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061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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du bist. Warum hast du es diesmal nicht getan?«
    »Ich werde von nun an nie mehr anrufen«, sagte Ricarda.
    »Ich bin dein Bruder! Ich habe das Recht, das von dir zu verlangen!« sagte Lando Volonte energisch. »Verstehst du denn nicht? Du hättest einen Unfall haben können… Es hätte dir sonstwas zustoßen können…«
    »Wärst du in der Lage gewesen, es zu verhindern, wenn du gewußt hättest, wo ich mich aufhalte? Nein.«
    »Ich wünsche zu wissen, wo du dich herumtreibst, und damit basta!«
    »Du bist nicht mein Vormund!«
    »Mein liebes Kind, wir sind hier nicht in Amerika oder sonstwo. Wir leben in Italien, und in diesem Land herrschen noch viele ungeschriebene Gesetze. Eines davon lautet, daß ein junges Mädchen nicht einfach tun darf, was es will. Das finde ich nicht so schlecht. Mädchen werden bei uns besser behütet als anderswo.«
    »Du meinst bewacht. Zuerst tut es der Bruder, dann der Ehemann. Die italienische Frau darf nur kochen, Kinder kriegen und den Mund halten. Wir haben keinerlei Rechte, aber jede Menge Pflichten, nicht wahr? So war das einmal…«
    »So ist es immer noch!«
    »Du gehörst mit deinen verzopften Ansichten ins vorige Jahrhundert, Lando Volonte.«
    »Ich behandle dich zu gut, deshalb nimmst du dir soviel heraus, aber ich werde die Zügel von nun an etwas straffer halten.«
    »Ich bin kein Ackergaul!«
    »Du bist meine Schwester und wirst mir von nun an gehorchen!« herrschte Lando Volonte sie an. Er seufzte. »Ricarda, kannst du denn nicht verstehen, daß ich nur dein Bestes will? Ich liebe dich. Wenn du nicht nach Hause kommst und nicht anrufst, quälen mich die schrecklichsten Befürchtungen. Das kannst du doch nicht wollen.«
    Sein Ton war versöhnlicher geworden, und sie ging darauf ein. Langsam kam sie näher.
    »Wir wollen uns nicht streiten, Lando.«
    »Du warst mit Conte Cassandrini zusammen.«
    Sie stutzte. »Woher weißt du das?«
    »Man hat dich mit ihm wegfahren sehen.«
    »Wir machten einen ausgedehnten Streifzug durch Roms Nachtlokale.«
    »Und später?«
    »Ein Motel«, sagte Ricarda und zuckte mit den Schultern. »Marco ist nicht mehr der Jüngste, aber ein sehr erfahrener Liebhaber. Es war wundervoll mit ihm.«
    »Wann habt ihr euch getrennt?«
    »Vor ein paar Stunden erst.«
    »Warst du mit ihm in seinem Schloß?«
    »Nein.«
    »Warum belügst du mich, Ricarda?«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Und was ist das?« Lando riß einen Schuh aus der Hosentasche und warf ihn vor Ricardas Füße. »Und das?« Der zweite Schuh flog hinterher.
    »Also gut, ich war in Marcos Schloß.«
    »Warum wolltest du es mir nicht sagen?«
    »Ich hielt es nicht für wichtig. Ich war mit Marco zusammen. Ob in einem Motel oder in seinem Schloß, was spielt das für eine Rolle?«
    Lando Volonte kniff die Augen zusammen. »Was ist letzte Nacht geschehen, Ricarda?«
    Sie schaute ihn amüsiert an. »Soll ich wirklich in allen Details schildern, wie Marco mich…«
    »Nein, das interessiert mich nicht. Willst du gar nicht wissen, wo ich deine Schuhe gefunden habe? Sie lagen in der Halle dieses Schreckensschlosses. Ja, ich war da, und ich war im Keller. Ich habe Conte Cassandrini gesehen! Er lag in einem Sarg, aber er war nicht tot. Er schlief nur. Und in seinem Mundwinkel klebte eingetrocknetes Blut! Ricarda, dieser Mann ist ein Vampir! Ich wollte ihn vernichten, aber die Zeit reichte nicht mehr. Als die Sonne unterging, erwachte dieser blutgierige Teufel, und er machte Jagd auf mich! Er wollte mich umbringen! Ich schaffte es mit großer Mühe, mit heiler Haut davonzukommen, und nun möchte ich endlich von dir hören, wie du ihm entkommen bist.«
    Ricarda Volonte schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich bin ihm nicht entkommen, Lando.«
    Ihr Lächeln wurde zu einer grausamen Grimasse, und ihre Lippen entblößten zwei schreckliche Vampirzähne.
    ***
    Ich hatte zweimal versucht, Vicky Bonney in ihrem Hotel zu erreichen. Beide Male war sie nicht dagewesen. Nun versuchte ich es zum drittenmal. Während ich wartete, bis der Ruf nach Rom durchging, nahm ich einen Schluck von meinem Pernod. Ein Italiener meldete sich, und ich verlangte Vicky. Der Mann stellte durch, und diesmal klappte es. Vicky Bonney meldete sich. Als sie meine Stimme hörte, stieß sie einen Freudenschrei aus.
    »Tony! Von wo aus rufst du an?«
    »Ich bin wieder zu Hause«, sagte ich.
    »Bist du in Ordnung?«
    »Soweit ja. Aber du fehlst mir.«
    »Wie war's in Amerika?«
    Ich lächelte. »Anstrengend.«
    »Habt ihr Kuli

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