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061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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unbegreiflich, daß seine Schwester zum Vampir geworden war. Er konnte sich überhaupt nicht erklären, wie es diese schrecklichen Wesen geben konnte.
    Seit Anbruch der Dunkelheit war sein Leben nun schon zum zweitenmal in Gefahr.
    »Ich liebe dich, Bruder«, flüsterte die Vampirin.
    Es hörte sich an, als würde sie sagen: »Ich hasse dich!«
    »Ich brauche dich, brauche dein Blut. Ich habe Hunger, Lando. Er brennt und schmerzt in meinen Eingeweiden. Mit deiner Hilfe kann ich ihn stillen.«
    Lando Volonte suchte verzweifelt nach einer Waffe. Auf einem kleinen Schreibtisch lag ein Brieföffner aus Messing, doch was konnte er Ricarda damit schon anhaben? Er konnte damit auf sie einstechen, sooft er wollte, sie würde ihn auslachen.
    Es gibt nur ein paar Dinge, mit denen man einen Vampir töten kann. Mit einem Messingbrieföffner ging es garantiert nicht.
    Lando machte einen Schritt nach links. Ricarda bewegte sich katzengewandt in die gleiche Richtung.
    »Du machst es mir nicht leicht, an dein Blut zu kommen, Bruder«, zischte das hungrige Mädchen. »Aber ich brauche es, und ich werde es bekommen!«
    Der junge Mann versuchte rechts an seiner Schwester vorbeizulaufen, doch Ricarda warf sich fauchend auf ihn. Gierig streckte sie ihm ihre Hände entgegen.
    Lando Volonte stieß sie zurück und versuchte die Tür zu erreichen, doch die Vampirin schlang ihm blitzartig die Telefonschnur um den Hals. Ein harter Ruck nahm ihm den Atem. Er wehrte sich verzweifelt, versuchte die Finger unter den isolierten Draht zu schieben, um wieder Luft zu bekommen, doch Ricarda war unglaublich stark.
    Ihm drohte schwarz vor den Augen zu werden. Bevor ihn die Ohnmacht wirklich übermannte, gab er auf. Er wehrte sich nicht mehr, seine Arme sanken langsam nach unten. Er leistete keinen Widerstand mehr, gab sich geschlagen.
    Da Ricarda nach seinem Blut gierte, mußte er leben, damit sie es trinken konnte. Also würde sie ihn nicht erdrosseln. Er sollte lediglich das Bewußtsein verlieren, und das spielte er ihr vor.
    Er schloß die Augen und sackte zusammen.
    Und die Vampirin fiel darauf herein. Sie ließ das Kabel sofort los, nahm es von seinem Hals. Er beobachtete sie durch schmale Augenschlitze. Sie beugte sich über ihn, und in dem Moment, als sie zubeißen wollte, wälzte sich Lando Volonte in Gedankenschnelle zur Seite.
    Obwohl entkräftet, sprang er auf, und diesmal war der Weg zur Tür frei. Er riß sie auf und stürmte hinaus, die Treppe hinunter und versteckte sich zwischen Büschen und Bäumen.
    Was für eine entsetzliche Nacht! dachte er, während er seinen schmerzenden Hals massierte. In der Nähe knisterten Zweige. Ricarda suchte ihn. Natürlich, so schnell gab sie nicht auf. Nach wie vor wollte sie sein Blut trinken, damit er so wurde wie sie.
    Er schüttelte verzweifelt den Kopf und lauschte angestrengt. Keinen Millimeter rührte er sich von der Stelle, denn er wollte sich mit keinem Geräusch verraten.
    Als er Ricardas Gestalt zwischen den Zweigen eines Haselnußstrauchs sah, duckte er sich. Sie blieb stehen, blickte sich suchend um, ging weiter, kehrte aber bald um, und als sie auf ihn zukam, traf ihn vor Angst fast der Schlag. Aber sie stoppte zum Glück nach wenigen Schritten und lief in eine andere Richtung.
    Lando Volonte atmete erleichtert auf, aber er rührte sich weiterhin nicht vom Fleck, denn er traute dem Frieden nicht.
    Ricarda konnte sich irgendwo versteckt haben, um auf ihn zu warten.
    Er ließ fünf Minuten verstreichen, dann richtete er sich vorsichtig auf und schaute sich gewissenhaft um.
    Ricarda schien seine Spur verloren zu haben. Nun erschien es ihm doch angeraten, die Polizei zu informieren. Ob sie ihm glaubten oder nicht, er würde verlangen, daß man ihn in Schutzhaft nahm, und gleich morgen früh würde er sich in die Basicila di San Paolo begeben und mit dem Priester über sein Problem reden.
    Langsam setzte er die ersten Schritte, dann ging er schneller - und bald lief er. Er rannte zur Ponte G. Marconi. Drüben, auf der Piazza a Righi, gab es eine Polizeistation. Die mußte er schnellstens erreichen.
    Lange hielt er nicht durch. Zuviel war ihm heute schon an Kräften abverlangt worden. Er war kein Hochleistungssportler. Mitten auf der Brücke über den Tiber konnte er nicht weiter. Ein stechender Schmerz war in seiner Seite und peinigte ihn bei jedem Atemzug. Er beugte sich über die steinerne Brüstung und blickte zum schwarzen Tiber hinunter.
    Ein paar Minuten, sagte er sich. Nur ein paar Minuten,

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