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061 - Medusas steinerne Mörder

061 - Medusas steinerne Mörder

Titel: 061 - Medusas steinerne Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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brenzlig werde, sei eigentlich auf dich Verlaß… und
er könne sich nicht vorstellen, daß du mich allein zu Morna fliegen läßt, wenn
du davon erfährst… Hier… in weiser Voraussicht hat er zwei Flugtickets
reserviert… für dich und mich… ich bin zwar kein Arzt, aber ich kenn dich schon
lange genug, um sagen zu können, daß du die Abschlußuntersuchung in diesem
Hospital bedenkenlos über dich ergehen lassen kannst. Bring’s schnell hinter
dich, Towarischtsch… Die Maschine startet exakt in hundertfünfundzwanzig
Minuten.«
    »Dann
wird’s knapp. Ich muß mein Gepäck noch holen und…« Kunaritschew schüttelte den
Kopf und grinste von einem Ohr zum anderen. »Das erübrigt sich, deine Koffer
sind schon abgefertigt. Falls du nicht hättest mitkommen können, wäre die
Arbeit umsonst gewesen. Ich war in deiner Wohnung und hab zusammengepackt, von
dem ich denke, daß du’s wirklich gebrauchen kannst. Strapazierfähige Hosen,
zwei Windjacken, ein paar dicke Rollkragenpullover und Fellmütze. Um diese
Jahreszeit ist es in den Bergen unter Umständen schon ziemlich kalt. Verzichtet
habe ich auf deinen Smoking und das Dinner-Jackett. Ich nehme an, daß wir in Praid
und Skotje keine Gelegenheit finden werden, groß auszugehen…«
     
    ●
     
    Sie
hatte sich in dem alten Dorfwirtshaus einquartiert. Die blonde Frau, die vor
drei Tagen aufgetaucht war, hatte allgemeines Aufsehen erregt. Sie war von Cluj
mit dem Zug gekommen und gab an, in Skotje, dem kleinsten und abgelegensten
Dorf auf der Westseite der Karpaten, mit jenen Menschen sprechen zu wollen, aus
deren Familien die Mädchen und Frauen verschwunden waren. Die Menschen im Ort
waren freundlich und zuvorkommend, doch Fragen nach dem Verbleib der
Verschwundenen wichen sie aus. Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C spürte die Angst
und die Ratlosigkeit in Skotje. Seit einer Woche, mit dem Verschwinden der
ersten jungen Frau war es zu lebhaften Aktivitäten in dem Bergdorf gekommen. Sämtliche
Kruzifixe an Häusern und Wegrändern waren frisch gestrichen und zeigten
Blumenschmuck. Die Menschen im Ort wirkten bedrückt und schlossen sich nach
Einbruch der Dunkelheit in ihre Häuser ein. Dann lagen die engen, dunklen
Gassen wie ausgestorben, und auch der Wirt beklagte sich, weil die
Stammkundschaft ausblieb. Die sonst bei ihm verkehrten, blieben zu Hause, weil
sie Angst hatten, sich in der Dunkelheit auf den Heimweg zu machen. Morna hatte
erkannt, daß sie vorerst nichts anderes tun konnte, als die Menschen und die
Umgebung zu beobachten. Und an diesem Abend, dem dritten seit ihrer Ankunft,
beschloß sie, zu provozieren. Sie nahm gegen halb sechs osteuropäischer Zeit
ein leichtes Essen zu sich, trank dazu ein Glas Wein und griff nach ihrem Mantel,
den sie über der Stuhllehne abgelegt hatte. Der Wirt, ein pausbäckiger Mann mit
einer roten Nase, deren Farbe von einem hervorragend gebrannten Schnaps
stammte, hatte die Fremde schon die ganze Zeit über verstohlen betrachtet.
Morna Ulbrandson war dies nicht entgangen. Als sich die langbeinige Frau erhob
und durch die engen Tischreihen zur niedrigen Tür bewegte, hüstelte der Wirt
verhalten. »Wollen Sie noch ausgehen?« fragte er leise und kam, die Hände über
dem weitläufigen Bauch verschränkt, um die Theke herum. In der Wirtschaft
hielten sich zu diesem Zeitpunkt noch drei weitere Gäste auf. Es handelte sich
um Männer, die nur wenige Schritte vom Gasthaus entfernt wohnten. »Ja«,
antwortete die Schwedin auf die Frage. »Die Luft draußen ist wunderbar klar. Ich
möchte noch einen Spaziergang machen.«
    »Tun
Sie es nicht«, schüttelte der Wirt den Kopf. »Denken Sie daran, daß irgendwo
hier in den Bergen ein Mörder herumläuft, den man noch nicht gefaßt hat…« Er
drückte sich der Fremden gegenüber sehr gewählt aus. Mornas Augenbrauen hoben
sich kaum merklich. »Sie meinen damit, daß Dracula sein Unwesen treibt, nicht
wahr?« reagierte sie direkt auf die Bemerkung des kräftigen Mannes. »So wollte
ich es nicht sagen.«
    »Aber,
Sie haben es so gemeint?«
    Die
kleinen wäßrigen Augen des Mannes musterten sie. Dann nickte er. »Ja. Es klingt
für Leute, die hier nicht geboren und aufgewachsen sind, lächerlich. Die
Menschen in den Karpaten jedoch hatten stets ihre eigene Geschichte. Und sie
haben sie noch heute. Er ist wiederauferstanden!«
    »Fürst
Dracula?«
    »Ja!«
    »Hat
man ihn denn gesehen?«
    »Muß
man das, junge Frau? Wer ihn sieht, der ist verloren… Irgend etwas ist in

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