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0605 - Der Horror-Engel

0605 - Der Horror-Engel

Titel: 0605 - Der Horror-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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den Engel gesehen.«
    Zamorra nickte.
    Er löste das Amulett vom Halskettchen und aktivierte es kommentarlos durch einen Gedankenbefehl. Dann trat er dorthin, wo der Engel gestanden haben sollte.
    Zamorra versetzte sich mit einem posthypnotischen Schaltwort in Halbtrance und aktivierte die Zeitschau des Amuletts. Der Drudenfuß im Zentrum der handtellergroßen Silberscheibe verwandelte sich in eine Art Mini-Bildschirm, der einen ›rückwärtslaufenden Film‹ zeigte. Zamorra konnte die Geschwindigkeit dieses Films bewußt steuern, der seine unmittelbare Umgebung zeigte.
    Es war diesmal einfach, er brauchte nur ein paar Minuten weit zurück in die Vergangenheit zu gehen. Normalerweise lagen Stunden zwischen dem Ereignis und Zamorras Auftauchen am Schauplatz, und je länger ein Vorfall zurücklag, desto anstrengender war es, ihn mit der Zeitschau zu erreichen. Was länger als vierundzwanzig Stunden her war, war kaum noch zu erfassen.
    Hier aber…
    …sah Zamorra den Engel!
    Es war Lamyron!
    Er hatte sich nicht verändert. Er trug einen Lendenschurz, und in der Hand hielt er das große Bihänder-Schwert, dessen Klinge von eigenartigen, runenhaften Schriftzeichen bedeckt war.
    Lamyron wandte sich dem Sergeant zu, zögerte einen Augenblick. Gerade so, als überlege er, ob er flüchten oder angreifen wollte. Irgendwie hatte Zamorra jedenfalls diesen Eindruck.
    Dann aber breitete Lamyron die Schwingen aus und jagte in den Nachthimmel hinauf.
    Das Flügelrauschen, das Zamorra in der Wellblechbaracke gehört zu haben glaubte…
    War das auch Lamyron gewesen? War er da schon in der Nähe gewesen?
    Zamorra sah ihm nach. Dadurch, daß sich Lamyron durch die Luft bewegte, konnte Zamorra seinem Abbild nicht folgen.
    Vielleicht wäre es ihm gelungen, wenn sich der Geflügelte dicht über dem Boden bewegt hätte, aber das tat er nicht, so als wisse er, wie groß die Reichweite von Zamorras Amulett war.
    Weiter als ein paar Meter reichte die Sphäre nicht, die von der magischen Silberscheibe unmittelbar eingesehen werden konnte.
    Nicht einmal ein Hubschrauber würde Zamorra in diesem Fall viel nützen. Denn wenn Lamyron rasche Richtungsänderungen vorgenommen hatte, würde auch ein wendiger Helikopter nicht dicht genug folgen können, ohne ihn irgendwann zu verlieren, schließlich hätte Zamorra bei jeder Richtungsänderung jedesmal neue Anweisungen geben müssen, denn er war ja der einzige, der Lamyron in seinem Amulett sehen konnte, der sich zeitlich schon längst an einem anderen Ort befand.
    Es war einfach zu kompliziert, zu aufwendig, und außerdem war auch kein Helikopter greifbar, es lohnte also nicht, sich darüber überhaupt den Kopf zu zerbrechen.
    Zamorra ging den anderen Weg. Er versuchte herauszufinden, wie lange Lamyron schon hier gewesen war.
    Und woher er gekommen war.
    Doch das brachte auch nicht viel.
    Der Geflügelte hatte sich eine Weile hier in der Dunkelheit hinter dem Gebäude aufgehalten, und er war ebenfalls durch die Luft hierher gelangt.
    Zamorra benutzte ein anderes Schaltwort und kehrte aus seinem Halbtrance-Zustand wieder in die Realität zurück. Er sah sich um.
    Drüben an der Straße stand der Aborigine, und neben ihm die Tänzerin, deren schlanke Gestalt im Licht der spärlichen Straßenbeleuchtung hell schimmerte. Die beiden sahen aufmerksam herüber.
    »Was haben Sie gemacht? Was war das gerade?« fragte Stevens und deutete auf das Amulett in Zamorras Hand. »Ist das eine Art Kamera? Oder so etwas wie eine Sonde?«
    »So ungefähr«, wich Zamorra aus. »Ich möchte noch einmal Ihr feudales Ausnüchterungshotel von allen Seiten her absuchen.«
    Der Sergeant nickte. »Kein Problem. Sie haben hier also nicht gefunden, was Sie suchten? Was suchen Sie überhaupt? Der Engel ist fort.«
    »Er ist kein Engel«, sagte Zamorra. »Er sieht nur so aus. So wie wir uns Engel vorstellen. In Wirklichkeit ist er etwas ganz anderes.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand der Dämonenjäger. »Ich kenne nur seinen Namen. Er heißt Lamyron. Stevens, glauben Sie an Magie?«
    »N… nein«, erwiderte der Sergeant etwas verwirrt. »Doch. Äh… ich weiß nicht. Meinen Sie diesen Hokuspokus, den die Aborigines zuweilen angeblich veranstalten?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, ob ich daran glauben soll oder nicht. Es ist alles so unwahrscheinlich. Das sind doch lediglich Rituale, mehr nicht. Die Aborigines glauben nur, daß sich dabei etwas Wirkliches abspielt, mehr nicht. Aber für sie ist das

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