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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ball
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rief Bill. Seine Stimme war fast wieder die alte. „Die Lampe. Können Sie die nehmen, Jerry?“
    „Wir lassen die Lampe da. Sehen wir lieber zu, daß wir von hier wegkommen. Es muß gleich Mitternacht sein.“
    Bill sah auf die Uhr. „Zehn Minuten noch.“
    „Dann nichts wie raus!“
    „Sollten wir nicht versuchen, Brenda und die Mädchen zurückzuhalten?“
    „Bill! Verstehen Sie nicht? Brenda ist eine Brindley!“
    „Wieso wissen Sie das?“
    „Das Zeichen auf ihrem Rücken! Bill, es ist das Teufelszeichen! Alfred Douglas Davenant beschrieb es genau in seinem Buch.“
    Aus der Gaststube ertönte das Summen und Stöhnen nun mit ungewöhnlicher Eindringlichkeit und wilder Grausamkeit. Bald würde der Höhepunkt erreicht sein.
    „Raus hier!“ befahl Jerry.
    Doch Bill schaltete auf stur.
    „Wenn wir die Kisten und Schachteln vor den Tunneleingang schieben, können die Mädchen das Loch nicht finden!“ Er ließ Sam zu Boden gleiten und begann, in wilder Hast Kisten herbeizuschleppen und vor den Eingang zum Tunnel zu türmen. Von der Treppe her wogte Singsang und Gemurmel auf. Bill erstarrte. Die Stimmen waren tief, wild, eindringlich.
    „Magister! Wir kommen! Wir haben deine Kraft in uns, und die Stunde ist gekommen!“
    „Bill, Sie dämlicher Kerl! Da haben wir’s! Sie sind da!“
    Brendas metallische Stimme erhob sich über die Stimmen der anderen. „Seine Macht ist in uns! Wir fühlen es, Magister!“
    Jerry litt unsägliche Qualen. Jeder Nerv seines Körpers vibrierte und schmerzte, als hätte jemand sein Nervensystem fein säuberlich vom Fleisch gelöst und ihm nach außen gestülpt, um es dort mit Feuer und Eis zu peinigen. Etwas wand sich in seinem Gehirn. Längst vergessene Haßgefühle und Ängste wurden durch neue, noch entsetzlichere Gefühle verdrängt, drangen in sein Bewußtsein und griffen mit eisigen Klauen nach seinem gesunden Verstand.
    „Jerry“, krächzte Bill. Jerry konnte die Qual, die Bill litt, an seiner Stimme erkennen.
    „Wir können nicht hinauf“, flüsterte Jerry. Der Klang einer menschlichen Stimme hatte den Bann gebrochen.
    „Nicht zurück, bitte“, wimmerte Bill. „Nicht wieder dort hinein!“
    „Schnell! Die Kisten weg! Und Sam nicht vergessen!“
    Die Geräusche von oben hatten nichts Menschliches mehr an sich. Die Stimmen waren rauh und grausam, die Worte waren unverständlich, in einer fremden Sprache. Latein? Nein. Älter?
    Jerry warf sich gegen den Stapel aus Kisten. Mit Bill Ainsleys Hilfe schob er ihn schnell zur Seite. Sam Raybould erschreckte die beiden Männer fast zu Tode, als er furchtbar zu stöhnen begann. Er war noch immer in einem Schockzustand. Jerry schob die letzte Kiste zur Seite und ließ Bill den Vortritt.
    „Wo sind die Taschenlampen, Bill?“
    Die Lampen waren auf der Treppe zurückgeblieben, um Bill beim Verrammeln des Tunnels zu leuchten. Nun war es zu spät, sie zu holen. Mit zitternder Hand packte Jerry die Petroleumlampe. Einer letzten Eingebung zufolge griff Jerry in die Kiste, die sie zuletzt weggeschoben hatten, um noch weitere Taschenlampen mitzunehmen. Seine Hände fühlten lange Stangen anstelle von Taschenlampen. Kerzen? Er nahm, ohne hinzusehen, so viel er greifen konnte, und folgte dem schwer beladenen Lastwagenfahrer. Sie kamen zur Biegung. Vor ihnen war das grausige Mausoleum der Brindleys und die armen Opfer des Drudenlochs, doch hinter ihnen war noch viel Schlimmeres.
    „Wach auf, Sam!“ Bill rüttelte den Restaurantbesitzer und klopfte ihm die Wangen. Ein leiser, gurgelnder Laut zeigte, daß Sam langsam wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte.
    „Geht nicht dort hinein“, krächzte Sam mit zitternder, dünner Stimme, als sie sich dem Eingang zum steinernen Saal näherten. „Laß mich runter, Bill.“
    Bill Ainsley blieb stehen und ließ Sam von den Schultern gleiten.
    „Ich nehme die Petroleumlampe“, sagte er schwer atmend zu Jerry. „Wie gehen wir jetzt?“
    Jerry deutete auf eine Abzweigung des Tunnels, die sanft abwärts führte. „Weiß Gott, wohin dieser Gang führt, aber wir sind hier jedenfalls sicher.“
    Raybould stand noch recht wackelig auf seinen Beinen. „Warum gehen wir nicht hinauf?“ fragte er.
    „Wir können nicht!“ rief Bill Ainsley und packte Sam an den mageren Schultern. „Wir können nicht! Sie kommen schon herunter!“
    „Die Mädchen sind besessen, Mr. Raybould“, erklärte Jerry. „Sie kommen hier herunter, um eine Schwarze Messe abzuhalten!“
    „Schwarze Magie, Sam“,

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