Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
gleich auf dem Flugplatz überfallen«, sagte Vladek mit belegter Stimme. Wie ein geprügelter Hund kam er mir vor. Ständig hielt er seine eisigblauen Augen niedergeschlagen.
    »Was ist das Problem, Vladek?«
    Jetzt schaute der Brillenfabrikant an mir vorbei. »Es ist… wegen Vicky.«
    Mir war, als hätte mir jemand seine eiskalte Faust ins Genick geschlagen, und ich forderte Vladek auf, weiterzusprechen.
    »Ich weiß nicht, wo sie ist«, sagte Vladek.
    »Und deshalb machst du dir Sorgen? Habt ihr vereinbart, daß sie sich bei dir an- und abmeldet?«
    »Das nicht, aber wir haben heute weder zusammen gefrühstückt noch miteinander gesprochen.«
    »Sie wird es eilig gehabt haben. Massimo Giordo hat ihren Terminkalender garantiert bis obenhin vollgestopft.«
    »Leider weiß auch Giordo nicht, wo Vicky steckt.«
    Ich warf Mr. Silver einen beunruhigten Blick zu. »Das ist allerdings ein Grund, sich Sorgen zu machen.«
    Vladek wollte uns zum Hotel fahren, doch ich verlangte, daß er uns zu Massimo Giordo brachte.
    »Er ist im Verlag.«
    »Dann eben dorthin«, sagte ich, und wir stiegen ein.
    Während der Fahrt bombardierte ich Vladek so lange mit Fragen, bis ich alles wußte, was Vicky und er in der kurzen Zeit, die sie in Rom waren, erlebt und getan hatten.
    Vladek Rodensky kannte sich gut aus in Rom. Er mied die verkehrsreichen Straßen und wich dem Zentrum, wo es mit den Autos am schlimmsten war; großräumig aus, ohne sich zu verfahren.
    Wir langten in der Via Nomentane an. Vladek stellte den Rover auf dem Parkplatz für Besucher ab. Wir begaben uns in das moderne Verlagsgebäude und wurden erst mal von einer Empfangsdame gestoppt. Hübsch, aber nicht mehr taufrisch. Freundlich fragte sie uns, zu wem wir wollten.
    Vladek übernahm es, zu antworten.
    Dann ging es - nachdem die dunkelhaarige Frau kurz telefoniert hatte - mit dem Fahrstuhl weit nach oben, und der nächste Stopp kam für uns in Massimo Giordos Vorzimmer.
    An den Wänden hingen Plakate, von denen meine Freundin herunterlächelte. Ich hatte plötzlich einen Druck auf der Brust.
    Die gut gekleidete Sekretärin meldete uns beim Verleger an, und Giordo verlangte, sie solle uns reinschicken. Das tat sie auch sofort, und Augenblicke später schüttelte ich dem Italiener die Hand.
    Wir nahmen in tiefen Ledersesseln Platz, und ich fiel sofort mit der Tür ins Haus, indem ich von Vladek Rodenskys Kummer sprach, den ich inzwischen auch zu meinem gemacht hatte.
    Giordo seufzte. »Meine Tochter ist manchmal eine echte Plage. Sie ist schrecklich impulsiv und hat manchmal die verrücktesten Ideen. Mit einer solchen scheint sie über Miß Bonney hergefallen zu sein. Ihr Verantwortungsbewußtsein ist gleich Null. Sie tut, was ihr in den Sinn kommt. Aber diesmal ging sie zu weit. Ich werde ihr tüchtig den Kopf waschen, wenn sie wiederauftaucht. Alle Termine hat sie durcheinandergebracht. Zwei Autogrammstunden mußte ich bereits platzen lassen, und in einer halben Stunde sollten Miß Bonney und ich mit dem Kulturstadtrat von Rom essen. Es sieht ganz danach aus, als ob auch das ins Wasser fällt.«
    »Sie glauben, Ihre Tochter ist mit Vicky irgendwo unterwegs?« fragte ich.
    »So muß es sein. Eine andere Erklärung habe ich nicht. Ich sage Ihnen, es ist zum Aus-der-Haut-fahren mit Angela. Neuerdings macht sie die Nacht gern zum Tag. Dafür ist sie bei Tag nicht aus dem Bett zu kriegen. Ich war auch einmal jung, aber so habe ich mich nie gehenlassen. Es muß der Wohlstand sein, der meiner Tochter schadet.«
    »Sie sagen, Angela hätte kein Verantwortungsbewußtsein.«
    »Hat sie nicht, hat sie nie gehabt, Mr. Ballard. Ich habe ehrlich versucht, es ihr einzubleuen. Es war vergeblich.«
    »Nun, Vicky nimmt übernommene Verpflichtungen sehr ernst«, erklärte ich. »Deshalb ist es für mich undenkbar, daß sie sich von Ihrer Tochter überreden ließ, diesen beiden Autogrammstunden fernzubleiben.«
    »Haben Sie denn eine bessere Erklärung dafür, daß die beiden unauffindbar sind?«
    »Ich fürchte ja«, sagte ich gepreßt.
    »Welche?« wollte Massimo Giordo wissen.
    »Ihnen muß etwas zugestoßen sein.«
    ***
    Sie kamen aus Ostia und hatten in einer Jugendherberge am Rande der Stadt übernachtet. Den heutigen Tag wollten sie damit verbringen, sich die Sehenswürdigkeiten Roms anzusehen, und für die Nacht hatten sie ein ganz besonderes Programm…
    Pfadfinder waren sie, und als solche gab es immer wieder Prüfungen abzulegen. Jede bestandene Prüfung zog eine kleine

Weitere Kostenlose Bücher