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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hatte.
    Viele der Papiere waren ohne große Bedeutung, aber einige zeugten von Tragödien. Zwei Urkunden zeigten Vermählungen an - die eine von Henry Wighton, die andere von Rudolf Stahl. Beides waren frühere Decknamen von Frank Sutton. Er hatte in Kapstadt und in Bristol geheiratet. Bigamisten wählen überhaupt mit Vorliebe Bristol.
    Die zweite Urkunde studierte Leslie länger als die erste. Mr. Rudolf Stahl hatte Gwendolyn Alice ... geheiratet - alle drei Namen, von der Hand des Standesbeamten sorgfältig eingesetzt, waren John sehr geläufig, ganz besonders der Familienname, denn es war sein eigener, und die junge Dame seine Schwester.
    John war damals in Frankreich gewesen und kannte den Bräutigam nicht, das heißt, er vernahm von der ganzen Geschichte erst später, als sie ihr abruptes Ende bereits gefunden hatte. Und dann erfuhr er auch, daß die Hälfte des bescheidenen Vermögens, das seine Schwester besaß, dem unbekannten Herrn Stahl übergeben worden war.
    Es hätte schlimmer ausgehen können, dachte er mit Genugtuung, als er die Urkunde zusammenfaltete. Herzen, besonders junge Herzen, brechen nicht so leicht. Nach dem unvermeidlichen Prozeß, der sie von einem Mann befreite, der gar nie ihr Gatte gewesen war, hatte seine Schwester einen Rechtsanwalt in Neuseeland geheiratet.
    Durch diese Geschichte jedoch war John auf die Spur des Zinkers gekommen.
    Unter den Papieren befand sich auch ein Diktatblock mit stenografischen Notizen, der zur Genüge bewies, wie sehr sich Millie Trent als Sekretärin und Assistentin ihres Chefs bewährt hatte. Es war nicht die gebräuchliche Kurzschrift, und es hatte monatelang gedauert, bis Leslie sie entziffern konnte. Dieses Tagebuch der Verbrechen reichte über viele Jahre.
    Als Kuriosum unter den Papieren konnte ein Zeitungsausschnitt aus einem Polizeijournal gelten, auf dem auch eine Fotografie zu sehen war, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Frank Sutton aufwies.
    ›Jan Stefenson, vermutlich schwedischer Nationalität, gesucht und steckbrieflich verfolgt wegen Bigamie und versuchten Mordes.‹ Es folgte eine lange Beschreibung, die manche merkwürdigen Irrtümer enthielt. Die Eitelkeit von Verbrechern ist sprichwörtlich, und Leslie wunderte sich nicht, daß Sutton und seine Frau dieses schwer belastende Dokument aufgehoben hatten, denn am Schluß der Beschreibung stand: ›Spricht mehrere Sprachen, sieht ausgezeichnet aus und gilt als vernünftiger, tüchtiger Geschäftsmann‹ - Diese kurze, schmeichelhafte Bemerkung hatte sie zweifellos veranlaßt, den Zeitungsausschnitt aufzubewahren.
    Leslie legte alle Papiere wieder in den Kasten zurück und verschloß ihn, denn er wollte ihn mitnehmen. Er sah sich nochmals im Zimmer um und wollte gerade gehen, als er Schritte auf dem Gang hörte. Der Besucher war wohl mit den Örtlichkeiten nicht vertraut, denn ab und zu blieb er stehen, und Leslie konnte sich vorstellen, wie er die Schilder an den Türen las. Und dann verstummten die Schritte vor seinem Zimmer. Die Klinke wurde hinabgedrückt, langsam öffnete sich die Tür.
    Es war Bill Anerley. Er trug einen Mantel, der bis zum Kinn zugeknöpft war und unter dem die goldbetreßten Beinkleider seiner Portieruniform hervorschauten. Er mußte sehr schnell gelaufen sein, denn er war ganz atemlos.
    »Nun, mein Freund?« Leslie musterte ihn erstaunt und belustigt zugleich.
    Aber Bill war nicht zum Scherzen aufgelegt. Er machte ein trauriges Gesicht, und beinah traten ihm Tränen in die Augen.
    »Ich habe alles mögliche versucht, Sie zu finden. Einer der Polizisten ließ die Bemerkung fallen, daß Sie hier eine Anstellung gehabt hätten. Aber warum versäumen Sie Ihre Zeit, Captain?« fragte Bill vorwurfsvoll. »Sie müssen doch sehen, daß Sie fortkommen! Jetzt ist nicht der Moment, hier herumzusitzen, wo alle nach Ihnen suchen!«
    Leslie zwinkerte ihm zu.
    »Sie glauben, daß man mich verfolgt? Wie kam es denn überhaupt, daß mein Name genannt wurde?«
    »Diese Millie, die Kanaille, hat ihn der Polizei verraten! Sie kam doch als erste dazu. Ich schickte meinen Jungen hinunter, um einen Polizisten zu rufen, und bevor ich mich recht besinnen konnte, war der ganze Club voll von Beamten. So viele Polizisten habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen! Ich konnte mich verdrücken, ich hatte Glück.«
    Bill griff in die Tasche und zog eine Handvoll Banknoten heraus.
    »Hier ist etwas, das Sie brauchen können - zweiundachtzig Pfund, die Tageskasse.«
    Er schob ihm das Geld zu, aber

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