte etwas anderes sein, etwas, das keine körperliche Ursache hatte.
    »Alles klar. Sie ist nur eingeschlafen. Erschöpfung, verstehen Sie?«
    »Im Moment verstehe ich herzlich wenig«, meldete sich Yello zu Wort. »Aber wenn Sie meinen… Nur denken Sie dran: hier und jetzt kann ich noch einen Arzt rufen. Sobald Sie draußen sind, bin ich nicht mehr zuständig, dann ist die Polizei nicht mehr verantwortlich. Verstanden?«
    »Verstanden«, brummte Zamorra.
    Zusammen mit dem Fremden schleppte er Nicole ins Freie.
    Tief atmete er durch. Hier draußen unter dem Sternenhimmel war die Luft jetzt erträglich.
    Er sah den anderen Aborigine auffordernd an. »Wohin jetzt?«
    »Erst mal in eine vernünftige Unterkunft«, brummte der.
    »Kommen Sie.«
    Zamorra blieb nicht viel anderes übrig. Der Aborigine, den Yello ›Khan‹ genannt hatte, half ihm, Nicole zu tragen, und er bestimmte auch die Richtung.
    Sie bewegten sich entlang der Straße und fort von der kleinen Polizeistation, ein seltsames Gespann von zwei Männern, die eine Frau mit sich schleppten.
    Einmal drehte Zamorra noch den Kopf. Er sah Yello, der ihnen mißtrauisch nachblickte.
    Auf der Straße zeigte sich niemand sonst. Die Aborigines, die während der späten Nachmittagsstunden noch an Hauswänden gelehnt hatten oder auf dem Gehsteig saßen, waren verschwunden. Hinter kaum einem Fenster brannte noch Licht.
    Offenbar ging man hier recht früh zu Bett.
    Von der Ortsmitte her ertönten allerdings Stimmen und auch Musik. Und in diese Richtung führte der Aborigine den Dämonenjäger.
    In der Nähe der ›Bar‹, wie sich die Spelunke per Reklameleuchtschild hochtrabend nannte, parkten ein halbes Dutzend Pickups, einige japanische Geländewagen, ein steinalter Land Rover und dahinter ein wuchtiger Freightliner-Truck mit noch wuchtigerem Kuhfänger-Gestell - hierzulande diente es wohl eher als ›Känguruh-Fänger‹ - und mit drei Schwerlast-Anhängern.
    Ziemlich viel Betrieb für so ein kleines Kaff, dachte Zamorra. Zumindest einen so gewaltigen Schwerlastzug hätte er eher auf dem Stuart-Highway vermutet, der durch Alice Springs führte, nicht aber hier abseits der großen Fernverkehrsstraßen am Anfang der Welt, von der rückwärtigen Seite des Bretterzauns aus betrachtet.
    Aber vielleicht war das ja der Versorgungstransport, der auch dieses kleine Nest mit Känguruhsteaks, Katzenfutter, Toilettenpapier und Dosenbier belieferte.
    Die Fahrzeuge mußten sich alle in den letzten zwei, drei Stunden hier eingefunden haben, denn vorhin waren sie ihm nicht aufgefallen.
    Noch ehe sie die ›Bar‹ erreichten, erwachte Nicole aus ihrem seltsamen Zustand. Sie straffte sich, sah Zamorra rechts und den Aborigine links von sich und zuckte leicht zusammen.
    »Alles in Ordnung?« fragte Zamorra.
    »Jaahh«, dehnte sie matt. »Schon gut… ich… ich denke, ihr könnt mich loslassen. Ich kann wieder allein stehen und gehen.«
    »Was war los?« flüsterte Zamorra, während sie weitergingen.
    »Wir bekommen Hilfe«, erwiderte Nicole beinahe lautlos.
    »Später mehr, ich… ich muß erst mal mein Inneres wieder

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