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0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vögeln stoppte ich meine Schritte. Ich sah sie aus der unmittelbaren Nähe. Stumpf wirkende Augen glotzten mich an.
    Meine Nackenhaut spannte sich. Mich beschlich zudem ein unbehagliches Gefühl. Vom aufgewirbelten Staub brannten mir die Augen, im Magen lag ein leichter Druck, und ich schaute direkt auf den gebogenen Eingang, der ein Loch in dieser Turmseite freiließ.
    Da sollte ich hinein?
    Noch zögerte ich, denn hinter dem Eingang lag, so erschien es zumindest mir, eine grünschwarze Finsternis, in der es nichts zu sehen gab. Keine Kontur, kein Schattenbild und erst recht nicht die Person, die ich dort erwartet hätte.
    Das änderte sich.
    Zuerst war es nur ein Flämmchen, im nächsten Augenblick bekam der Funke Nahrung und entwickelte sich zu einer Flamme, die züngelnd in die Höhe schoß und ebenfalls einen grünlichen Farbton bekommen hatte. Die Arme wirkten auf mich wie dünnes Glas, das nur einen Teil der Höhle erhellte. Mehr sollte ich wohl nicht sehen, denn das Wichtigste konnte ich erkennen.
    Es war eine Frau, die langsam vortrat und schräg neben dem Feuer stehenblieb.
    Gwenola, die Bretonin!
    ***
    Auch ich war nicht mehr weitergegangen. Ich stand genau in der von den Vögeln gebildeten Gasse, eine Hand auf dem Griff der Beretta. Das Kreuz hielt ich verborgen, denn meinen letzten Trumpf wollte ich erst später zeigen.
    Sie sah so aus wie bei unserer ersten Begegnung. Vielleicht noch um eine Idee wilder.
    Ich konnte spüren, daß sie innerlich erregt war. Mein Erscheinen mußte ihr nicht in die Pläne gepaßt und sie aufgeregt haben. In ihrem Gesicht zuckten die Wangen, die Augen, grün wie immer, schienen Feuer zu versprühen.
    In der rechten Hand hielt sie den Säbel. Allerdings wies die Waffe nach unten, ihre Spitze berührte den Stein des Bodens.
    Sie nickte mir zu. »Weshalb kommst du nicht näher?«
    »Bin ich eingeladen?«
    Sie lachte kehlig. »Natürlich. Ich wollte, daß du den Weg findest, denn wir beide sind diejenigen, auf die es ankommt. Oder siehst du das anders, Mann?«
    »Nein.«
    »Gut, aber sag mir zuvor deinen Namen!«
    »Ich heiße John Sinclair!«
    Sie überlegte, ob sie diesen Namen schon gehört haben könnte, dann hob sie die Schultern. »Nein, er sagt mir nichts, aber ich war lange Zeit nicht da.«
    »Das weiß ich.«
    Sie reckte ihr Kinn vor. »Wirst du denn den Mut besitzen und in meinen Turm kommen?«
    »Wäre ich sonst hier?«
    »Gut gesprochen, John Sinclair.« Sie breitete die linke Hand aus.
    »Bitte, du kannst, denn du möchtest sicherlich, daß ich einiges klarstelle, oder nicht?«
    »Das wäre gut.«
    Ich wunderte mich nicht über ihre Sicherheit. Sie hatte die Jahrhunderte auf magische Art und Weise überlebt, da mußte man einfach sicher werden. Die Vögel blieben weiterhin hocken, als ich durch den Eingang trat und meiner inneren Stimme lauschte, die mir sagen konnte, ob ich bisher alles richtig gemacht hatte.
    Sie warnte mich nicht, und ich kam mir vor wie in einem gewaltigen Felsendom.
    Das Feuer brannte auf dem Boden. Welches Material Gwenola genommen hatte, war nicht zu erkennen, Holz jedenfalls keines, denn es blieb keine Asche zurück.
    Die Flammen erhellten die Höhle nur unvollkommen. Sie gaben ein gespenstisches, fahlgrünes Licht ab, das zuckende Flecken an die Wände zauberte, die wiederum alles sehr fremd aussehen ließen.
    Dies hier war eine andere, eine unheimliche Welt, in der sich normale Menschen nicht wohl fühlen konnten, und so erging es auch mir. Ich kam mir fremd vor und spürte auch die Bedrohung wie einen Druck, der sich auf meinen Nacken gelegt hatte.
    Gwenola drehte sich um. Sie wandte mir den Rücken zu. Beim Gehen konnte ich ihre geschmeidige Gestalt bewundern. Ihre Kleidung bestand nicht nur vorn aus Fetzen, auch im Rücken ließ das Oberteil einen tiefen V-förmigen Ausschnitt frei. Die Bretonin war trotz ihrer Kleidung mehr nackt als angezogen.
    Käme sie aus der heutigen Welt hätte sie in der Londoner Szene alle Chancen gehabt, aufzusteigen und eine von den Wilden zu werden, die dabei waren, Trends zu setzen. Aber das war sie nicht. Man konnte sie als ein Relikt aus der tiefen Vergangenheit ansehen, das – aus welch einem Grunde auch immer, überlebt hatte.
    Sie hatte einen bestimmten Platz anvisiert, wo sie sich auch niederließ. Ich wunderte mich darüber. Es war ein Stein, nein, zwei, wie ich beim Nähergehen erkannte.
    Auf einem saß sie, der andere bildete eine mächtige Rückenlehne, so daß mir diese Sitzgelegenheit vorkam

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