0609 - Das Giftmüll-Monster
Road 880 in Richtung Lake Okeechobee. Etwa auf halber Strecke zwischen dem Kanal und Belle Glade liegt linker Hand die Zufahrt zur Deponie. Wo sind Sie? In Miami? Um diese Tageszeit werden Sie eine Stunde brauchen, bis Sie durch alle Staus sind. Man wird Sie am Tor erwarten.«
Damit legte O’Brennan auf.
Zamorra kehrte zum Wagen zurück.
»Erfolg?«
Er reckte den Daumen aufwärts wie ein römischer Imperator, der den Gladiator in der Arena begnadigt. Dann erzählte er Nicole von den beiden Anrufen, während er den Wagen nach Norden lenkte, aus der Stadt hinaus.
»Unser blasser Übernachtungsgast muß direkt zu seiner Arbeitsstätte hinausgefahren sein, nachdem er Tendyke’s Home verlassen hat«, sagte Nicole. »Ein sehr pflichtbewußter Mann. Und von dem hat unser Gerichtsmedizinmann dieses Giftzeugs mit dem ellenlangen Namen bekommen?«
»Jedenfalls werden wir uns diesen Mr. O’Brennan und seine Deponie mal näher ansehen«, beschloß Zamorra. »Ich weiß zwar noch nicht, was dabei herauskommt, aber vielleicht stoßen wir zufällig auf ein paar Informationen, die uns weiterhelfen. Ich blicke in dieser Sache einfach noch nicht durch.«
»Stimmt, wir tasten uns ziemlich blind durchs Gewühl«, sagte Nicole. »Ehe ich es vergesse: Eben, während du die Telefonzelle besetzt hast, hatte ich wieder dieses eigenartige Gefühl eines telepathischen Kontaktes.«
»Hoffentlich nimmt das nicht überhand«, brummte Zamorra.
»Und hoffentlich finden die Zwillinge mehr darüber heraus.«
***
Monica und Uschi Peters begannen mit der telepathischen Suche. Was sie von Nicole hatten übernehmen können, war relativ wenig, aber vielleicht entdeckten sie das Muster ja und konnten es lokalisieren.
Das Problem war: Wo sollten sie mit ihrer Suche beginnen?
Es gab keine Anhaltspunkte, Nicole hatte die ›Richtung‹, aus der sie telepathisch ›berührt‹ worden war, nicht feststellen können.
Die Zwillinge mußten also auf breiter Ebene suchen. Das war mühsam und kostete Kraft.
Aber dann, von einem Moment zum anderen, kam für einen winzigen Augenblick ein Kontakt zustande.
Das Muster stimmte.
Die Zwillinge stellten sich sofort darauf ein.
Doch das Muster erlosch wieder, bevor sie einen Standort feststellen konnten.
Die Person mit den Para-Kräften, hatte sich wieder zurückgezogen.
Doch das wenige, was die Zwillinge in diesem kurzen Moment feststellen konnten, erschreckte Monica und Uschi zutiefst.
Nicole hatte davon wohl nur wenig mitbekommen. Zu wenig, als daß sie es hätte ausloten können. Sie war von der Energie nur gestreift worden, wie die Zwillinge bei dem kurzen mentalen Kontakt festgestellt hatten. Sie selbst jedoch fanden mit ihren wesentlich stärkeren Para-Kräften auch einen wesentlich engeren Kontakt.
Den Kontakt zu einem Mörder!
Zu einem Wesen, das fest entschlossen war, zu töten!
Aber es war nicht nur Täter. Es schien auch Opfer zu sein.
Doch noch ehe die Zwillinge nachhaken konnten, entglitt das Wesen ihnen wieder, und es zog sich zurück.
Die Zwillinge fanden es nicht wieder. Ihnen fehlte dazu ein Bezugspunkt, von dem aus sie das Wesen erfassen konnten, denn der Kontakt war viel zu kurz gewesen.
Die beiden Telepathinnen sahen sich an.
»Rufen wir Zamorra und Nicole an?« fragte Monica.
»Nein«, erwiderte Uschi. »Wir warten, bis es zu einem weiteren Kontakt kommt, dann können wir vielleicht weiter vorstoßen und mehr herausfinden.«
»Das heißt aber, daß wir ständig auf dieses Gedankenmuster achten müssen. Dadurch kommen wir zu nichts anderem mehr.«
»Hast du denn heute irgend etwas Wichtiges vor?«
»Nein, es ist nur so nervtötend, auf ein bestimmtes Ereignis oder einen bestimmten Kontakt zu warten.«
Aber sie taten es trotzdem…
***
Jemand tastete nach den Gedanken des Veränderten, das spürte er. Man versuchte ihn ausfindig zu machen.
Das war für ihn eine völlig neue Erfahrung.
Damals, als er noch ein Mensch gewesen war, hatte er über die Para-Fähigkeit der Präkognition verfügt. Er hatte aber geahnt, daß es noch andere Para-Fähigkeiten gab, die er jedoch selbst nicht beherrschte.
Er hatte auch niemals Kontakt zu anderen Para-Begabten gesucht.
Seine Fähigkeit war es gewesen, die Zukunft voraussagen zu können.
Es gab viele Menschen, das wußte er, die sich als Hellseher oder Zukunftsdeuter ausgaben. Sie waren alle Scharlatane und Betrüger, davon war er überzeugt, die gutgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche zogen für das Vorführen ihrer
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