061 - Medusas steinerne Mörder
versorgen…« Aber das war nur die halbe
Wahrheit. Die meisten von ihnen waren durch Draculas Bruder eingefangen worden,
der rund dreißig Kilometer vom Sitz seiner Ahnen entfernt ein eigenes kleines
Schloß bewohnte. Dort führte er auch seine Experimente durch… mit Menschen. Es
gab gewisse Hinweise darauf, daß er seine Opfer tötete und dann den
anatomischen Aufbau des menschlichen Körpers studierte, in dem er die Leichen
sezierte. Er wollte dem Geheimnis des Lebens auf die Spur kommen. In Verbindung
mit einem teuflischen Ritual war ihm dies offensichtlich auch gelungen. Er
schloß einen Kontrakt mit den Mächten der Finsternis. Dracula, so hieß es dann
eines Tages sei auch bei Tageslicht gesehen worden. Die trüben, nebligen
Herbsttage und die kalten, langen Winter in den Karpaten erhielt er als
Gegenleistung dafür, daß er alle sieben Tage eine junge Frau dem Teufel
opferte. Die Bevölkerung in den umliegenden Dörfern lebten in Angst und
Schrecken. Da faßten sich einige mutige Männer ein Herz. Sie riskierten ihr
eigenes Leben, als sie beschlossen, in das unheimliche Experimentier-Schloß des
Dracula-Bruders einzudringen und den Besitzer festzunehmen und zu töten. Einer
hatte einen handfesten Plan entwickelt. Danach mußten sie abwarten, bis er
wieder auf Menschenjagd war, um sich ein neues Opfer zu holen. Eine junge Frau,
die in den Plan eingeweiht worden war, erklärte sich bereit, als Köder zu fungieren.
An
einem neblig-trüben Mittwoch, dem siebten Tag nach dem letzten Opfertod eines
Mädchens, ging sie noch mal zum Muresul hinunter, um nach ihrer Katze zu sehen,
die angeblich weggelaufen war. Es war allgemein bekannt, daß auch Hunde und
Katzen aus den Dörfern spurlos verschwanden. Es wurde getuschelt, daß Dracula
sie braten und verspeisen würde…
Der
Plan ging auf. Die junge Frau wurde von einem Fremden angesprochen. Er war mit
gespenstischer Lautlosigkeit mit einer Kutsche nähergekommen, schlang seinen
schwarzen Mantel um sie und warf sie in das Gefährt. Ein hagerer Kutscher trieb
die kohlschwarzen Pferde an, und ab ging die lautlose Fahrt über Stock und
Stein in die Nebelnacht. Aber die Männer aus dem Dorf lagen auf der Lauer. Sie
folgten der Kutsche, und es gelang ihnen, in den düsteren Schloßhof
einzudringen, wo die Entführte hingebracht worden war. Sie sahen, wie das
zukünftige Opfer von dem Dracula-Bruder in das Schloß geschleppt wurde. In den
Gewölben befand sich ein Raum, der ein Mittelding zwischen Tempel und Labor
war. Alles war zur Hinrichtung der Entführten vorbereitet. Doch als Dracula
sein Opfer zunächst aussaugen und dann töten wollte, griffen sie an. Zehn
Eindringlinge fielen über Dracula her und schlugen ihn nieder. Der Zeitpunkt
war gut gewählt, denn in der Stunde zwischen Mitternacht und ein Uhr war für
den Bruder des Königs der Vampire ein Tiefpunkt, den er nur durch einen neuen
Mord überwinden konnte. Aber dazu gaben ihm die Männer aus dem Dorf keine
Gelegenheit.
Sie
erkannten seine Schwäche und entschieden sich dafür, ihn eines langsamen Todes
sterben zu lassen. Sie mauerten ihn in dem Gewölbe ein, wo er seine Opfer zu
ermorden pflegte. Dann verwüsteten sie die gesamte Einrichtung, schlugen alles
kurz und klein und setzten das Kleinholz, das sie aus den Möbeln gemacht
hatten, schließlich in Brand. Sie hatten zuvor vereinbart, daß nichts aus dem
Besitz des unheimlichen Mörders und Schloßbesitzers mitgenommen werden sollte.
Die Gegenstände aus dem verrufenen Gebäude seien verflucht und sollten in dem
herrenlosen Schloß bleiben. Aber nicht alle hielten sich daran. Einige ließen
Bilder, Kerzenständer und Schmuckstücke mitgehen oder labten sich an dem Wein
des Eingemauerten, dessen Schreie noch immer durch das Schloß hallten. Drei
blieben volltrunken darin zurück und wurden ein Opfer der Flammen, drei andere
konnten der Versuchung nicht widerstehen, Diebesgut mitzunehmen. Sie
starben, laut Überlieferung, wenig später an unbekannten Krankheiten unter
großen Schmerzen. Mit dem Tod des Dracula-Bruders hörten die Nachstellungen
junger Mädchen und Frauen abrupt auf. Nur unter größten Schwierigkeiten war es
den von Bernicz gelungen, aus dem Wirrwarr von Berichten diese Tatsachen herauszufiltern,
denn es stand fest, daß irgendwann in der Vergangenheit jemand begonnen hatte,
die Fakten zu verändern und die Opfer dem Mann zuzusprechen, der in die
Geschichte als Graf Dracula, der König der Vampire, eingegangen war. Die
Gerüchte
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