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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ball
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Wurzeln – tödliche Nachtschattengewächse, getrocknetes Allerlei. Sie muß das Zeug die ganze Zeit in ihrer Reisetasche mit sich herumgeschleppt haben.“
    „Brenda? Brenda!“
    „Sie ist die Anführerin.“
    „Ja. Aber wie brachte sie es dann fertig …“
    „Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß ist, daß sie in den Keller wollen.“
    „Sie wollen in den Tunnel?“ rief Bill, während er insgeheim hoffte, daß alles nur ein Mißverständnis gewesen war.
    Jerry zog die Stirn kraus. „Sie wollen den Schlüssel, den Alfred Douglas Davenant in dem Schreibtisch fand.“
    „Wo aber ist dieser Schlüssel?“ fragte Bill.
    Eine dumpfe Ahnung drängte sich Jerry auf.
    „Das möchte ich lieber gar nicht wissen.“
    Mrs. Raybould blickte auf.
    „Er hat ihn genommen“, sagte sie schlicht.
    „Er …“ Bill verstand sofort.
    „Wer?“ fragte Jerry verdattert.
    „Sam Raybould!“
    Die beiden Männer starrten die magere Frau an. Langsam dämmerte es Jerry, was diese Frau da eben gesagt hatte.
    „Ich habe ihm von Schliemann und von verborgenen Schätzen erzählt. Er wird glauben …“
    „Er hatte noch nie viel Verstand, dieser Sam Raybould“, warf Mrs. Raybould mit verächtlichem Ton ein und streichelte ihren Hund.
    Das leise Summen und Stöhnen aus der Gaststube erhob sich plötzlich zu einem vielstimmigen Schrei. Sukie hob den Kopf und stieß ein klägliches Geheul aus. Dann biß sie Mrs. Raybould in die Wange und floh.
    „Sukie!“ kreischte die Frau.
    „Dieser Narr!“ rief Jerry. „Bill! Dieser Narr ging allein in den Keller, wo Mitternacht nahe ist.“
    Der Lärm aus der Gaststube wurde schwächer. Mrs. Raybould kam zurück. Sie war völlig verstört. „Sukie ist bei den Mädchen drinnen geblieben.“
    Bill tröstete sie.
    „Es gibt Schlimmeres, worüber wir uns aufzuregen haben, Mrs. Raybould! Ist Sam nicht wichtiger als der Hund?“
    Als jemand die Tür zur Gaststube öffnete, war die Stimme des Ansagers von Radio Manchester zu hören.
    „Und nun ein Spezieller Gruß an die zwölf Hübschen droben auf dem einsamen Berg. Wir spielen auf Wunsch für die Mädchen der Langdene Akademie eine Melodie namens‚ 0ld Black Magic’. Ha-ha-ha.“
    Aus der Gaststube kam Brendas schrilles Gelächter. Ein höhnisches und böses Gelächter. Jerry zitterte. Es war höchste Zeit zu handeln.
    „Was ist mit Sam?“ fragte Bill.
     

     

Die Blicke der beiden Männer wandten sich von der zitternden Frau zum Korridor. Das Radio war abrupt abgedreht worden, und das Ächzen und Summen wurde wieder lauter. Ab und zu klangen einzelne Wortfetzen auf.‚ Wir kommen! Die Kraft ist in uns!’
    Jerry schluckte nervös und stand auf, um die Küchentür zu schließen. Ein Schmerz durchzuckte seinen verstauchten Knöchel, weil er in der Aufregung vergessen hatte, das Gewicht auf den gesunden Fuß zu verlagern. Er wagte nicht, vor Schmerz aufzuschreien. Doch auch durch die geschlossene Tür hörten sie die Stimmen der Mädchen, übertönt von einer einzelnen Stimme, die rauh und kehlig klang. Jerry erschauerte. Wie war es möglich, daß eine so schlanke und zarte Kehle derartige brutale Töne hervorbringen konnte.
    „Hören Sie Brenda?“ sagte Bill Ainsley. „Ihre Stimme ist völlig verändert. Mensch, Jerry, was haben diese Biester vor?“
    „Die Drogen beginnen zu wirken. Sie werden nun so lange tanzen, bis sie sich in einen Zustand der völligen Entrückung versetzt haben. Es steht alles in dem Buch – Alfred Douglas Davenant hat sogar die Zutaten für das Gebräu beschrieben. Wenn ich das geahnt hätte, wäre ich lieber nach Hagthorpe gegangen. Und wenn ich auf allen vieren hätte kriechen müssen!“
    Bill gab Mrs. Raybould einen aufmunternden Schubs. „Wir könnten versuchen, uns zu meinem Lastwagen durchzuschlagen. Es wird sicher noch genug Strom in der Batterie sein, um uns die ganze Nacht warmzuhalten. Morgen kommt ohnedies Tauwetter.“
    „Sam“, flüsterte Mrs. Raybould. „Er ist da unten, ganz allein. Er mit seinem Bruchband.“
    „Wie spät ist es?“ fragte Jerry.
    „Elf Uhr“, antwortete Bill nach einem Blick auf seine Armbanduhr.
    „Wir hätten also noch eine Stunde Zeit.“
    „Warum ausgerechnet eine Stunde?“
    „Sukie!“ rief Mrs. Raybould jammernd. Zu Jerry gewandt schrie sie: „Sie gehen jetzt und bringen sie zurück! Sie sind an allem schuld! Wenn Sie nicht gewesen wären, wäre dieses Miststück auch nicht hier! Gehen Sie und bringen Sie mir Sukie zurück!“
    Jerry rang nach Luft.

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