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061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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und mit jedem Wort, das er sagte, schien er sie beeindrucken und mehr für sich gewinnen zu wollen.
    Natürlich blieb das niemandem am Tisch verborgen, und das war Vicky Bonney ein bißchen peinlich. Der Graf und sie rückten immer mehr in den Mittelpunkt, und obwohl es der außergewöhnlichste Abend ihres Lebens war, war sie froh, als Vladek Rodensky bemerkte, es wäre Zeit, nach Hause zu gehen.
    Vicky warf ihm einen dankbaren Blick zu.
    Starrte der Graf ihren Freund ganz kurz sehr ärgerlich an? Der wütende Ausdruck verschwand gleich wieder aus seinen dunklen Augen, und Vicky hoffte, daß sie sich geirrt hatte.
    Große Verabschiedung…
    Kühl und kräftig war der Händedruck des Grafen, und er raunte ihr so, daß es die anderen nicht hören konnten, zu, daß er sie gern wiedersehen würde.
    Sie sagte weder ja noch nein, mußte diese Begegnung erst mal geistig verdauen.
    Conte Cassandrini fragte, ob er sie anrufen dürfe.
    Sie brauchte ihm keine Antwort zu geben, denn Angela Giordo drängte sich herzlich lachend zwischen sie, um sich auch vom Grafen zu verabschieden.
    Und dann saß Vicky Bonney im Wagen ihres italienischen Verlegers. Vladek saß neben ihr, doch sie nahm ihn kaum wahr. Conte Cassandrini hatte sie so sehr beeindruckt, daß sie sich in Gedanken immerzu mit ihm beschäftigen mußte.
    Ein außergewöhnlicher Mann. Nicht zu vergleichen mit irgendeinem, anderen Menschen, den Vicky Bonney kannte.
    Er wollte sie wiedersehen. Allein… Sie fühlte, daß das nicht ungefährlich war. Dieser Mann schien einer Frau mühelos seinen Willen aufzwingen zu können. Vielleicht hätte Vicky, wenn sie mit ihm allein gewesen wäre, Dinge getan, die sie nicht tun wollte, zu denen Conte Cassandrini sie aber mit seinem hypnotischen Blick verleiten konnte. Sie sagte sich, daß es ratsamer war, diesem rätselhaften Mann in Zukunft fernzubleiben. Sollte er sie morgen anrufen, würde sie ihm klipp und klar sagen, daß sie mit ihm einen großartigen Abend verbracht hatte, jedoch keine Zeit erübrigen könne, um ihn wiederzusehen.
    Er würde das verstehen.
    Während der Fahrt zum Hotel sprach Vicky Bonney kaum. Die Unterhaltung pendelte zwischen Vladek Rodensky, Angela Giordo und deren Vater hin und her.
    Vicky war ihnen dankbar, daß sie sie in Ruhe ließen. So konnte sie eine erste Ordnung in ihre wirren Gedanken bringen.
    Merkwürdig, kein Mann hatte sie in so kurzer Zeit so sehr verwirrt wie Conte Cassandrini. War er wirklich nur bleich geschminkt, oder war er tatsächlich so blaß?
    Als sie beim Hotel ankamen, drängte Angela Giordo darauf, in der Bar noch einen Drink zu nehmen, doch niemand begeisterte sich für ihren Vorschlag.
    Die Verabschiedung fiel kurz aus. Der Verleger erinnerte Vicky Bonney an zwei Termine am späten Vormittag. Vicky versprach, sie nicht zu verschlafen, und dann betrat sie mit Vladek Rodensky das Hotel.
    »Ein erlebnisreicher erster Tag in Rom«, sagte der Brillenfabrikant.
    »Kann man sagen«, erwiderte Vicky seufzend. »Eigentlich ist es bereits der zweite Tag. Wir haben drei Uhr morgens.«
    »Du wirst in ein paar Stunden viel Rouge auflegen müssen, um frisch auszusehen.«
    »Ach, dieses eine Mal stecke ich weg, ohne gleich um zehn Jahre zu altern«, sagte Vicky lächelnd. »Dieser Conte Cassandrini hat mich ungemein beeindruckt.«
    »Uns alle. Und ich irre mich bestimmt nicht, wenn ich sage, daß er von dir ebenso fasziniert war.«
    »Er möchte mich wiedersehen.«
    »Und du?«
    Vicky schüttelte den Kopf. »Vielleicht würde er sich Chancen ausrechnen, wenn ich mich allein mit ihm treffe.«
    »Hätte er welche?«
    »Ich liebe Tony«, sagte Vicky, und es klang beinahe entrüstet.
    Endlich kam der Lift, sie stiegen ein und fuhren nach oben. Sehr ruhig war es im Hotel. Alle Gäste schliefen. Vor Vickys Tür blieben sie stehen.
    »Bis morgen«, sagte Vladek Rodensky.
    »Ja, bis morgen«, erwiderte Vicky und küßte seine Wangen. Dann betrat sie ihr Zimmer und setzte sich geistesabwesend. Wieder beschäftigten sich ihre Gedanken mit Conte Cassandrini. Würde sie überhaupt die Willensstärke aufbringen, nein zu sagen, wenn er anrief und sie um ein Rendezvous bat?
    Am Telefon schon, dachte sie. Ich darf ihm nur nicht in die Augen sehen, in diese sonderbaren, nachtschwarzen Augen…
    Sie wußte nicht, wieviel Zeit verging.
    Plötzlich vernahm sie ein leises, zaghaftes Klopfen an der Tür.
    Vladek? Natürlich dachte sie zuerst an ihn, denn er wohnte gleich nebenan. Aber konnte es nicht auch… Conte

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