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061 - Medusas steinerne Mörder

061 - Medusas steinerne Mörder

Titel: 061 - Medusas steinerne Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hochstiegen und die schroffe
Umgebung noch unwirklicher und gespenstischer erscheinen ließen.
    »Wann?
Und, worüber? Über uns?« fragte von Bernicz, dem plötzlich eine Ahnung kam.
»Aber wir hatten doch vereinbart…«
    »Du
kannst beruhigt sein«, fiel sie ihm ins Wort. »Das ist nicht meine Sache,
sondern deine. Nein, wir haben über ihren Zustand gesprochen. Sie fühlt sich
tatsächlich krank. Etwas scheint ihre Kraft mehr und mehr auszulaugen… Das
Schloß, hat sie mir anvertraut, mache sie dafür verantwortlich… Immer mehr
empfände sie seine geisterhafte und bedrohliche Atmosphäre.«
    »Darüber
hat sie nie zu mir gesprochen.«
    »Ich
weiß. Sie hat es mir auch unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut. Sie
hat mich gefragt, ob bei mir die Empfindungen nicht ähnlich wären. Ich sei
schließlich auch eine Frau, und von Frauen sei zu erwarten, daß sie sensibler
sind als Männer.«
    »Und
was hast du ihr darauf geantwortet?«
    »Ich
sagte ihr, daß ich nicht so fühle und denke. Die Atmosphäre im Schloß sei so
wie immer. Vielleicht müsse sie mal raus… habe ich ihr vorgeschlagen. Wieder
mal ein Theater besuchen, ein Konzert. Ich schlug ihr sogar vor, sie nach
Bukarest zu begleiten.«
    »Und,
wie war ihre Reaktion darauf?«
    »Davon
wollte sie nichts wissen. Sie bestand darauf, daß es hier im Schloß etwas gäbe,
das sie bedrohe und ihr die Lebenskraft entziehe.«
    Paul
von Bernicz legte seine Hand auf ihre schmale Schulter. »Ich muß dir gestehen,
daß ich nicht mal weiß, welche Kleider sie in den letzten Tagen getragen hat«,
raunte er ihr zu. »Ich habe nur noch Augen für dich. Daß Luise sich einsam
fühlt, habe ich allerdings schon vorher bemerkt und ihr deshalb den Vorschlag
gemacht, sich Besuch einzuladen und mal wieder ein Fest auszurichten… Sie
schrieb ihrem Bruder und bat ihn hierher. Vielleicht ist ihr Zustand doch
ernster, als uns beiden bisher aufgefallen ist.«
    »Das
gilt für dich, Paul. Nicht für mich«, entgegnete Edith. »Ich beobachte sie seit
Tagen, bin ihr auf ihren Wegen durch das Schloß gefolgt. Sie hat die
entlegensten Winkel aufgesucht und an manchen Stellen die Wände abgeklopft, als
suche sie etwas Bestimmtes.«
    »Den
bei lebendigem Leib eingemauerten Grafen«, murmelte von Bernicz. »Wir suchen
die Stelle, wo die Wand seinerzeit angeblich aufgebrochen wurde, schon seit den
ersten Tagen unserer Anwesenheit in diesem Schloß. Aber gefunden haben wir
bisher nicht die geringste Spur. Warum sie es nun auf eigene Faust versucht,
verstehe ich nicht.«
    »Sie
nimmt an, daß die Gefahr von dem Eingemauerten kommt, daß seine ruhelose Seele
noch durch die düsteren Gemäuer und Gewölbe streift und auf der Suche nach
Lebenskraft ist. Er will zurückkommen…«
    »Edith,
du glaubst doch nicht, daß…«
    »Ich
teile dir nur das mit, was sie mir gesagt hat, Paul. Ich selbst finde es
lächerlich, aber ihr Verhalten gibt doch eine Menge Aufschluß über ihren
wirklichen Gesundheitszustand. Oder findest du das nicht?«
    Die
Art, wie sie das sagte, klang lauernd, und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen
von den Augen. »Du meinst, wir sollten uns ihren derzeitigen Zustand, ihre
nervöse Erschöpfung, zunutze machen?« Seine Stimme klang wie ein Hauch, und
seine Augen nahmen einen fiebrigen Glanz an.
    »Mhm….
warum nicht? Die Umgebung macht ihr sichtlich zu schaffen. Luise fängt an, an
Dinge zu glauben, die völlig irreal sind. Sie macht eine geistige Veränderung durch.
Man könnte ein wenig nachhelfen, und wir wären aller Probleme ledig…« Gewußt
hatten sie es immer, aber so offen gesprochen hatten sie nie darüber. Sie sahen
sich an, und verstanden sich.
    »Ja«,
sagte Graf von Bernicz kaum hörbar, »ja… das wäre ein Ausweg und eine Chance…
wenn sie schon ein bißchen verrückt ist, warum soll sie es da nicht ganz
werden?« Er wollte noch etwas hinzufügen, als er sich plötzlich unterbrach. Ein
Geräusch weckte seine Aufmerksamkeit. Auch Edith hörte es im gleichen
Augenblick und wandte den Kopf Richtung Fenster, das sie vorhin halb geöffnet
hatte, so daß die kühle Nachtluft ihr erhitztes Gesicht fächelte. Aus dem
wabernden Nebel kam ein dumpfes Klopfen. »Das kommt von unten«, sagte von
Bernicz verwundert und öffnete das Fenster ganz. Er streckte den Kopf nach
draußen und blickte in die schwindelerregende Tiefe des dunklen, nebelumwogten
Hofes. Hatte jemand vorn an das Tor geklopft? Da wirbelte er herum. Das
drohende Klopfen war direkt an der Tür

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