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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ball
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Das war mehr, als seine ohnehin zum Zerreißen gespannten Nerven vertragen konnten. Er versuchte, sich zusammenzunehmen und sagte: „Schon gut, schon gut!“
    „Gehen Sie und bringen Sie die Mädchen zur Vernunft! Gehen Sie, Sie Superkluger!“
    „Warum ausgerechnet eine Stunde?“ wiederholte Bill hartnäckig.
    „Mitternacht ist die Stunde des Großen Sabbats. Zu dieser Zeit ist die Macht des Teufels am größten.“
    „Das ist mir egal“, rief Mrs. Raybould keifend. „Sie bringen mir sofort Sukie zurück! Und sehen Sie zu, daß die Mädchen endlich zu Bett gehen!“
    „Mrs. Raybould“, sagte Jerry, so sanft er konnte. „In der Gaststube tut sich etwas, das der normale menschliche Verstand nicht erfassen kann. Und ich weiß – ich weiß es ganz genau – daß es allerhöchste Gefahr bedeutet, dort hineinzugehen. Begreifen Sie denn nicht, Mrs. Raybould, daß jene jungen Mädchen etwas tun, was seit zweihundert oder mehr Jahren nicht mehr auf dieser Erde getan worden ist, und daß wir diesen Dingen hilflos und schutzlos gegenüberstehen?“
    Bill Ainsley nickte bestätigend mit dem Kopf. „Was immer sie auch treiben, ich werde mich hüten, ihnen auch nur in die Nähe zu kommen. Wie steht’s? Mein Angebot mit dem Lastwagen bleibt aufrecht.“
    „Und was ist mit Sukie?“ beharrte Mrs. Raybould stur.
    „Mrs. Raybould!“ Jerrys Stimme klang nun scharf. „Begreifen Sie denn noch immer nicht?“
    „Glaub’schon.“
    „Haben Sie verstanden, was ich Ihnen sagte?“
    Sie schwieg störrisch.
    „Und was ist jetzt mit Sam?“ fragte Bill zaghaft.
    Jerry blätterte in Alfred Douglas Davenants Buch. Jener hatte gewußt, was in einer solchen Situation zu tun war. Hier standen die Worte der Beschwörungsformel, die vor dem Zugriff des Teufels bewahren sollte. „Bewahre diesen Deinen Diener vor unreiner Gesinnung und vor der Schlange, die unsterblich. ER, der die Ausgeburten der Hölle in die Finsternis verbannt, befehle dieser abscheulichen Heimsuchung, das Menschengeschlecht zu fliehen. Denn ER wird seine Feinde dereinst mit dem flammenden Schwert vernichten, und mit ihnen die Schlange des Bösen.“
    „Was ist mit Sam?“ drängte Bill noch einmal.
    Jerry empfand mehr Furcht als je zuvor in seinem Leben, und dennoch hörte er sich plötzlich sagen: „Wir holen ihn heraus!“ Wer hatte diese Worte gesprochen? Wer? „Sie tanzen sich jetzt in tiefe Trance. So haben wir Zeit genug. Auf jeden Fall eine halbe Stunde. Zeit genug, um Sam herauszuholen. Dann hauen wir ab zu Ihrem Lastwagen, Bill.“
    Ohne es zu wissen, sprach Jerry diese Worte im Befehlston, und Bill Ainsley, der Ex-Soldat, war es gewöhnt, diesem Ton zu gehorchen.
    „Jawohl!“
    „Also gehen wir“, rief Jerry barsch, während seine Knie unter ihm nachzugeben drohten. Er grinste Bill aufmunternd zu und ging voraus. Die Geräusche aus der Gaststube hatten einen tierhaften, Klang angenommen.
    Brendas Stimme war ungeduldig und metallisch. „Bald! Bald, Meister!“
    „Vorsicht, Bill“, hörte er sich selber sagen, in knappem Befehlston. Er ging Bill Ainsley voran in den dunklen Keller.
    „Ich hole große Taschenlampen aus den Kisten. Wird das genügen?“ fragte Bill atemlos. „Es ist schon zwanzig Minuten vor Zwölf.“
    „Also dann nichts wie los!“
    Viel zu schnell waren sie an der Biegung, trotzdem Jerry mühsam humpelte.
    „Hören Sie was?“ flüsterte Bill mit heiserer und unnatürlich hoher Stimme.
    „Nein.“
    Sie bogen um die Ecke. Jerry suchte mit dem Lichtkegel seiner Taschenlampe die Tür, die er schon einmal gesehen hatte. Das Licht streifte die stillen, grünen Gestalten, die am Boden des Tunnels lagen.
    „Oh, nein!“ Bill erschauerte. Jerry konnte sehen, daß er einen Schritt zurückgetaumelt war. „Junge, Junge! Das ist doch tatsächlich der Leutnant. Dort liegt seine Funkausrüstung.“
    Als Jerry das Licht der Taschenlampe endlich auf die Tür richtete, war er es, der aufschrie und einen Schritt rückwärts tat.
    „Mein Gott! Bill! Da ist Sam Raybould!“
    Das Licht der beiden Taschenlampen zitterte, und Bill Ainsley fluchte leise vor sich hin.
    „Sam!“ brüllte Jerry, der Gefahr nicht achten. „Sam!“
    Die schwere Eichentür war einen Spalt offen, und Sam stand da wie angewurzelt, seine Augen waren weit aufgerissen.
    Er stand da wie festgebannt, nicht fähig, sich zur Flucht zu wenden. „Er ist tot“, flüsterte Bill heiser. „Jerry, da sind noch Leichen. Du lieber Gott, so viele! Da sind auch die

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