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061 - In der Gewalt der Schneemenschen

061 - In der Gewalt der Schneemenschen

Titel: 061 - In der Gewalt der Schneemenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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verwundert betrachtete.
    „Eine Alraune!" rief Coco überrascht.
    „Tatsächlich", sagte Dorian und nahm die Wurzel an sich. Sie war klein und hatte eine fast menschliche Gestalt. Der Dämonenkiller betrachtete die Wurzel ganz genau. Ein Stück war abgebrochen worden. Er hob sie höher. Nein, das Stück war abgebissen worden.
    „Was soll diese Aufregung wegen der Wurzel?" fragte Yameshi verwundert. „Man kann sie hier überall kaufen. Einige Sherpas und Priester verwenden sie als Haschisch-Ersatz. Wenn man sie kaut, kommt man in einen rauschähnlichen Zustand."
    Der Lama bewegte sich leicht.
    „Wir müssen ihn fesseln", sagte Jeff.
    „Das würde ich lieber bleibenlassen, Parker", meinte Yameshi. „Die Sherpas würden das gar nicht gern sehen. Sie sind erregt, daß ich den Priester niedergeschlagen habe. Die Sherpas sind alle ziemlich religiös. Sie würden sich gegen uns stellen."
    „Was sollen wir dann tun?" fragte Dorian. „Ihn einfach laufenlassen?"
    „Das wird das beste sein", meinte Yameshi. „Ich werde ihn noch ausfragen."
    Der Lama seufzte, dann schlug er die Augen auf. Sein Gesicht wirkte eingefallen.
    „Versuch ihn zu hypnotisieren, Coco!" sagte Dorian auf italienisch. Er wußte, daß Yameshi diese Sprache nicht verstand.
    Coco beugte sich vor. Der Lama versuchte ihren Blick auszuweichen, doch er konnte ihr keinen entscheidenden Widerstand bieten. Seine Augen wurden groß und starr.
    „Fragen Sie ihn, Yameshi!" sagte Coco.
    Yameshi nickte. Er sprach rasch auf den Lama ein, der leise antwortete.
    „Was hat er gesagt?" fragte Jeff interessiert.
    „Wenig", sagte Yameshi. „Er gehört einem Kloster an, das einige Tagreisen entfernt ist, und wurde von seinem Abt ausgeschickt. Er bekam den Auftrag, Dorian Hunter zu töten. Der Abt wußte genau, daß Dorian heute hier eintreffen würde."
    „Und weshalb sollte er mich töten?"
    „Irgend jemand hält Sie für einen Anti-Bodhisattva, Hunter. Ich erkläre Ihnen das später. Sollte es ihm nicht gelingen, Sie zu töten, dann soll er in sein Kloster zurückkehren. Es werden sich andere finden, die Sie töten."
    „Das sind ja erfreuliche Aussichten", brummte Dorian. „Erinnert ihr euch an den Anschlag auf uns in Katmandu?"
    Jeff und Coco nickten.
    „Wahrscheinlich wurden diese Kerle auch aus irgendwelchen religiösen Gründen auf mich gehetzt. Da müßte ich erst mehr über den Lamaismus wissen. Aber vielleicht dient das alles nur zu Täuschung."
    „Und was machen wir jetzt mit dem Lama?"
    „Laufenlassen", sagte Yameshi. „Von ihm droht Ihnen keine Gefahr mehr. Und mehr bekommen wir aus ihm auch nicht heraus."
    „Gut", sagte Dorian. „Sagen Sie ihm, daß er verschwinden soll!"
    Yameshi redete auf den Priester ein, der aufstand, seine zu Boden gefallene Mütze aufhob, sie sich auf den Kopf stülpte, und Dorian einen haßerfüllten Blick zuwarf, sich umdrehte und mit gefalteten Händen durch das Zeltlager ging. Einige der Sherpas riefen ihm etwas zu, doch er beachtete sie nicht. Sekunden später hatte er das Lager verlassen.
    „Jetzt sind Sie dran, Yameshi", sagte der Dämonenkiller. „Ich bin auf Ihre Erklärung schon neugierig."
    „Das können wir alles während des Essens besprechen", schaltete sich Jeff ein. „Das Essen wird in einer der Hütten serviert."
    Jeff ging voraus, die anderen folgten ihm schweigend. Sie betraten eine der Hütten und nahmen an einem einfachen Tisch Platz. Zwei junge Sherpamädchen trugen das Essen auf. Es gab gebratene Hähnchen mit Kartoffeln und Mais.
    Dorian blickte Yameshi, der an einem Hühnerbein herumknabberte, fragend an.
    „Ich will Sie jetzt nicht mit dem Buddhismus und dem Lamaismus im Detail quälen", sagte Yameshi schmatzend. „Da müßte ich tagelang erzählen. Ich werde es ganz kurz machen. Der Lamaismus entstand um 640 n. Chr. in Tibet. Die Lehre wurde auf Veranlassung des Königs Srong-tsan-gampo eingeführt, der auch die Hauptstadt Lhasa gründete. Es dauerte einige Jahrhunderte, bis sich diese Lehre durchgesetzt hatte. Es war die Lehre der sogenannten Rotmützen. Später gab es dann eine andere Lehre, die von den sogenannten Gelbmützen ins Leben gerufen wurde. Die beiden Parteien bekämpften sich ziemlich heftig." Yameshi legte den abgenagten Hühnerknochen zur Seite und stopfte sich einige Kartoffelscheiben in den Mund. Dann trank er ein Glas Milch und bearbeitete geräuschvoll ein weiteres knusprig gebratenes Hühnerbein. „Der Gründer der Gelbmützen war Tsong-kha-pa. Sein Nachfolger war

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