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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht. Es reichte auch aus, wenn wir als letzte ausstiegen.
    Im Vergleich zum ersten Besuch hatte sich nichts verändert. Nur hatten jetzt die Fahrgäste die Wagen verlassen, während sie zuvor verschwunden gewesen waren.
    Wir waren natürlich gespannt, wo sie hinwollten und hielten uns zunächst zurück.
    Zwei Dinge wiesen uns den Weg. Da war zunächst die Masse der Reisenden, die vor uns herging. Sie bewegte sich wie ein breiter Schatten durch die graugrünen Nebelstreifen, und wir vernahmen auch die Stimme der Carol Lindsey, die einfach nicht zu überhören war, weil sie sich fast vor Begeisterung an Hektik überschlug.
    »Kommt, Freunde, kommt zu ihm. Er wartet auf euch. Kaifas will euch in seine Arme schließen!«
    »Da soll er mit uns anfangen«, murmelte Suko und schielte nach rechts, wo ich neben ihm herschritt und das Kreuz hervorgeholt hatte, das auf meiner offenen Handfläche lag, eine leichte Erwärmung zeigte und an einigen Stellen etwas aufblitzte.
    »Damit packst du ihn«, sagte Suko.
    »Falls er sich zeigt.«
    »Weshalb sollte er sich nicht zeigen?«
    Wir hatten uns bisher dicht an den Außenwänden der Wagen gehalten und den Abstand zwischen den Passagieren größer werden lassen. So konnten wir nicht so schnell entdeckt werden.
    Den Zug hatten die Fahrgäste hinter sich gelassen. Nun fächerten sie vor der Maschine auseinander, so daß sie einen Halbkreis bildeten und streng nach vorn blickten.
    Ich erklomm das Trittbrett an der Maschine und konnte über die Köpfe hinwegsehen.
    Kaifas ließ sich nicht blicken. Dafür hatte sich Carol Lindsey von der Gruppe abgesetzt. Allein schritt sie weiter. Dabei bot sie das Bild eines typischen Einzelgängers oder einer Verlorenen, die in eine fremde, nebelverhangene Welt hineinschritt und sich wie der Rufer in der Wüste vorkam, denn auch sie rief mit lauter Stimme nach Kaifas.
    Sein Name hallte durch den Nebel, wurde nicht verschluckt, auch die nachfolgenden Worte waren klar und deutlich zu hören.
    »Bitte, komm zu uns, so wie wir zu dir gekommen sind. Bitte, wir wollen dich sehen. Du sollst uns den Weg in die vollendete Glückseligkeit zeigen!«
    Kaifas ließ sich Zeit. Er spielte den großen König, der sich erst mehrmals rufen ließ, um sich anschließend seinem Volk zu zeigen.
    Dann kam er.
    Nein, er schwebte heran. Wie ein weißes Gespenst löste er sich aus dem Nebel. Beide Arme hielt er ausgebreitet, um seine Untertanen zu empfangen. Er hatte sich nicht verändert. Noch immer sah er aus wie ein Halbverwester. So hatte er sich uns auch vor der Scheibe gezeigt. Eine Mischung aus Mensch und Skelett, dabei furchtbar grausam und bereit, alles in die Waagschale zu werfen.
    Er ging, aber Carol blieb stehen. Sie erwartete ihn und drehte sich zu den wartenden Passagieren hin um, als der Hohepriester stehengeblieben war.
    »Da sind sie!« rief die Frau. »Da sind deine Diener. Sie haben dich einmal in dieser Welt erlebt und sind abermals deinem Ruf gefolgt. Begrüße sie. Sag ihnen, wo wir hier sind.«
    Er nickte, bewegte den Kopf, als wollte er jeden einzelnen anschauen. Suko und ich hielten uns noch versteckt, zudem hatten wir uns geduckt und waren durch die Mauer der Menschenleiber gut gedeckt.
    »Willkommen!« rief er ihnen mit lauter, dennoch krächzender Stimme zu. »Seid willkommen bei mir. Seid willkommen, meine Freunde, denn ich darf euch begrüßen in der Hölle!«
    ***
    »Das habe ich mir gedacht!« zischte ich Suko zu und setzte mich in Bewegung.
    »Moment, John.« Er hielt mich fest. »Wo willst du hin?«
    »Zu Kaifas.«
    »Und dort?«
    »Ihn packen.«
    »Stell dir das nicht zu einfach vor.«
    Ich lachte leise, drehte meine Hand und zeigte ihm das Kreuz.
    »Damit, Suko, schaffe ich es!«
    »Ich will es hoffen. Jedenfalls gebe ich dir Rückendeckung und kümmere mich auch um Carol, falls es nötig sein sollte.«
    »Abgemacht!«
    Die Fahrgäste hatten seine schaurige Begrüßung gehört, aber keiner reagierte. Weder positiv noch negativ. Sie standen da, warteten ab und versperrten mir, der ich auf direktem Weg zu Kaifas wollte, den Weg.
    Ich schob einige zur Seite, schuf mir so eine Lücke und ging direkt auf den Hohepriester zu.
    Carol entdeckte mich zuerst. Ihre Stimme klang laut wie eine Sirene. »Da ist er. Das ist dein Feind, Kaifas. Er will sich gegen dich stellen. Er ist ein Feind der Hölle. Du mußt ihn vernichten, töte ihn! Mach ihn fertig!«
    Kaifas starrte mich an. Ob er mich in seiner verwandelten Gestalt noch erkannte, konnte ich nicht

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