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061 - Medusas steinerne Mörder

061 - Medusas steinerne Mörder

Titel: 061 - Medusas steinerne Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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verstummten, schriftliche Aufzeichnungen darüber verschwanden. Das
kleine Schloß wurde rund fünfzig Jahre später von einem Fremden betreten, der
es erstaunlich gut erhalten fand. Das Feuer seinerzeit hatte nicht um sich
gegriffen und nur das Interieur vernichtet. Der Fremde aus der Stadt
Klausenburg richtete sich dort heimisch ein, restaurierte und beseitigte die
Spuren des Feuers. Eines Tages konnte er nachweisen, daß es einen Besitzer des
Schlosses gab, einen Mann namens Dragul, der in Budapest lebte und dort ein
Hotel unterhielt. Dieser Herr Dragul überließ dem Mann aus Klausenburg das
Schloß für einen angemessenen Preis. Lange Jahre lebte der Käufer als
Einsiedler dort. Eines Tages dann tauchte er unter, und es wurde bekannt, daß
das Schloß einem Makler zur Vermietung oder zum Verkauf zur Verfügung stünde.
    Das
Ehepaar von Bernicz hörte davon und unterzeichnete in Bukarest schließlich
einen Kaufvertrag. Das Paar war sicher, daß es sich nur um das Schloß handeln
konnte, in dem der wenig bekannte und doch so gefürchtete Bruder des Grafen
Dracula sein Unwesen trieb und das in der Vergangenheit aufregende Zeiten
erlebte. Die von Bernicz richteten sich dort häuslich ein. Ein eigener
Generator versorgte die Räume mit elektrischem Strom, und in jedem Zimmer gab
es einen Kohleofen, der den Aufenthalt in den trutzigen Mauern erträglich machte,
wenn es draußen stürmte und schneite. Alles, Proviant und Brennmaterial, mußte
wie in früheren Zeiten auf mühselige Weise zum Schloß gebracht werden. Einmal
in der Woche kamen Bauern aus dem Dorf Skotje, das am Fuß der Karpaten lag, und
in dem in alten Zeiten die meisten Jungfrauen verschwanden. Die Angst von
damals steckte den Leuten noch heute in den Knochen. Die Überlieferung war
ihnen bekannt, und sie glaubten fest daran, daß noch heute in dem Schloß der
Geist des unseligen eingemauerten Grafen Dracula umging. Aus Angst vor Geistern
und den Aktivitäten des Teufels waren überall am Wegrand Kruzifixe aufgestellt,
die regelmäßig mit frischen Blumen bestückt waren. Unweit des Schlosses, in
Sichtweite auf einem vorspringenden Plateau, stand eine kleine Kapelle, die
damals nach dem Sieg über den Unheimlichen errichtet worden war. Noch heute
wurde diese Gebetsstätte von Einwohnern aus Skotje aufgesucht, auch wenn die
Kapelle halb zerfallen und baufällig war. Die tiefsitzende Furcht vor den
Ereignissen in der Vergangenheit beeinflußte die Menschen in den umliegenden
Bergdörfern auch heute noch so, daß niemand bereit war, die Schwelle des
Schlosses zu übertreten. Wenn eine Reparatur notwendig wurde, oder die
elektrische Installation ausgebaut wurde, dann mußte Graf von Bernicz aus dem
weitentfernten Cluj, dem früheren Klausenburg, die Handwerker anreisen lassen.
Das war kostspielig, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Ehe der Graf und
seine Frau hier einzogen, stieß die junge Studentin Edith zu ihnen, deren Interessengebiet
ähnlich gelagert war. In einem Gasthaus in Skotje, wo wie in alten Zeiten ein
Kruzifix über der Tür und Bündel von Knoblauch an Tür und Fensterrahmen hingen,
um Vampire abzuwehren, trafen sich die von Bernicz und die Studentin. Paul von
Bernicz lud Edith aufs Schloß ein. Die gemeinsamen Interessen und ihre
Fähigkeit, das Notwendige zu erkennen und im richtigen Moment zuzugreifen, ließ
sie schnell zu einer begehrten Mitarbeiterin werden. Auch Luise Gräfin von
Bernicz förderte die Bekanntschaft, in der sie eine reine Zweckverbindung sah.
    Edith
löste sich aus den Armen des Mannes und atmete tief durch. »Ich hätte es nie
für möglich gehalten, daß es zwischen uns mal so weit kommen würde«, sagte sie
leise und strich sich eine Strähne ihres seidig schimmernden,
tiefschwarzen Haares aus der Stirn. »Ob sie wirklich nicht weiß, daß es mehr
ist als nur die Arbeit, die uns verbindet?« Er schüttelte den Kopf. »So weit
denkt sie nicht. Das ist nicht ihre Art.«
    »Mir
ist aufgefallen, daß sie sich in den letzten drei bis vier Wochen verändert
hat«, bemerkte Edith.
    »Ja,
da muß ich dir recht geben. Sie ist abwesend, depressiv, als ob sie eine
Krankheit ausbrüte… Das ist der Grund, weshalb sie Josef zu sich kommen ließ.
Sie hält viel von den medizinischen Fähigkeiten ihres Bruders.«
    »Ich
habe mit Luise gesprochen«, teilte Edith ihrem Liebhaber mit gesenkter Stimme
mit, ging zu einem der schmalen hohen Fenster des Turmzimmers und blickte
abwesend in die Nacht, wo die Nebel aus dem Tal

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