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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ball
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verschwundenen Pfadfinder!“
    „Sam ist nicht tot.“ Jerry ging weiter. Er versuchte, das Zittern seiner Hand zu unterdrücken. „Er ist nur vor Schreck erstarrt, aber er ist nicht tot.“
    „Laß ihn da. Gehen wir!“
    „Nein!“
    „Es ist nur noch eine Viertelstunde bis Mitternacht, Jerry!“
    „Kommen Sie, Bill. Helfen Sie mir.“
    Jerry hinkte näher an Sam Raybould heran. Der Mann atmete ganz schwach. Sams Gesicht war totenblaß, das Kinn hing schlaff herunter. Wenn er nicht an dem großen Schlüssel festgehangen hätte, wäre er sicher umgefallen. Jerry und Bill erreichten die Tür zur gleichen Zeit. Jerry sah, daß das lederne Bruchband den Restaurantbesitzer aufrecht hielt, das hatte ihn davor bewahrt, zwischen die anderen Opfer des Drudenlochs auf den kalten Boden zu fallen.
    Rayboulds Augen waren immer noch weit aufgerissen, doch das Licht der Taschenlampen schien ein leises Erkennen in diesen Augen aufflackern zu lassen.
    „Können Sie ihn tragen, Bill?“
    „Ja.“
     

    Als Bill den schweren, schlaffen Körper aufhob, schwang die Eichentür weit auf. Raybould entglitt Bills Händen.
    „Nein! Oh, nein!“ Der Lastwagenfahrer zitterte am ganzen Körper, als der Strahl der starken Taschenlampen, die eigens dafür geschaffen waren, den Nebel des Hochgebirges zu durchdringen, mit ihrem kalten Licht den Raum erfüllten.
    Jerry stand da wie festgewurzelt.
    Vor ihnen lag ein in den natürlichen Felsen gehauener Saal. Er war ungefähr dreißig Meter lang, und fast so breit wie lang. In kleinen Seitennischen hingen Stalaktiten, in einigen der Nischen standen dazwischen auch vereinzelt Stalagmiten. Von der Decke tropfte in gleichmäßigem Rhythmus Wasser. Das alles waren Naturgebilde. Was aber die drei Männer so entsetzte, war nicht der Saal selber, sondern der lange Tisch, an dem, immer noch aufrecht trotz zweier Jahrhunderte der Einkerkerung, die frosterstarrten Körper der Brindleys saßen.
    Ihre Gesichter waren immer noch Gesichter. Ihre Hände, manche auf der Tischplatte ruhend, manche das Kinn stützend, waren immer noch Hände. Gesichter und Hände erstrahlten in grünlich fluoreszierendem Glanz, als glühte ein metallisches Feuer unter ihrer Haut. Junge und alte Männer saßen hier, alle hager, vertrocknet, verdorrt, aber keine einzige Frau war unter ihnen. Eine grausige Festgesellschaft in ihren verfaulten Röcken und zerschlissenen Hosen. Jerry und Bill standen da in schweigendem Entsetzen und starrten auf die stumme Gruppe. Ihre Blicke wurden besonders von einer Gestalt angezogen, die am Ende des langen, schmalen Tisches saß. Eckig, mager, aufrecht, mit schneeweißem Haar und buschigen Augenbrauen, die Augen weit offen und schwarz wie Pech, ein verächtliches Lächeln um den grausamen Mund, das fangartige Zähne entblößte.
    Jerry war der erste, der seine Stimme wiederfand.
    „Lord Titus Brindley!“ Er erschauerte.
    Die altmodischen Kleider waren mit hellgrünem Schimmel überzogen. An manchen Stellen konnte man sehen, daß der einst kostbare Stoff mit Goldfäden durchwirkt war. Die schon seit Ewigkeiten Toten saßen da, als würden sie in aller Ruhe auf etwas warten.
    Jerry ließ den Lichtkegel der Taschenlampe durch den weiten Saal wandern. Es gab noch mehr zu sehen. Er sah auf dem langen Tisch Becher und Teller. Die Brindleys waren also beim Festmahl gesessen. Wahrlich eine grausige Geburtstagsparty! Auf einem Sockel an der Wand standen grün und grausig, die Überreste eines gräßlichen Altars. An einem krummen Kreuz war ein Tierkadaver angenagelt.
    „Jerry“, flüsterte Bill Ainsley und schlotterte vor Angst. Seine robuste Selbstsicherheit war dahin. „Jerry! Sind sie alle tot?“
    „Mausetot.“
    „Ich dachte – Lord Titus – ich dachte, er hätte sich bewegt!“
    „Unmöglich!“ sagte Jerry laut, und sein Atem war ein weißes Wölkchen in der feuchtkalten Luft.
    Irgendwie mußten die Bewegungen der Männer die Luft zum Schwingen gebracht haben, denn plötzlich fiel der verfaulte Altar in sich zusammen. Die beiden Männer wagten nicht, sich zu bewegen.
    „Du lieber Himmel!“ flüsterte Jerry. „Sie, Brenda, wußte, daß hier ein neuer Altar nötig sein würde. Sie wußte es!“ Jerrys Knie wurden weich. „Um Gottes willen! Sie werden bald kommen!“
    Bill warf sich Sams schlaffen Körper über die Schulter, und beide Männer begannen, zum Ausgang im Keller zu hasten. Hinter ihnen blieb die Tür offen. Endlich erreichten sie den Mauerdurchbruch.
    „Gott sei Dank“,

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