0609 - Das Giftmüll-Monster
solchen Werkzeug wirst.«
»Hast du schon vergessen, daß ich selbst einmal der Fürst der Finsternis war?« fragte Julian mit mildem Spott. »Ich lasse mich nicht manipulieren. Ich manipuliere höchstens selbst.«
»Und du hältst dich für das mächtigste Wesen dieser Welt, weil du mit deinen Träumen Welten erschaffen kannst.«
»Du übertreibst. Ich bin nicht das mächtigste Wesen, aber ich bin eines der mächtigsten!«
»Und trotzdem kannst du von anderen manipuliert und benutzt werden. Erinnerst du dich an Stygia?«
Julian grinste. »Sehr gut sogar. Sie hat meine Nachfolge auf dem Höllenthron angetreten. Eine raffinierte Katze.«
»Auch sie hat dich benutzt.«
»Sie hat es versucht. Sie wollte sich als meine Beraterin aufspielen.«
»Sie hat dich auch vorher schon benutzt. Schon damals, als du noch herangewachsen bist, als du innerhalb eines Jahres vom Säugling zum Erwachsenen wurdest. Damals, als wir im Versteck in Alaska lebten und sie dich bei einem deiner Versuche, auszureißen, verführte…«
»Woher weißt du das?« rief Julian erstaunt.
»Ich bin dein Vater. Ich weiß mehr über dich, als du ahnst. Sie benutzte dich, auch später, als du der Fürst der Finsternis warst. So, wie Asmodis mich einmal benutzt hat, um für ihn Weltpolitik zu machen. Deshalb möchte ich dir davon erzählen. Vielleicht wirst du dich dann weniger leicht manipulieren lassen.«
»Du bist ein Schwätzer«, sagte Julian. »Es ärgert dich nur, daß ich mit deinem Vater besser zurechtkomme als mit dir.«
»Ja. Denn er manipuliert dich vielleicht längst, ohne daß du es merkst. Aber…« Tendyke hob abwehrend die Hände, als Julian etwas sagen wollte, »… es ist dein Leben und deine Sache, was du daraus machst. Du sollst nur wissen, daß ich dir helfen will. Ich bin nicht dein Feind.«
»Mmh… nun gut«, brummte Julian. »Ich werde dir zuhören.«
Robert Tendyke lächelte.
Das war mehr, als er sich erhofft hatte.
Vielleicht gab es doch noch einen gemeinsamen Weg.
Irgendwann, irgendwie, irgendwo…
***
ICH TÖTE, ALSO BIN ICH, dachte das Wesen, das zurückgekehrt war, und auch die Erinnerungen begannen nun allmählich zurückzukehren.
Und es traf ihn hart, als er plötzlich jenen Mann vor seinem geistigen Auge sah, der sein Mörder gewesen war.
DIESER WIRD DER NÄCHSTE SEIN, DER STIRBT, dachte er.
Seine Rache mußte jeden von ihnen treffen. Jeden, der an dem Mord beteiligt gewesen war.
Da war ein Name, von einem Augenblick zum anderen: MIGUEL. Da war ein Bild: ein Revolver. Ein Schuß, dem gnadenlose Schwärze folgte.
GNADENLOSE SCHWÄRZE AUCH FÜR DICH, dachte der Wiedergekehrte. Du HAST MICH GETÖTET, UND NUN WERDE ICH DICH TÖTEN. SO EINFACH IST DAS. FÜR DICH, FÜR DEINE KOMPLIZEN - UND FÜR MICH.
Und mit der Macht seines Geistes griff er aus, um abermals zuzuschlagen.
***
Nicole zuckte heftig zusammen, und Zamorra sah sie verwundert an.
»Eben hatte ich wieder den Eindruck, daß mich ein Telepath irgendwie gestreift hat«, erklärte sie. »Aber ich konnte auch diesmal nichts Konkretes feststellen.«
Sie saßen inzwischen wieder im Wagen, Sheriff Bancroft hatte sich verabschiedet.
Zamorra sah Nicole nachdenklich an. »Ein Telepath«, überlegte er. »Das könnte natürlich erklären, weshalb das Amulett nicht anspricht. Es reagiert auf Magie, nicht unbedingt auf Para-Kräfte.«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Nicole leise, »ob es wirklich ein Telepath ist.«
»Was sollte es sonst sein?«
»Ich weiß es nicht.«
Nicole wollte zum Hörer des Autotelefons greifen und registrierte erst jetzt, daß in diesem Wagen lediglich Polizeifunk eingebaut war.
»Na schön, dann eben auf die umständliche Tour«, murmelte sie und rief die Zentrale an. »Deputy Zamorra«, erklärte sie und nannte auch die Kennziffer des zivilen Dienstwagens.
»Wir brauchen eine Telefonverbindung nach Tendyke’s Home, und zwar sehr schnell.«
Die Verbindung kam, dann konnte Nicole mit Monica Peters sprechen.
Sie wollte wissen, ob die Zwillinge zur fraglichen Zeit auch etwas gespürt hatten.
»Warte«, sagte Monica. »Uschi und ich werden dich telepathisch kontakten. Das geht besser, weil wir dann deine Eindrücke direkt aufnehmen können.«
Nicole verstand und schaltete die Verbindung ab. Sie öffnete ihre mentale Abschirmung, die jeden der Zamorra-Crew vor telepathischen Lauschangriffen schützte.
Augenblicke später drängte etwas machtvoll in ihr Bewußtsein, überlagerte ihre Gedanken.
Sie dachte plötzlich
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