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0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schußartigen Geräusche, die entstanden, als die Natursteine auf der Terrasse zerplatzten.
    Im Garten selbst gerieten die großen Steine in Bewegung, als sich der Boden unter ihnen wellte. Sie rollten wie große Kugeln die künstlich geschaffenen Abhänge hinab und blieben irgendwo hängen. Manchmal prallten sie gegen Baumstämme oder vor Mauern.
    Ein Stein landete auch im Bach, wo das Wasser fontänenartig in die Höhe spritzte.
    »Ich… ich habe auch keine Erklärung, glaube ich«, flüsterte der Ornithologe. »Ich weiß nicht so recht, weshalb nur der Garten in Mitleidenschaft gezogen wird.«
    »Sie glauben keine zu haben, Mr. Donovan.« Bill hatte genau auf Zwischentöne geachtet.
    Der ältere Mann mit dem Narbengesicht schloß für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, sprach er leise. »Sie haben gut zugehört, Mr. Conolly, sehr gut sogar. Ja, ich habe eigentlich keine Erklärung, aber ich bin irgendwie durcheinander.«
    »Weshalb?«
    »Wenn ich Ihnen das sage, halten Sie mich vielleicht für verrückt oder senil.«
    »Reden Sie!«
    »Wenn Tiere… also wenn sie tot sind, Mr. Conolly, brauchen sie einen Platz, wo man sie begräbt. Ich habe nicht alle Vögel retten können. Ich habe auch andere Tiere begraben – klar?«
    »Im Vorgarten?«
    »Ja, unter der Erde. Dort befindet sich ein kleiner Tierfriedhof. Es ergibt für mich zwar keinen logischen Sinn, aber könnte es nicht sein, daß der Grund für dieses konzentrierte Beben mein Tierfriedhof ist?« Er lachte selbst. »Klar, die Möglichkeit ist weit hergeholt, aber eine andere fällt mir nicht ein.«
    »Ich glaube sogar«, sagte Sheila, die dicht vor die Scheibe getreten war, »daß Sie recht haben.«
    »Wieso?«
    »Kennen Sie die Stellen, wo Sie die Tiere begraben haben? Können Sie sich noch erinnern?«
    »Nicht direkt. Eigentlich habe ich sie überall vergraben, auch unter den großen Steinen.«
    »Und die sind weggerollt«, sagte Sheila. Sie drehte sich nach rechts und stellte sich dabei auf die Zehenspitzen, weil sie eine Stelle, wo einmal ein Stein gelegen hatte, sehr genau beobachten wollte. Dann streckte sie den Arm aus. »Da ist ein Loch,« hauchte sie, »und aus ihm dringt Rauch.«
    Sofort waren die beiden Männer bei ihr.
    »Ja«, erklärte Donovan, »das ist eines der Gräber. Dort habe ich einen toten Hirsch begraben.« Er trat auch an die Scheibe heran.
    »Das ist das größte Grab.«
    »Ja«, meinte Sheila. »Hier haben wir auch den größten Riß oder die breiteste Öffnung.«
    »Was wollen Sie tun?«
    »Gar nichts«, sagte Bill. »Zunächst warten wir ab. Dann können wir eingreifen.«
    »Weshalb der Rauch?« fragte Donovan.
    »Wahrscheinlich werden die Reste des Hirschs verbrennen«, erklärte Bill.
    »Ohne Feuer?«
    »Magie, Mr. Donovan, Magie.«
    Wieder spürten sie einen harten Stoß unter ihren Füßen. Sie hatten auch das Gefühl, als würde das Haus schwanken, aber schlimmer hatte es den Garten erwischt.
    Dort riß die Erde auf, und dort gerieten die Steine in noch stärkere Bewegungen. Einer, dreimal so groß wie ein Menschenkopf, wuchtete in die Höhe, als hätte ihn eine Riesenhand weggeworfen. Er geriet aus ihrem Blickfeld.
    Als sie ihn wieder sahen, war es fast zu spät. Da raste er in einem schrägen Winkel gegen die Scheibe des großen Fensters. Aufhalten konnte ihn niemand. Er würde die Scheibe zerstören.
    Bill riß seine Frau mit. Donovan hatte ebenso schnell reagiert. Er flog zur anderen Seite.
    Dann traf der Stein.
    Ein Inferno umgab sie plötzlich. Das Krachen und Splittern wollte einfach kein Ende nehmen. Es regnete in den Raum. Das Glas und der Rahmen vermischten sich zu mörderischen Geschossen. Gewaltige Glasstücke segelten wie flaches Eis über den Boden und blieben schließlich in den Teppichen stecken.
    Und der Stein wirkte wie ein Geschoß. Er fegte durch den Raum, zerstörte einen flachen Tisch, schleuderte Vasen um, hieb wuchtig auf den Marmor, tickte noch einmal auf, bekam dadurch Schwung und setzte seinen Weg weiter fort, bis er schließlich mit vehementer Wucht gegen das Mauerwerk des offenen Kamins prallte.
    Selbst diese Steine gerieten ins Zittern. Für einen Moment sah es so aus, als würde der Kamin zusammenbrechen.
    Die drei Menschen lagen am Boden, hatten so gut Deckung gefunden wie eben möglich und warteten darauf, daß Ruhe eintrat.
    Das geschah auch.
    Bill hörte Sheilas heftiges Atmen. Ihm erging es nicht anders, auch er zitterte und kam mühsam auf die Beine.
    Im Zimmer herrschte

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