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0608 - Auf den Spuren der PAD

Titel: 0608 - Auf den Spuren der PAD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wurde. Äußerlich voller Würde und Respekt stellte er bei sich fest, daß seine Rechnung aufgegangen war und er den Beweis für seine Theorie bereits in der Tasche hatte. Natürlich erwarteten die primitiven Eingeborenen einen Beweis seiner Fähigkeit, Wunder zu wirken.
    Sie brachten die Kranken zu ihm.
    Aber auch darauf war Chris vorbereitet. In seinem Proviantbeutel befanden sich Medikamente und Heilsalben, mit denen er selbst die schlimmsten Wunden im Verlauf von Stunden in eine kaum noch sichtbare Narbe verwandelte. Mit Hilfe eines chemischen Konzentrats machte er aus Wasser ein wohlschmeckendes Getränk, das tausend Dürstende erfrischte und sie erneut davon überzeugte, einen Gott vor sich zu haben.
    Chris Barring genoß das göttergleiche Dasein.
    Sein Leben lang hatte er davon geträumt, die entwicklungsmäßig unter ihm Stehenden von seiner eigenen Größe zu überzeugen, weil er dieses Ziel unter seinesgleichen niemals erreicht hätte. Nun war es ihm endlich gelungen. Sein Traum war Wahrheit geworden und hatte sich erfüllt.
    Aber dann, schon nach knapp zwei Wochen, gingen ihm die Vorräte aus.
    In einer Woche erst kam das Beiboot zurück, um ihn abzuholen.
    Hilflos stand er vor den drei Grippekranken, die sich zu Tode elend fühlten und Heilung von ihrem Gott erhofften.
    Bisher hatte eine seiner Tabletten genügt, der Krankheit Einhalt zu bieten, aber ohne diese Tabletten konnte selbst ein Gott nicht mehr heilen.
    Seine Kraft war erloschen, also war er auch kein Gott mehr.
    Er versuchte es mit Tee aus Kräutern, die überall wild wuchsen, aber wenn auch dieses Mittel ein wenig half, die Schmerzen zu mildern, so war es doch den Eingeborenen bereits bekannt.
    Seine Heilungen riefen keine Bewunderung mehr hervor.
    Verdammt, dachte Chris, die paar Tage werde ich doch wohl noch aushalten. Ich hätte nie gedacht, daß man so viel von einem Gott verlangt ...
    Man verlangte viel, viel mehr.
    Der Krieg gegen die benachbarten Völker war seit Jahren unentschieden. Nun kamen die Priester und baten ihn. Chris, den Feind besiegen zu helfen. Er sei ein Gott, der Gott, und er könne sein Volk nicht im Stich lassen.
    Natürlich konnte und durfte er das nicht, wenn er diese eine Woche noch überleben wollte.
    Er stand in der vordersten Reihe der mit Speeren, Schwertern und Pfeilen ausgerüsteten Armee, als der Gegner die Hauptstadt angriff. Das Energiemagazin seines Impulsstrahlers war unverbraucht, aber er besaß nur noch ein Reservemagazin.
    Vielleicht würde die erste Demonstration seiner göttlichen Macht genügen. Vielleicht.
    Der erste Angriff erfolgte, und der Gegner hatte inzwischen den Schild erfunden, der Schutz gegen Speere und Pfeile bot.
    Verwirrt und konsterniert trat Chris Volk den Rückzug an, da setzte dieser endlich seine Waffe ein. Blitze zuckten durch das Halbdunkel der beginnenden Dämmerung und ließen die vorderen Reihen der Angreifer im Atomfeuer vergehen.
    Es sah so aus, als höben die Götter sie hinweg, die einen, um sie ins Paradies zu entführen, die anderen, um sie in der Hölle schmoren zu lassen - ganz so, wie der jeweilige Glaube es für richtig hielt.
    Chris Barring vergaß all seine Sorgen. denn er hatte das Ziel seines Lebens erreicht, nämlich eine Religion zu gründen, Gott zu sein mit allen Konsequenzen, Vorteilen und Nachteilen.
    Nur wurden die Nachteile größer als die Vorteile.
    Er sollte die Verwundeten des siegreichen Feldzugs heilen.
    Zwei Tage und Nächte arbeitete er durch, ohne Heilsalben und Medikamente, nur mit dem laienhaften Wissen eines normalen Mechanikers der MARCO POLO, der die Krankenstation des Schiffes nur einmal betreten hatte, als er sich nicht wohl fühlte.
    Nach diesen achtundvierzig Stunden brach er vor Erschöpfung zusammen. Sein letzter Gedanke galt der Erkenntnis, daß Erfolg nur dann zu realisieren war, wenn Erfolg vorhanden war. Gerade bei dem Genialen war der geringste Fehler verhängnisvoll, während er bei einem Durchschnittsmenschen nicht weiter auffiel.
    Sie ergriffen ihn, verurteilten ihn als Schwindler und brachten ihn auf die „Ebene des Todes", in der Nähe des Platzes, an dem ihn das Beiboot des Explorers abgesetzt hatte.
    Ringsum gab es nichts als Wüste, unfruchtbaren Sand und tödliches Gestein, in dem keine Pflanze Wurzeln schlagen konnte.
    Und es gab kein Wasser hier.
    Chris Barring sah seinen ungetreuen Jüngern nach, als sie davonzogen, das Herz voller Enttäuschung und Haß. Sie ließen ihn zurück in der lebensfeindlichen

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