0608 - Auf den Spuren der PAD
...
Nein, das alles konnte kein Zufall mehr sein. Eysbert gab sich innerlich einen Ruck und wählte dieselbe Nummer noch einmal.
Er hatte Glück. Inge Felder erschien auf dem Bildschirm.
„Hallo, Thunar", sagte sie, sichtlich erfreut. „Du mußt Hudson entschuldigen, er ist in den letzten Tagen schrecklich gereizt. Ich weiß auch nicht, was das ist, vielleicht liegt es an dem Tief, das von der Kontrolle hervorgerufen wurde. Es nähert sich nur langsam."
„Er will jagen gehen?"
„Ja, auf Burtan III."
Burtan III war eine Urwelt, knapp zweihundert Lichtjahre von Sol entfernt. Dort gab es mehr als genug Raubtiere, und der Planet galt als Paradies für Jäger.
„Und was ist mit dir, Inge? Wirst du ihn begleiten?"
„Es fällt mir nicht ein. Ich wollte schon immer in die Berge, nun ist Zeit dazu. Nichts kann mich davon abhalten, einige Wochen in den Anden zu verbringen, und zwar mit Zelt und Gaskocher.
Hättest du keine Lust ...?"
Das hatte sie sich schon immer gewünscht, wußte Eysbert.
„Vielleicht komme ich mit dir, ich weiß es noch nicht. Grüße deinen Mann von mir. Hoffentlich ist er nicht eifersüchtig."
„Das wäre sein zweites Hobby", sagte sie und lächelte.
„Hoffentlich nicht; das gäbe Ärger. Melde dich morgen mal, ich bin zu Hause."
„Nicht im Institut?"
„Nein, morgen nicht", erklärte Eysbert und unterbrach die Verbindung.
In dieser Nacht schlief er schlecht. Das Benehmen Bucks und seiner Frau schien fürs erste einmal seine vage Vermutung zu. bestätigen, daß mit ihnen allen eine eränderung vor sich gegangen war. Es war keine radikale Veränderung und auch nicht immer eine exakte Umkehrung des bisherigen Verhaltens, sondern mehr ein plötzlicher Ausbruch innerer und normalerweise geheimgehaltener Gefühle. Die Neigung zum Hobby wurde stärker als jedes Pflichtbewußtsein, das ansonsten ihr Leben bestimmte.
Nein, er würde morgen nicht ins Institut gehen, sondern einige Gespräche von zu Hause aus führen. Ein entsprechender Vorwand würde sich schon finden lassen. Sorgsam würde er all diese Gespräche aufzeichnen, um sie jederzeit wieder abspielen lassen zu können. Dann hatte er Gelegenheit, in aller Ruhe zu vergleichen.
Erst wenn er sicher sein konnte, daß sich sein Verdacht bestätigte, würde er Meldung erstatten.
Am anderen Morgen dauerte es ziemlich lange, bis er endlich aufstand und das Institut anrief. Sein Assistent Verrani war schon mitten, in der Arbeit. Auch Julia Bergmann war wieder erschienen, und ihr schien es ziemlich egal zu sein, oh Eysbert ins Labor kam oder nicht.
„Spannen Sie ruhig aus", .riet Verrani zum Erstaunen seines Chefs. „Das wird Ihnen, guttun. Ich komme schon allein zurecht.
Heute erwarten wir neue Teilergebnisse. Was soll ich damit anfangen?"
„Speichern und vom Endkomputer auswerten lassen, Marc.
Wie fühlen Sie sich?"
„Tatendurstig."
„Fein, ausgezeichnet. Und Julia?"
„Feines Mädchen. Wir haben beschlossen, nächste Woche für ein paar Tage das Vergnügungsviertel in Terrania unsicher zu machen."
„Oh!" machte Eysbert überrascht, aber dann entsann er sich, daß Marc Verrani schon vor einem halben Jahr den Wunsch geäußert hatte, mit Julia etwas mehr als nur wissenschaftliche Forschungen zu betreiben. Er hatte also seine diesbezüglichen Hemmungen verloren, von einem Tag auf den anderen. „Nun, dann viel Vergnügen dazu. Was sagt denn Julia?"
„Ihr ist es egal", gab Marc Verrani zu. „Aber das genügt. Ich werde sie schon munter machen."
Ja, das könnte sein, dachte Eysbert und entsann sich Inge Felders Vorschlag, sie in die Berge zu begleiten.
Im Verlauf der nächsten Stunden gelang es ihm, unauffällig zehn Bildgespräche mit verschiedenen Personen aufzuzeichnen.
Er kannte alle diese Leute schon seit vielen Jahren und mußte ohne besondere Überraschung feststellen, daß sie sich ausnahmslos extrem verändert hatten.
Es hab keinen Menschen ohne ein Hobby. Naturgemäß stand ein solches Hobby, was immer es auch sein mochte, hinter den Pflichten zurück. Die freien Stunden des Tages konnten ihm gewidmet werden, und vor allen Dingen die Zeit des Urlaubs.
Bei allen zehn Gesprächen hatte Eysbert feststellen können, daß die betreffenden Personen ohne jede Zurückhaltung den Gedanken an ihr Hobby in den Vordergrund geschoben hatten.
Keine von ihnen sprach über ihre Arbeit, wie das sonst üblich gewesen war. Daß sie den bevorstehenden Urlaub erwähnten, erschien Eysbert nicht verwunderlich, aber daß sie
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